"Wir brauchen eine Qualifikation in der Breite!"
(Essen) - "Bessere Bildung" - spätestens seit PISA soll diese Forderung in der Sichtweise der Politik Antwort auf die meisten gesellschaftlichen Probleme bringen. Vorschulerziehung und Ganztagsangebote an den Schulen werden in den Mittelpunkt der Diskussion um Chancengleichheit gestellt. Der Beruf der ErzieherIn soll akademisiert und dem europäischen Standard angepasst, Ganztagsbetreuungsplätze und Einrichtungen für Kinder bis drei Jahren sollen ausgebaut werden.
In einer Stellungnahme fordert der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH), dass die Frage der Vorschulerziehung nicht abseits zentraler Fragen wie Kinder als Armutsrisiko, Verantwortung von Eltern, Aufgabenstellung von Schule und Sozialer Arbeit diskutiert werden darf: "Wir wünschen einen Ausbau von Kindertageseinrichtungen und Ganztagsbetreuung - aber (vor-) schulische Bildung allein kann die gesellschaftlichen Ursachen für mangelnde Chancengerechtigkeit nicht lösen", so die Bundesvorsitzende des DBSH, Hille Gosejacob-Rolf.
Aspekte der ganzheitlichen Erziehung und der Lebensweltbezug dürften nicht zweitrangig werden. "Wer die Zahl von Plätzen in Betreuungseinrichtungen für unter Dreijährige und die Ganztagsschule ausbauen will, aber zugleich die Arbeitsbedingungen in den Kindertageseinrichtungen verschlechtert und andere Erziehungs- und Bildungsfelder in Jugendarbeit, Horten, Heimen und Behinderteneinrichtungen dramatisch kürzt , macht keine glaubwürdige Politik" - so Gosejacob-Rolf.
Der DBSH fordert eine Qualifizierung in der Breite durch Verbesserung der Ausbildung an Fachschulen und erleichterte Zugangsmöglichkeiten für ErzieherInnen zur Hochschulausbildung. Vordringlich sind die Bedingungen in den Kindereinrichtungen zu verbessern. D.h., es sind Ressourcen für eine Reduzierung der Gruppengrößen, pädagogisch ausgebildete Zweitkräfte, frei gestellte akademisch ausgebildete Leitungskräfte und Fortbildung zur Verfügung zu stellen. "Wer von Akademisierung redet, sollte zunächst dafür sorgen, dass alle pädagogischen MitarbeiterInnen in Kindertageseinrichtungen eine Ausbildung als ErzieherIn haben", so Hille Gosejacob-Rolf.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (DBSH)
Friedrich-Ebert-Str. 30, 45127 Essen
Telefon: 0201/82078-0, Telefax: 0201/82078-40
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