Pressemitteilung | Deutscher Reiseverband e.V. (DRV)

„Wir sind gegen die Absicherung von Einzelleistungen im Rahmen der Pauschalreiserichtlinie!“

(Berlin) – Die Reisewirtschaft entwickelt sich entgegen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und trotz zahlreicher geopolitischer Krisen sehr gut. Mit einem Umsatzplus von 12 Prozent im laufenden Touristikjahr zeigen die Zahlen nach oben. „Die Urlaubslaune der Deutschen ist trotz aller wirtschaftlichen Unwägbarkeiten ungebremst“, erklärt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) vor rund 450 Teilnehmenden beim 3. DRV-Hauptstadtkongress. „Besonders erfreulich ist“, so Fiebig weiter, „dass sich die Schere zwischen Umsatz und Anzahl der Reisenden immer weiter schließt. Und auch der Marktanteil der organisierten Reise am Gesamtumsatz des Reisemarktes steigt.“

FTI-Insolvenz stellt besondere Sicherheit der Pauschalreise klar heraus – Rolle des Vertriebs neu definieren

Ein Ereignis hat die Branche in diesem Jahr stark beschäftigt – die Insolvenz des drittgrößten Reiseveranstalters im deutschen Markt. Fiebig betont in diesem Zusammenhang die beispielhafte Gemeinschaftsleistung der gesamten Branche – von Reiseveranstaltern und Reisebüros – und die beeindruckende Leistung des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF): „Die erste große Bewährungsprobe für den Fonds. Kein Pauschalreisegast wird sein Geld verlieren. Das stellt die besondere Sicherheit der Pauschalreise einmal mehr und klar unter Beweis“, so der DRV-Präsident. Gleichzeitig habe der Fonds seine Leistungsstärke und Zukunftsfähigkeit bewiesen. „Darauf können wir als Branche verdammt stolz sein!“ Das gute Absicherungssystem habe dafür gesorgt, dass der entstandene Schaden für die Fondsgemeinschaft vergleichsweise gering ausfällt. „Damit wird es auch keine Erhöhung der Beiträge geben“, erläutert Fiebig. Im Gegenteil – der Fonds sollte bald in der Lage sein, die jährlichen Entgelte der Veranstalter erkennbar unter ein Prozent zu senken. „Das ist auch deswegen wichtig, weil sich damit die Mehrbelastung der Veranstalterreise gegenüber der Einzelleistung reduziert“, macht der Präsident des Spitzenverbandes deutlich.

Für die Zukunft fordert Fiebig eine größere Flexibilität des Fonds hinsichtlich der zu hinterlegenden Sicherungsleistungen. „Die potenzielle Belastung der Solidargemeinschaft durch schlechte Bonitäten muss zukünftig stärker begrenzt werden. Hier müssen die Eckpunkte für eine Anpassung der gesetzlichen Regelungen so schnell wie möglich weiterentwickelt werden.“

In Richtung Reisevertrieb fordert der DRV-Präsident: „Jetzt geht es darum, die Rolle des Vertriebs im Zusammenspiel mit dem DRSF neu zu definieren“, so Fiebig, „und die Reisebüros aktiv einzubeziehen.“ Das erwarte er vom anstehenden Lessons-learned-Prozess.

Novellierung der Pauschalreiserichtlinie im Blick

Trotz der schon heute unvergleichlich guten Absicherung der Pauschalreise stehe – wie bekannt – die Revision der Pauschalreiserichtlinie im Raum: „Akzeptabel ist das vorliegende Werk bei Weitem nicht – nicht für Reiseveranstalter und auch nicht für Reisebüros“, stellt Norbert Fiebig heraus. „Wir brauchen auch keine weiteren Nachteile gegenüber anderen Playern im Markt!“

Zu den Diskussionen zur Absicherung von Einzelleistungen wird der DRV-Präsident sehr klar: „Wir sind gegen die Absicherung von Einzelleistungen im Geltungsbereich der Pauschalreiserichtlinie.“ Wichtig ist aus Fiebigs Sicht, dass transparent über die Unterschiede der Reiseformen aufgeklärt werde – über alle Kanäle – sowohl im Reisebüro als auch online. „Das muss lückenlos für alle Anbieter gelten. Nur so lassen sich Wettbewerbsverzerrungen vermeiden.“

Darüber hinaus ging er auf die vorgesehene Drei-Stunden-Regelung bei der Reisebuchung ein – ein Beispiel für die überbordende Bürokratieproduktion aus Brüssel: „Ein immenser Überprüfungsaufwand verbunden mit massivem bürokratischem Aufwand“, so Fiebig. „Das kostet einen Haufen Geld – und das alles ohne jeglichen Nutzen.“ Und der DRV-Präsident betont: „Diese Regelung wäre das Ende der verbundenen Reiseleistung. Insbesondere für mittelständische Reisebüros ein harter und perspektivisch existenzgefährdender Schlag.“ Daher setze sich der Verband vehement für die Beibehaltung der verbundenen Reiseleistung ein.

Overtourism bringt touristische Ziele an Kapazitätsgrenze

Die große Reiselaune der Deutschen bringt ein altbekanntes Phänomen in die Diskussion: Overtourism. Fiebig dazu: „Tourismus bringt sehr viele Vorteile in den Zielgebieten – zum Teil aber eben auch Nachteile. Eine komplexe, je nach Zielgebiet unterschiedliche Gemengelage.“ Hier brauche es differenzierte Lösungsansätze. „Die Herausforderung besteht darin, die positive Wirkung des Tourismus zu nutzen und die potenziell negativen Folgen auf Menschen und Umwelt zu minimieren.“ Fiebig ist überzeugt: „Wenn wir als Reisewirtschaft unsere Verantwortung ernst nehmen und die Herausforderungen im Schulterschluss mit den Destinationen und allen Beteiligten angehen, dann bleibt Reisen das, was es ist – eine große Freude und eine Bereicherung für alle.“ Daher habe der DRV auch gemeinsam mit dem BTW einen Roundtable Overtourism ins Leben gerufen.

Fachkräftesicherung – ein Auftrag für alle

Erfreulich sei, so der DRV-Präsident, dass die Beschäftigtenzahlen bei Reisebüros und Reiseveranstaltern wieder steigen: „Das ist ein gutes Zeichen.“ Auch bei den Ausbildungszahlen sei wieder ein Anstieg zu sehen. „Unsere Branche findet wieder mehr Aufmerksamkeit bei Berufsanfängern.“ „Aber“, so Fiebig, „wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen und müssen.“ Klar sei, dass die Reisewirtschaft mit allen anderen Branchen um die Fachkräfte von morgen konkurriere.
Laut DIHK spielt die Bezahlung eine immer größere Rolle, wenn es um die Attraktivität der Ausbildung geht. Fiebig dazu: „Das heißt, auch wir müssen verstärkt finanzielle Anreize schaffen.“ Wichtig sei darüber hinaus der Einsatz moderner Technologien. „Wir müssen die voranschreitende Digitalisierung nutzen, um potenzielle Nachwuchskräfte zu begeistern“, betont der DRV-Präsident. Befragt danach, was junge Menschen an der Reisebranche schätzen, heben sie das abwechslungsreiche, dynamische und internationale Umfeld hervor, das neue Perspektiven und die persönliche Weiterentwicklung ermöglicht. „Die gezielte Nachwuchsförderung, die auch die zukünftigen Herausforderungen in den Blick nimmt, ist von großer Bedeutung“, erläutert Fiebig. „Die jungen Menschen wollen die Branche aktiv mitgestalten – insbesondere wenn es um Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Reisen gehe.“

Wirtschaftspolitik muss für Wachstumsimpulse sorgen und Überregulierungen vermeiden
Zum Ende seiner Rede betont Fiebig die Notwendigkeit einer Wirtschaftspolitik, die für Wachstumsimpulse sorgt und die zunehmende Abwanderung von Unternehmen verhindert. Gleichzeitig mahnt der DRV-Präsident: „Entscheidend bleibt, Überregulierungen und weitere Verzerrungen im Wettbewerb zu verhindern.“ Gleichzeitig müsse die ökologische Transformation konsequent und zügig vorangetrieben werden. „DAS“, so Fiebig, „das ist der Schlüssel für unser zukünftiges Wachstum. Das ist unsere Verantwortung!“

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Reiseverband e.V. (DRV), Lietzenburger Str. 99, 10707 Berlin, Telefon: 030 28406-0

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