Pressemitteilung | Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) - Hauptgeschäftsstelle

WM brachte Bussen und Bahnen über 30 Millionen zusätzliche Fahrgäste / VDV: Erwartungen der Veranstalter wurden um ein Mehrfaches übertroffen

(Köln) - In den gut vier Wochen der Fußball-Weltmeisterschaft haben die Busse und Bahnen in den zwölf WM-Städten und bei der DB AG insgesamt mehr als 30 Millionen Fahrgäste zusätzlich zum normalen Tagesgeschäft befördert. „Dieses Ergebnis hat die Prognosen der Veranstalter um ein Mehrfaches übertroffen“, stellte Herbert König, Vorsitzender der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (MVG) und Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), erfreut fest. „Wir sind stolz, zum Gelingen des weltweit anerkannten fröhlichen und friedlichen Fußballfestes in Deutschland einen entscheidenden Beitrag geleistet zu haben.“

„Zwei Millionen Ticketinhaber sind bei den 64 Spielen der WM mit Bussen und Bahnen zu den Stadien gefahren.“ Dies bedeute, dass mehr als 60 Prozent der Stadionbesucher öffentliche Verkehrsmittel genutzt haben, betonte König. Damit sei das Ziel der FIFA, dass für eine reibungslose An- und Abreise zu den Stadien mindestens die Hälfte aller Stadionbesucher mit dem ÖPNV anreisen soll, deutlich übertroffen worden. Auch das umweltpolitische Ziel im „Green-Goal“-Konzept mit dem ÖPNV als tragender Säule für einen klimaneutralen und umweltfreundlichen WM-Verkehr sei voll aufgegangen. Erstmals in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften hatte der VDV mit der FIFA ein Kombiticket vereinbart. Dies berechtigte alle Inhaber von Eintrittskarten zu den WM-Spielen, am Spieltag bis zum frühen Morgen des kommenden Tages ohne zusätzliche Kosten alle Verkehrsmittel im Gebiet des Verkehrsverbundes des Spielortes zu nutzen. „Von dieser Möglichkeit haben die meisten Fans auch ausgiebig Gebrauch gemacht, indem sie die Fanfeste besucht haben oder in den Städten zum Einkaufen oder Besichtigen unterwegs waren“, berichtete König.

Auch die Resonanz auf die Fanfeste und die „Public-Viewing“-Angebote habe die Erwartungen erheblich übertroffen. Da diese zumeist in den Innenstädten angeboten wurden, habe der Prozentsatz der Fans, die mit Bussen und Bahnen angereist seien, sogar noch deutlich höher – vielfach bis 90 Prozent – gelegen.

Auch die 15.000 ehrenamtlichen FIFA-Volunteers bewegten sich in den WM-Städten mit Bussen und Bahnen zu ihren Einsatzorten, nachdem es auch für diese Gruppe eine Vereinbarung zwischen der FIFA und dem VDV und den Verkehrsunternehmen und –verbünden über die kostenlose Beförderung während der gesamten WM gegeben hatte.
Der Massenansturm auf Busse und Bahnen habe an die Verkehrsunternehmen und –verbünde über Wochen extrem hohe Anforderungen gestellt – vielfach bis an die Grenze der Kapazitäten und der Leistungsfähigkeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien mit bewundernswerter Motivation und großem Einsatz unter anderem als Fahrer, als Service- und Sicherheitskräfte und in den Betriebsleitzentralen im Einsatz gewesen. Für Reinigungsdienste und den Ausfall von technischen Anlagen wie Lautsprecher, Videoanlagen, Rolltreppen, Aufzügen oder Fahrkartenautomaten stand immer Personal bereit, um schnell Abhilfe zu schaffen. Zusätzliche Bahnen und Busse wurden eingesetzt und das Angebot wurde deutlich im Takt verdichtet und bis in die Nachtstunden verlängert – vor allem bei den Spielen mit Verlängerung und Elfmeterschießen. Insgesamt kam es fast überall zu keinen gravierenden Betriebsstörungen.

Mehrere Verkehrsunternehmen hatten auch WM-Besucher aus dem In- und Ausland befragt, wie zufrieden sie mit dem Angebot und Service von Bussen und Bahnen seien. Dabei fanden es beispielsweise 90 Prozent (sehr) einfach, die benötigten Informationen zu erhalten. 93 Prozent waren mit der Pünktlichkeit der Verkehrsmittel (sehr) zufrieden, 92 Prozent lobten die Sauberkeit von Fahrzeugen und Haltestellen/Bahnhöfen und 89 Prozent waren mit der Fahrtenhäufigkeit (sehr) zufrieden.

Ob allerdings der enorme Zusatzeinsatz der Verkehrsunternehmen und -verbünde und die damit verbundenen Mehraufwendungen durch die zusätzlichen Einnahmen letztlich gedeckt werden, werde in den nächsten Wochen noch zu klären sein, stellte König fest. Das Image des öffentlichen Personennahverkehrs in Deutschland und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe jedenfalls entscheidend hinzugewonnen.

Die WM habe auf jeden Fall in der ganzen Welt als Leistungsschau des ÖPNV in Deutschland gedient. „Viele kommen aus Gegenden, in denen neben dem Auto, den eigenen Beinen und ein bisschen Fahrrad kaum etwas anderes stattfindet“, erläuterte der Botschafter des Umweltschutz-Konzeptes „Green-Goal“ der FIFA, Prof. Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a. D. und bis vor kurzem Direktor des UN-Umweltprogramms. Die organisatorische Leistung und die sauberen Fahrzeuge seien hervorzuheben. Seine Gesamtbewertung falle durchaus positiv aus. Das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ sei bestens umgesetzt worden. Die Mobilität habe besser geklappt als erwartet. Töpfer spricht auch einen weiteren wichtigen Punkt an: „Viel zu wenig zur Geltung kommt, dass der ÖPNV einen wunderbaren Erlebnisaustausch und beste Kontaktmöglichkeiten bietet. Es zeigt sich unmittelbare Lebensfreude, es wird gemeinsam gefiebert und Identitäten werden auch über nationale Eigenheiten gelebt.“

VDV-Vizepräsident König wies aber noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass die jüngst vom Bund und den Ländern beschlossenen massiven Kürzungen der öffentlichen Finanzmittel für den ÖPNV ein Schritt in die absolut falsche Richtung seien. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee habe gerade festgestellt, dass in den kommenden zehn bis 15 Jahren das Verkehraufkommen zwischen den deutschen Ballungszentren so anwachsen werde, dass es an das Niveau der WM heranreiche. „Das was wir bei der WM erlebt haben, wird dann Dauerzustand sein“, sagte Tiefensee. Dazu stellte König klar: „Wir danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch ihren außergewöhnlichen Einsatz entscheidend dazu beigetragen haben, dass das öffentliche Verkehrssystem in Deutschland bei der WM weltmeisterlich gearbeitet und funktioniert hat. Aber für eine dauerhafte Leistung auf diesem Niveau muss das System weiter ausgebaut und stärker finanziell ausgestattet werden. Die beschlossene massive Kürzung der Mittel sorgt dafür, dass wir in der Qualifikation ausscheiden.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Stephan Anemüller, Referent, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kamekestr. 37-39, 50672 Köln Telefon: (0221) 57979-0, Telefax: (0221) 514272

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