Wissenschaft: TV-Werbung unbedenklich / Künast-Kongress am 8. Juli in Berlin / "Lebensstil macht Kinder dick"
(Berlin) - Immer mehr dicke Kinder in Deutschland. Sind das Fernsehen und die Werbung schuld? Auf einem politisch angelegten Kongress am Dienstag, dem 8. Juli, in Berlin sollen auf Initiative von Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast die Ursachen für das gesundheitlich bedenkliche Phänomen von Übergewicht vorgetragen werden. Neben der Politikerin (Die Grünen) legen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), EU-Verbraucherkommissar David Byrne, Aileen Robertson von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Wissenschaftler ihre Sicht zu dem Problemfeld dar.
Ohne Öffentlichkeit veranstaltet Ministerin Künast nach Informationen des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) einen Tag später Runde Tische mit Experten verschiedener Bereiche, an denen dann auch die Wirtschaft gehört wird.
In einem vorab verbreiteten Positionspapier von Ernährungsindustrie, Handel, Medienwirtschaft und Werbebranche über "Kinder, Werbung und Ernährung" plädieren die Branchen für "realitätsgetreue Einordnung von Werbung" in Zusammenhang mit der verbreiteten Behauptung, vor allem TV-Spots seien wesentlicher Faktor für Übergewicht von Kindern. Die Wissenschaft käme zu den entgegengesetzten Erkenntnissen, wie sie unter anderem im aktuellen Ernährungsbericht der Bundesregierung zum Ausdruck kommen. Danach essen Kinder, die viel fernsehen, von den beworbenen Produkten nicht mehr als jene Kinder, die weniger Werbeclips sehen.
Die Ursachen von Übergewicht bei Kindern wie Erwachsenen seien ausgeprägt komplex. Zu den prägendsten Faktoren gehörten die familiäre Disposition, biologische Zusammenhänge wie genetische Veranlagung, Ess-Störungen, Bewegungsmangel und falsche Ernährung. Weitere Studien belegten, dass Werbung keine entscheidend spürbare Einflussgröße beim Zustandekommen von Übergewicht Jugendlicher sei. Politische Manipulationen an der Werbung der Ernährungswirtschaft verstärkten eher die konjunkturell bedingten Existenzrisiken der einzelnen Wettbewerber vor allem im Mittelstand.
Kinder seien durch höheren Wohlstand zwar zum Marktfaktor geworden. Werbung, die sich an die Altersgruppe bis 18 Lebensjahren wende, müsse aber durch den Filter zahlreicher rechtlicher Vorschriften. Insbesondere müssten die freiwilligen Verhaltensregeln des Deutschen Werberats für die Werbung vor und mit Kindern sowie die gleichfalls selbstdisziplinären Werbekennzeichnungsregelungen der privaten TV-Veranstalter von den werbenden Firmen berücksichtigt werden.
Gewichtszunahme bei Kindern und Jugendlichen ist ein wachsendes Problem. Darüber sind sich alle relevanten Kreise in Deutschland einig. Wie gesund diese Bevölkerungsgruppe aber tatsächlich ist, lässt sich real nicht nachvollziehen. In Deutschland steht derzeit keine bundesweit repräsentative Studie zur Verfügung. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt: "Wir wissen zu wenig über den Gesundheitszustand der Kinder und Jugendlichen. Dieses Wissen ist aber Voraussetzung für erfolgreiche Prävention."
Ihre Behörde habe deshalb das Robert-Koch-Institut mit einer Studie beauftragt, deren Ergebnisse im Jahr 2005 vorliegen werden. Medizinisch untersucht würden 18.000 Kinder und Jugendliche vom Säugling bis zum 17-Jährigen an 150 Orten in ganz Deutschland. Damit sollen bestehende Informationslücken zum Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten, Befindlichkeit und dem Einfluss sozialer Faktoren geschlossen werden.
Positionspapier der Wirtschaft abrufbar unter www.zaw.de/Brennpunkt
Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW e.V.
Villichgasse 17, 53177 Bonn
Telefon: 0228/820920, Telefax: 0228/357583
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