Windkraft-Branche startet fulminant ins Jahr 2002
(Osnabrück/Hannover) - Die Windkraft hat sich im ersten Quartal 2002 bundesweit so rasant wie nie zuvor entwickelt. In den ersten drei Monaten des Jahres wurden 353 Windräder mit einer Gesamtleistung von 457 Megawatt (MW) neu errichtet. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der Windkraft-Leistung, die im windreichen Großbritannien in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut worden ist. Gemessen an dem Zubau im ersten Quartal des Rekordjahres 2001 (297,5 MW von Januar bis März) bedeuten die 457 MW des Jahres 2002 einen Zuwachs um mehr als 50 Prozent.
Damit etabliert sich die Windkraft immer mehr zu einem festen Bestandteil des deutschen Energieversorgungssystems. Ende März 2002 waren bundesweit knapp 11.800 Windräder mit einer Gesamtleistung von rund 9.200 MW installiert, das sind etwa fünf Prozent mehr als Ende des vergangenen Jahres. "Mit dieser installierten Leistung lassen sich in einem normalen Windjahr rund 3,5 Prozent des deutschen Stromverbrauchs decken", betont Dr. Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbandes WindEnergie (BWE), heute auf der Hannover-Messe bei der Präsentation der neuen Aufstellungsstatistik. Bei gleicher Ausbaudynamik in den nächsten Monaten wird der Windstrom-Anteil an der Stromerzeugung Ende des Jahres bei über vier Prozent liegen.
Der mit über 11.500 Mitgliedern bundesweit größte Windkraft-Verband erwartet für dieses Jahr wiederum einen neuen Aufstellungsrekord. Den Vorjahreswert von 2.659 Megawatt wird die Branche in diesem Jahr sicher überbieten. Wir rechnen mit rund 3.000 Megawatt für das Jahr 2002, blickt Ahmels optimistisch nach vorne. Bis zum Jahr 2010 erwartet der BWE eine installierte Windkraft-Leistung von über 22.500 MW in Deutschland, darunter auch die ersten Offshore-Projekte. Mit geringen Einsparungen im Stromverbrauch kämen wir dann auf einen Anteil der Windkraft an der Stromerzeugung von rund zehn Prozent, so Ahmels weiter.
Der seit Jahren anhaltende Aufschwung in Deutschland ist Folge einer vernünftigen Einspeiseregelung: Das im April 2000 in Kraft getretene Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verpflichtet die Netzbetreiber, für Strom aus regenerativen Energiequellen eine Mindestvergütung zu zahlen. "Damit zeigt sich einmal mehr, das Mindestpreissysteme die Investitionssicherheit bieten, die von Quoten- und Zertifikatssysteme niemals erreicht werden", betont Dr. Preben Maegaard, Präsident des Welt-Windenergie-Verbandes (WWEA) und Energieexperte aus Dänemark. Diese Erfolgsfaktoren bekannt zu machen wird auch Aufgabe des WWEA auf der Welt-Windenergie-Konferenz im kommenden Juli in Berlin sein.
Weltweit waren Ende letzten Jahres rund 25.000 MW installiert, die produzierte Strommenge lag bei rund 50 Milliarden Kilowattstunden. Hinter dem Windkraft-Weltmeister Deutschland (8.754 MW) folgen die USA (4.258 MW), Spanien (3.337 MW), Dänemark (rund 2.500 MW) und Indien (rund 1.500 MW). Die Aussichten sind weltweit glänzend. Nach einer Studie der dänischen BTM Consult ApS werden in den nächsten fünf Jahren rund 50.000 Megawatt weltweit dazukommen, so Maegaard. Vor allem der europäische Markt wird dabei weiter das Tempo vorgeben glänzende Aussichten nicht für Exporte deutscher Hersteller und Zulieferer, sondern auch für den wirtschaftlichen Aufschwung in den Zielländern. Langfristig werden vor allem auch Entwicklungsländer von der Windkraft profitieren, betont Maegaard und verweist auf mögliche Joint-Ventures.
Die verstärkte Windkraft-Nutzung ist deshalb nicht nur aus umwelt- und klimaschutzpolitischen Gründen dringend erforderlich. Die saubere Energie "Wind" bringt auch neue Impulse für den Arbeitsmarkt: Derzeit sind in Deutschland rund 35.000 Menschen in der Branche beschäftigt, davon wurde rund ein Fünftel allein im vergangenen Jahr eingestellt. In diesem Jahr erwarten wir mindestens 3.000 weitere neue Jobs in der Windbranche, sagt Andreas Eichler, Sprecher des Firmenbeirates im Bundesverband WindEnergie (BWE).
Um die Nutzung der erneuerbaren Energien weiter voranzubringen, haben mittlerweile weitere nationale Regierungen, beispielsweise Frankreich, sowie die Europäische Kommission entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen. So soll innerhalb der EU der Anteil der Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen bis zum Jahr 2010 auf über 22 Prozent erhöht werden. Im Oktober 2001 ist eine EU-Direktive in Kraft getreten, um dieses Ziel zu erreichen, so die Brüsseler Rechtsanwältin Dr. Dörte Fouquet, die auch für den europäischen Verband EREF (European Renewable Energies Federation) tätig ist.
Fouquet fordert, die nach wie vor für den Ausbau der erneuerbaren Energien bestehenden Hemmnisse auf dem liberalisierten Energiemarkt beispielsweise beim diskriminierungsfreien Netzzugang zu beseitigen. Außerdem hat die Generaldirektion Wettbewerb nach wie vor die Beihilfeakte bezüglich des EEG noch immer nicht geschlossen, so Fouquet. Das ist besonders vor dem Hintergrund, dass der Europäische Gerichtshof in Luxemburg im vergangenen Jahr geurteilt hatte, dass die deutsche Einspeiseregelung für erneuerbare Energien keine staatliche Beihilfe darstellt, völlig unverständlich.
Bei der regionalen Verteilung der Windkraft-Leistung in Deutschland im Jahr 2002 bleibt Niedersachsen mit rund 135 Megawatt neu installierter Leistung weiterhin das Windland Nummer eins. Zwischen Harz und Nordsee drehten sich Ende März 3.143 Anlagen (2.562 MW). Die Windkraft kann damit mittlerweile rund zehn Prozent des niedersächsischen Strombedarfs decken. Den größten Windstrom-Anteil gibt es bundesweit allerdings in Schleswig-Holstein: Dort können die insgesamt 2.372 Anlagen (1.591 MW) mittlerweile über 25 Prozent des Strombedarfs decken. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern mit rund 20 Prozent und Sachsen-Anhalt mit rund zwölf Prozent.
Marktführer im ersten Quartal 2002 ist das Auricher Windkraft-Unternehmen Enercon mit einem Anteil von 51,4 Prozent an der neu installierten Leistung. In der Hersteller-Rangliste folgen die Firmen Enron Wind (demnächst General Electric) aus Salzbergen (Marktanteil: 14,4 %), AN windenergie GmbH aus Bremen (10,7 %), die Vestas Deutschland GmbH aus Husum (8,0 %), die DeWind AG aus Lübeck (6,8 %), und die Nordex AG aus Hamburg (6,1 %). Der Umsatz der Branche wird in diesem Jahr schätzungsweise bei über 3,5 Milliarden Euro liegen.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE)
Herrenteichsstr. 1
49074 Osnabrück
Telefon: 0541/350600
Telefax: 0541/3506030
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