"Wir brauchen eine aktive Wirtschaftspolitik"
(Darmstadt) - Mit über 600 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft feierte die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar am Freitagabend ihr Sommerfest bei fantastischem Wetter. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein würdigte in seinem Grußwort die wirtschaftliche Stärke des IHK-Bezirks.
Das Sommerfest war zugleich Auftakt für die Zukunftsinitiative "Wirtschaft 2040 | Südhessen denkt voran". Wie wichtig es ist, den Standort Südhessen auf die Zukunft vorzubereiten, betonte IHK-Präsident Matthias Martiné in seiner Rede.
Nichts weniger als die Zukunft und die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschlands bzw. der südhessischen Wirtschaft stellte IHK-Präsident Matthias Martiné ins Zentrum seiner Begrüßungsrede auf dem Sommerfest der IHK Darmstadt. Vor über 600 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft schlug Martiné einen Bogen von aktuellen Megatrends hin zu den konkreten Herausforderungen, vor denen die Unternehmen aktuell stehen.
So appellierte er, "mit Neugierde und Zuversicht auf die zukünftigen KI-Entwicklungen zu schauen, und nicht vornehmlich mit Argwohn und Angst". Denn gerade Künstliche Intelligenz habe das Potenzial, Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahren deutlich zum Positiven zu verändern.
"Angesichts des schon jetzt deutlich spürbaren Fach- und Arbeitskräftemangels werden nicht nur die Unternehmerinnen und Unternehmer zukünftig heilfroh sein, dass dank Automatisierung und KI nicht mehr jeder Job durch einen Menschen erledigt werden muss", so Martiné.
Mit diesen und weiteren wesentlichen Megatrends beschäftigt sich die von der IHK-Vollversammlung beschlossene Zukunftsinitiative "Wirtschaft 2040 | Südhessen denkt voran" in verschiedenen Mitmach-Formaten. Das Sommerfest ist der Startpunkt für einen umfassenden Beteiligungsprozess, der alle wichtigen Interessengruppen anspricht. Es geht zum Beispiel darum, wie Wirtschaftsunternehmen, Staat und Verwaltung lernen, agil auf Krisen und neue Entwicklungen zu reagieren. "Wir brauchen dazu Fachwissen aus der Praxis - auch aus der Politik und Verwaltung", ermunterte Martiné die Gäste, sich einzubringen.
Die Habenseite, nämlich dass der Wirtschaftsstandort Südhessen heute stark ist, daran ließ auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein in seinem Grußwort als Ehrengast keinen Zweifel: "Der IHK-Bezirk Darmstadt Rhein-Main-Neckar gehört zu den Wirtschaftsmotoren Hessens. Das liegt vor allem an den starken Unternehmen in der ,Engineering Region', aber auch an den zwei forschungsstarken Hochschulen in Darmstadt. Der Erfolg hat aber auch mit den fleißigen Fachkräften und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den guten Rahmenbedingungen und Investitionen in den Standort zu tun. Damit unsere Unternehmen stark und gesund bleiben, müssen wir den Rahmen schaffen, der ihnen hilft, die Herausforderungen zu meistern, die vor ihnen liegen. Das tun wir als Hessische Landesregierung."
Damit der Standort Südhessen stark bleibt, benannte IHK-Präsident Matthias Martiné die aktuellen und künftigen Herausforderungen wie den Fachkräftemangel, fehlende Gewerbeflächen, "boomende Bürokratielasten und langwierige Verwaltungs- und Genehmigungsprozesse". "Und ich mache mir ernsthaft Sorgen um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland. Wir rechnen in diesem Jahr mit einem wirtschaftlichen Null-Wachstum - auch in Südhessen. Wir sind also in einer Stagnation - während andere Regionen der Welt weiter wachsen", sagte Martiné. "Es muss jedem klar sein oder klar gemacht werden: Die produzierenden Betriebe sind die Garanten für Wohlstand, sie stehen für Innovation und Investition, für neue Arbeits- und Ausbildungsplätze, für solide Steuerzahlungen und vieles mehr. Kurzum: Sie stehen für Zukunft!" Doch machte Martiné deutlich, dass die Investitionsfreude in Deutschland deutlich eingebrochen, auf einem neuen Tiefststand seit 2013, ist. Zeitgleich saugten die USA durch ihr staatliches Investitionsprogramm - auch deutsche - Milliardeninvestitionen an.
"Daher mein Appell an die Politik: Wir brauchen mehr - nein, wir brauchen überhaupt wieder eine aktive Wirtschaftspolitik, also Politik für die unternehmerische Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland." Gerade bei den Energiepreisen hätte die Politik Spielräume, nicht zuletzt durch die CO2-Abgabe, ein Kostentreiber, den es in den USA nicht gebe. Ferner fordert der IHK-Präsident eine "Relativierung der monotheistischen Klimapolitik mit anderen gegebenenfalls auch konkurrierenden politischen Zielen wie der Standort- und Wettbewerbspolitik". So erwartet Martiné ein stärkeres Abwägen der wirtschaftlichen Folgen für den Standort Deutschland.
Ebenso kritisierte er die "nervige und kostentreibende" Bürokratie: "Bürokratie kostet Geld, das für Zukunftsinvestitionen nicht mehr zur Verfügung steht, sie hemmt Lust auf Forschung und Entwicklung, Lust auf Innovationen, Bürokratie bremst den Tatendrang von Gründerinnen und Gründern." Sein Appell an die Politik: "Machen Sie doch mal eine Regulierungspause. Oder schaffen bei Einführung einer neuen Vorschrift zwei alte ab."
Mit dem Blick nach vorn setzte Matthias Martiné den Schlusspunkt seiner Rede: "Lassen Sie uns gemeinsam vom Krisen- in den Zukunftsmodus schalten - mit Mut zur Veränderung, mit Neugierde auf Neues, mit Lust auf Innovation und Kreativität."
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