"Wir haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten, brauchen jetzt endlich eine 15 Millionen-E-Auto-Strategie"
(Berlin) - Die zweite Ausgabe des BDEW-Elektromobilitätsmonitors zeigt die aktuellen Entwicklungen im Elektromobilitätsmarkt im ersten Halbjahr 2023. In diese Ausgabe wurden erstmalig auch Daten aus dem neu entwickelten BDEW-Ladesäulentracker aufgenommen, die Aufschluss über die Auslastung der Ladesäulen geben.
Mit Blick auf das erste Halbjahr 2023 ist erfreulich, dass bei den Neuzulassungen voll batterieelektrischer Fahrzeuge ein neuer Höchstwert gegenüber den Vorjahren erreicht wurde: Insgesamt wurden über 220.000 E-Pkw neu zugelassen. Das ist eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (167.000 E-Pkw). Hier zeigt sich, dass das elektrische Fahren von den Kundinnen und Kunden weiter gut angenommen wird.
Gleichzeitig ist das öffentliche Ladeangebot auch weiter erfolgreich ausgebaut worden: Mit Stand 1. Juli stehen den E-Mobilisten 100.838 öffentliche Ladepunkte mit insgesamt 4,5 Gigawatt (GW) installierter Ladeleistung zur Verfügung[1]. Zur Orientierung: Laut EU sind 1,3 kW installierte Ladeleistung pro batterieelektrisches Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-In Hybrid vorgegeben. Für die aktuell auf Deutschlands Straßen fahrenden E-Pkw ergibt dies einen Bedarf von 2,23 GW. Damit ist heute in Deutschland schon doppelt so viel Ladeleistung installiert wie nach europäischen Vorgaben gefordert.
Deutlich wird die komfortable Ausstattung mit öffentlichen Lademöglichkeiten in Deutschland auch bei der Belegung des Ladeangebots. Diese wurde nun erstmalig mit dem BDEW-Ladesäulentracker erhoben. Je nach Landkreis liegt die Belegung nur zwischen 3 und maximal 25 Prozent pro Tag (über 24 Stunden). Im Durchschnitt waren die öffentlichen Ladepunkte zu 11,6 Prozent der Zeit belegt. Selbst tagsüber - zwischen 9 und 20 Uhr - lag die durchschnittliche Belegung nie über 20 Prozent.
"Die gute Nachricht ist: Wir haben ein Überangebot an Lademöglichkeiten" sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. "Die Belegung bei den öffentlichen Ladesäulen zwischen 3 und 25 Prozent zeigt klar, dass mehr als genug Ladesäulen bereitstehen. In der Regel sind rund 80 Prozent der Ladepunkte trotz der erfreulich vielen Neuzulassungen frei verfügbar. Hier ist also noch viel Luft nach oben. Die niedrige Belegung ist auch Beweis dafür, dass das ursprüngliche Ziel von 1 Million Ladepunkte technisch veraltet ist, da es den technologischen Sprung bei der Ladeleistung nicht einrechnet. Seit 2019 hat sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht und es können deutlich mehr Fahrzeuge je Ladesäule versorgt werden.
Um es klar zu sagen: Die Ladebranche liefert. Trotz der aktuell noch niedrigen Belegung bauen die Unternehmen das Ladeangebot stetig weiter aus. Aus unserer Sicht gibt es jetzt keine Ausreden mehr, warum die Elektromobilität nicht in dem Maße wachsen sollte, wie sie es zur Erreichung der Klimaziele notwendig wäre und industriepolitisch geboten ist. Das muss auch die Politik anerkennen. Um das Ziel von 15 Millionen E-Pkw bis 2030 zu erreichen, braucht es jetzt eine 15 Millionen-E-Auto-Strategie, die gezielt auf die Fahrzeugseite ausgerichtet sein sollte. Schließlich bewerten die Nutzerinnen und Nutzer laut einer BDEW-Umfragevor allem die hohen Fahrzeug-Preise und die langen Lieferzeiten von E-Fahrzeugen als schwierig. Neben dem starken Angebot an Lademöglichkeiten müssen daher E-Autos finanziell attraktiver werden und in einem Massenmarkt zur Verfügung stehen."
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(BDEW) Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
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