Wohnungs- und Immobilienwirtschaft will energetische Standards für Gebäude kippen
(Berlin) - Die Deutsche Umwelthilfe wirft dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) vor, die Notsituation von Flüchtlingen auszunutzen, um die Energieeinsparverordnung zu untergraben
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Verbände der Wohnungswirtschaft für ihre Forderung, die energetischen Anforderungen an Gebäude und bis 2020 abzusenken. Aus Sicht der Umweltschutzorganisation missbraucht der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) die aktuelle Debatte um die Unterbringung von vielen hunderttausend Flüchtlingen, um die Standards der Energieeinsparverordnung um Jahre zurückzuwerfen.
"Es steht außer Frage, dass wir flexible und unbürokratische Lösungen für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigen. Aber die aktuelle Notsituation auszunutzen, um bestehende Klimaschutzstandards abzuwickeln, ist zynisch und ein bedauerliches Verhalten der Branche", erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
Der Vorschlag des Verbands werde Mietern viele Jahre lang höhere Unterhaltungskosten aufbürden. Das könne und dürfe nicht das Ziel einer sozial ausgewogenen Politik sein, so Müller-Kraenner weiter. Die Wohnungswirtschaft sollte die zukunftsfähige Energieversorgung in Deutschland unterstützen und nicht unnötig Ängste schüren. Die DUH warnt eindrücklich davor, Aspekte des sozial verträglichen und energieeffizienten Bauens und Wohnen gegeneinander auszuspielen. Auch niedrige Einkommensgruppen und der soziale Wohnungsbau haben ein Anrecht auf eine klimagerechte Sanierung und den sich daraus ergebenden Komfort sowie niedrige Heizkosten.
Der GdW kämpft seit Jahren vehement gegen energetische Standards in Gebäuden an. Seine Warnung, dass eine Weiterentwicklung der energetischen Vorgaben an Gebäude den Wohnungsneubau unwirtschaftlich machen würde, hat sich jedoch nicht bestätigt. Tatsächlich weisen Studien darauf hin, dass die Nettokaltmieten in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten preisbereinigt sogar gesunken sind. Darauf hat der GdW sogar in einer eigenen Pressemitteilung selbst hingewiesen. Auch für die Entwicklung der Baukosten zeigen sich ähnliche Ergebnisse - bei einem Vergleich der realen Kosten lässt sich kein Preisanstieg durch Vorgaben zum Wärmeschutz feststellen.
"Statt sich als Blockierer der Wärmewende für Deutschland zu etablieren, sollte die Wohnungswirtschaft die Vorteile von energetisch effizienten Gebäuden in den Vordergrund rücken", plädiert Peter Ahmels, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH. "Ein hoher energetischer Standard führt zu einer deutlichen Wertsteigerung jeder Immobilie und senkt Energiekosten nachhaltig." Für die erfolgreiche Energiewende sei ein Beitrag aus allen Sektoren notwendig. Nicht zuletzt aus sozialer Sicht müsse der Klimaschutz in Gebäuden einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Allein durch die Maßnahmen der ersten Energieeinsparverordnung wurde 2008 eine Heizkostenersparnis von rund 390 Millionen Euro möglich.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Umwelthilfe e.V., Bundesgeschäftsstelle Berlin
Daniel Hufeisen, Pressesprecher
Hackescher Markt 4 / Promenade 3 (Eingang), 10178 Berlin
Telefon: (030) 2589860, Fax: (030) 25898619
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