Pressemitteilung | Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB)

Wirtschaftsaussichten 2002: Zwischen Hoffen und Bangen

(Berlin) - Die deutsche Wirtschaft fährt mit angezogener Handbremse in das nächste Jahr. Zwar kann die jüngste, durch die Terroranschläge vom 11. September beeinflusste Entwicklung nicht fortgeschrieben werden. Vielmehr wird es in den Folgemonaten zu einer Korrektur kommen. Dennoch dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2001 erneut zurückgehen. Wegen des niedrigen Ausgangsniveaus sind für den Jahresdurchschnitt 2002 keine hohen Wachstumsraten zu erwarten. Auch bei einer günstigen Entwicklung im Laufe des kommenden Jahres dürfte das jahresdurchschnittliche Wachstum in Deutschland kaum die 1 Prozent-Marke erreichen.

Dabei ist in hohem Masse ungewiss, ob und im welchem Ausmaß die Einflussfaktoren, die für eine konjunkturelle Beschleunigung sprechen, Oberhand gewinnen werden. Die Stärkung der Kaufkraft von privaten Haushalten und Unternehmen durch sinkende Energiepreise wird durch höhere Abgaben konterkariert. Niedrige Zinsen reichen nicht aus, um die Investitionsbereitschaft der Unternehmen nennenswert zu beflügeln, solange weitere Nachfrageimpulse fehlen. Mit ihrer jüngsten Zinssenkung hat die Fed deutlich gemacht, dass sie noch keine Anzeichen für eine konjunkturelle Kehrtwende in den USA sieht.

Die Wachstumserwartungen für das kommende Jahr basieren also weitgehend auf Hoffnungswerten. Das Risiko einer weniger günstigen Entwicklung sollte von den wirtschaftspolitisch Verantwortlichen nicht gering geschätzt werden.

Sollte das schwache Wachstum im Euro-Raum anhalten, hat die EZB von der konjunkturellen Seite her und angesichts niedriger Energiepreise Spielraum für weitere Zinssenkungen in der ersten Jahreshälfte 2002. Dieser Spielraum sollte konsequent genutzt werden.

Das aktualisierte deutsche Stabilitätsprogramm basiert auf einer optimistischen Prognose. Sollte diese Vorhersage verfehlt werden, besteht Handlungsbedarf. Von den verschiedenen Möglichkeiten wäre das Vorziehen der Steuerreform nach wie vor die sinnvollste Option. Hiermit würde zumindest die Erhöhung der Abgaben ab Januar 2002 ausgeglichen und die Belastung der öffentlichen Haushalte hielte sich in Grenzen, da die nächste Stufe der Steuerreform ohnehin für 2003 geplant war.

Die aktuelle Diskussion um die kommende Tarifrunde passt nicht in die konjunkturelle Landschaft. Die Verwirklichung der Empfehlung des IG-Metall-Vorstandes, Lohnanhebungen zwischen 5 Prozent und 7 Prozent zu fordern, würde die Arbeitsplatzrisiken für die Beschäftigten erheblich erhöhen und den bereits Arbeitslosen die Rückkehr in den Arbeitsmarkt weiter versperren. Außerdem verstärkt die gegenwärtige laute Begleitmusik die Verunsicherung der Wirtschaft.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) Burgstr. 28 10178 Berlin Telefon: 030/16630 Telefax: 030/16631399

NEWS TEILEN: