Wir lassen unseres Patientinnen und Patienten nicht im Stich - sogar wenn "gestreikt" wird!
(Berlin) - Zwischen den Jahren sind viele Arztpraxen geschlossen. Wir lassen die Patientinnen und Patienten aber nicht im Stich, wie viele Politiker und Patientenvertreter aktuell gern behaupten.
Wir haben umfangreich Vertretungspraxen benannt, denn mit der Übernahme einer Vertragsarztzulassung darf keine Praxis schliessen, ohne einen Vertreter benannt zu haben. Das war schon immer so.
Die Praxen haben auch nach Weihnachten weiter ihre Notlage und stehen auch im neuen Jahr nicht besser da.
Statt sich darüber aufzuregen, warum jetzt einige Praxen schließen, um zu "streiken" oder sich einfach zu erholen von der nur unvollständig bezahlten anstrengenden Arbeit, sollte man auch wissen, was hinter den Kulissen einer inhabergeführten Praxis läuft: Eine riesige komplikationsbehaftete Umstellung auf eRezept und weitere Telematikfeatures, Jahresabschlüsse, Quartalsabrechnung, Gutachten und vielfältige weitere Anfragen, für die in den Sprechstunden keine Zeit bleibt.
Unsere schon oft genannten Strukturprobleme werden aktuell wieder mit der Moralkeule vom Tisch gewischt: "Ihr müsst immer da sein, weil wir euch immer brauchen."
Das System will uns aber nicht auskömmlich bezahlen. Wir müssen als Praxen auch betriebswirtschaftlich überleben können, um zu funktionieren.
Über 10 Prozent der erbrachten Leistungen bleiben seit Jahren unbezahlt.
Welcher Wirtschaftszweig könnte sich dies auf Dauer leisten?
Die Bürokratie wächst zusätzlich stetig zu neuen Gipfelhöhen heran.
Die geforderten Digitalisierungsschritte (ePA,eRezept, eAU) sind kein Rückenwind sondern täglicher Stress und ein Hemmschuh im Praxisalltag.
Alles Zeitfresser, die von der täglichen Arzt-Patient-Zeit abgezogen werden.
Wir Arztpraxen mahnen dies alles schon lange an und haben konkret die Bausstellen kommuniziert. Wenn wir dann mal teilweise geschlossen haben, merken viele erst, was sie an uns haben: Fast 90 Prozent der Beratungsanlässe im deutschen Gesundheitswesen werden durch die ambulanten Praxen stetig bedient.
Da ist Wertschätzung angebracht statt Kritik.
Es ist ein guter Anfang, dass der Gesundheitsminister im Januar 2024 den Dialog mit der ambulanten Medizin wieder aufnimmt. Denn nur die Praxen wissen am Besten, was sie brauchen, um ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen.
Ein weiter so wie bislang, kann es für die Praxen nicht geben.
Das deutsche Gesundheitswesen braucht uns, aber die Praxen stehen vor dem Kollaps. Die Politik muss sich nun endlich der Versorgungsrealität stellen und handeln, damit wir weiter behandeln können.
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Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V - Landesverband Niedersachsen
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