Wissmann: Zulieferer sind der Kern der Innovationskraft der deutschen Automobilindustrie
(Berlin/Leipzig) - "Die weltweit wachsenden AutomobilmĂ€rkte lassen sich nicht mehr allein aus heimischer Produktion bedienen. Unsere Mitgliedsunternehmen - Hersteller wie Zulieferer - sind bereits seit Jahren international aufgestellt und verfolgen diesen strategischen Kurs konsequent. Dabei sichert die Internationalisierung gerade bei Automobilzulieferern auch ArbeitsplĂ€tze in Deutschland. Allerdings fĂŒhrt das verstĂ€rkte Engagement unserer Unternehmen im Ausland zu einem neuen Standort-Wettbewerb um Innovationen und Investitionen. Das ist eine neue Herausforderung fĂŒr Deutschland, die wir gemeinsam als Unternehmen, Gewerkschaften und Politik bewĂ€ltigen mĂŒssen", betonte Matthias Wissmann, PrĂ€sident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), vor dem Plenum der IG Metall-Zuliefererkonferenz "Wert-schöpfung im Wandel" in Leipzig. Die von Detlef Wetzel, 1. Vorsitzender der IG Metall, und Michael Guggemos, Sprecher der GeschĂ€ftsfĂŒhrung der Hans-Böckler-Stiftung, eröffnete zweitĂ€gige Veranstaltung bietet ein umfassendes Forum fĂŒr den intensiven Informations- und Meinungsaustausch zwischen BetriebsrĂ€ten von Automobilherstellern und Zulieferern.
"Zulieferer können in Ihrer Bedeutung fĂŒr unsere Automobilindustrie gar nicht genug geschĂ€tzt werden. Von mehr als 600 Mitgliedern bilden deutlich ĂŒber 500 die auch zahlenmĂ€Ăig gröĂte Herstellergruppe im VDA. Wir begrĂŒĂen es sehr, dass die IG Metall und die Hans-Böckler-Stiftung den diesjĂ€hrigen Kongress der Zuliefererindustrie widmen", unterstrich Wissmann. "An diesen Familienunternehmen wird sich zuerst zeigen, ob wir die deutschen Standorte und ihre hohe BeschĂ€ftigung auch in der kommenden Dekade werden sichern können. Diese Herausforderung hat die IG Metall dankenswerterweise klar erkannt." Gemeinsam hĂ€tten sich Automobilindustrie und IG Metall in den Krisenjahren 2008, 2009 und 2010 fĂŒr die Kurzarbeiterregelung stark gemacht, die sich fĂŒr die Stammbelegschaften als eine unverzichtbare BrĂŒcke erwiesen habe. "In den einzelnen Betrieben wurden innovative und vielfĂ€ltige FlexibilitĂ€tsoptionen geschaffen, um die BeschĂ€ftigung zu stabilisieren. Der deutsche Arbeitsmarkterfolg ist eng mit der Tarifpartnerschaft verbunden", sagte der VDA-PrĂ€sident. Der aktuelle Tarifabschluss zeige, ein Ruhekissen warte auf die Partner in den kommenden Jahren nicht. Wissmann informierte, dass IG Metall und VDA auf der diesjĂ€hrigen Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt am Main im September zum wiederholten Mal gemeinsam ein Symposium veranstalten, das die groĂen Herausforderungen fĂŒr den Automobilstandort Deutschland zum Thema hat.
Ein wichtiger Gegenstand der Zuliefererkonferenz ist das VerhĂ€ltnis von Herstellern und Zulieferern untereinander. "Die Hersteller stehen mit dem Endprodukt Auto beim Verbraucher im Fokus - aber die Zulieferer sind der Kern der Innovationskraft der deutschen Automobilindustrie. Der VDA ist Mittler zwischen den Partnern und bietet eine Plattform fĂŒr den Austausch und das offene Wort, das manchmal nötig ist. Die Gemeinschaft macht die deutsche Automobilindustrie stark. Diese Zusammenarbeit - unterstĂŒtzt durch das gemeinsame Dach VDA - wird auch international als ĂŒberaus erfolgreich angesehen. Auf diese Innovationspartnerschaft kommt es in Zukunft noch mehr an: Mehr als 75 Prozent der Wertschöpfung werden von Zulieferern erbracht", betonte Wissmann.
"FĂŒr die GroĂen der Zulieferindustrie und zunehmend auch fĂŒr die mittelstĂ€ndischen Tier2- und Tier3-Lieferanten ist Internationalisierung unverzichtbar. Bei manchem Zulieferer heiĂt es: ,Wenn ich den Kunden-Auftrag in China oder Mexiko nicht erhalte, bekomme ich ihn bald in Deutschland auch nicht mehr.' Auf dem Weg in die Internationalisierung unterstĂŒtzt der VDA seine Zulieferer nach KrĂ€ften. Die IG Metall ist diesen Weg der Internationalisierung konstruktiv mitgegangen. Die PrĂ€senz der Unternehmen in den Wachstumsregionen stĂ€rkt ihre WettbewerbsfĂ€higkeit und sichert wichtige Marktanteile. Wenn sich deutsche Automobilhersteller im Ausland zu viele neue Partner suchen mĂŒssen, weil heimische Zulieferer nicht mitgehen, wĂŒrden sie mehr als heute mit diesen neuen Partnern auch in Deutschland zusammenarbeiten. Wir mĂŒssen alles daran setzen, dass davon auch kĂŒnftig der Industriestandort Deutschland profitiert", sagte Wissmann. Die WettbewerbsfĂ€higkeit deutscher Standorte sei weder statischer Dauerzustand noch kĂŒnftiger SelbstlĂ€ufer. Sie mĂŒsse vielmehr jeden Tag neu erarbeitet werden. Daher mĂŒsse die Politik die Rahmenbedingungen wieder daran ausrichten, die WettbewerbsfĂ€higkeit des Standortes Deutschland zu verbessern. Er wĂŒnsche sich hierzu kĂŒnftig noch mehr gemeinsame Appelle von Automobilindustrie und IG Metall.
Wissmann wies auf die groĂen Chancen hin, die das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU (TTIP) insbesondere fĂŒr mittelstĂ€ndische Firmen biete: "Ich weiĂ, dass die IG Metall dem Investitionsschutz in TTIP skeptisch gegenĂŒbersteht. Doch gerade fĂŒr kleine und mittelgroĂe Zulieferunternehmen ist es von existenzieller Bedeutung, dass ihre Investitionen planbar und vor Diskriminierung und WillkĂŒr geschĂŒtzt sind. Lasst dem industriellen Mittelstand die Schiedsgerichte", appellierte Wissmann. "Investitionsschutz ist ein fundamentaler Baustein fĂŒr die Erfolgsstrategie unserer Industrie, einer Kombination aus Export aus Deutschland mit Vor-Ort-Produktion." Allerdings bleibe nicht mehr viel Zeit, um mit TTIP wichtige weltweite MaĂstĂ€be zu setzen.
VDA-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Ulrich Eichhorn wies auf der Zuliefererkonferenz in seinem Statement im GesprĂ€chspanel "Zukunft gestalten - Neue Produkte fĂŒr neue GeschĂ€ftsmodelle" auf neue Megatrends hin, die sich auf die Zukunft der MobilitĂ€t auswirken werden: "Es geht um die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung, den Verkehr der Zukunft sicher und effizient zu gestalten. Die deutsche Automobil- und Zulieferindustrie entwickelt Lösungen fĂŒr unterschiedlichste Fahrerassistenzsysteme - viele sind bereits im Einsatz. Die Systeme helfen dabei, die Fahraufgaben zu bewĂ€ltigen und der Fahrer wird entlastet. Ziel dabei ist es, in allen Fahrzeugsegmenten nachhaltige Technologie-Neuheiten fĂŒr moderne, effiziente MobilitĂ€tslösungen zu schaffen. Die Zulieferer - GroĂkonzerne, aber auch MittelstĂ€ndler - sollten die Chancen der neuen Technologien fĂŒr sich nutzen und prĂŒfen, wie sie ihr GeschĂ€ftsmodell weiterentwickeln können."
Quelle und Kontaktadresse:
VDA Verband der Automobilindustrie e.V.
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Behrenstr. 35, 10117 Berlin
Telefon: (030) 897842-0, Fax: (030) 897842-600
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