Pressemitteilung | Bundesverband Glasfaseranschluss e.V (BUGLAS)

Wer sein Geschäft in den USA macht, sollte nicht in Deutschland die Spielregeln ändern wollen!

(Bonn) - Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom AG, Tim Höttges, hatte im Tagesgespräch mit dem Sender phoenix am 14. August 2022 den ordnungspolitischen Rahmen in Deutschland harsch kritisiert. Ein zentrales Problem sei, dass es hierzulande zu viel Wettbewerb gebe. Auch deshalb sei Deutschland für die Telekom nur der zweitwichtigste Markt. Dazu das Statement von BUGLAS-Präsident Theo Weirich:

Mit dem Tagesgespräch bei phoenix hat Telekom-Chef Tim Höttges zum zweiten Mal binnen weniger Tage massive Kritik am ordnungspolitischen Rahmen für die Branche in Deutschland geäußert. Seine Aussagen klingen dabei ein wenig wie das Einleiten des Abschieds des Incumbents vom Heimatmarkt: Deutschland sei nicht der wichtigste Markt für die Telekom, hier gebe es viel zu viel Wettbewerb und zu wenig Wachstum. Die Preise seien zu niedrig, die Anzahl der Marktteilnehmer zu hoch, die Regulierung zu hart.

In den USA sei alles besser, die Preise drei Mal so hoch wie hier, die Anzahl der Wettbewerber an den Fingern einer Hand abzählbar, die Regulierung nicht zu spüren. Bereits heute würden zwei Drittel des Geschäfts der Telekom auf dem US-amerikanischen Markt realisiert. Klingt so, als würde das Telekom-Geschäftsmodell in Deutschland nicht (mehr) aufgehen und als seien die USA als der neue "Home Turf" auserkoren worden.

Für die BUGLAS-Unternehmen ist Deutschland der wichtigste Markt. In vielen Fällen lokal und regional stark verwurzelt steht dabei nicht ausschließlich die Profitorientierung im Fokus, sondern auch die Daseinsvorsorge im digitalen Bereich. Viele der in unserem Verband organisierten Unternehmen versorgen dabei nicht nur eigene Kunden, sondern tragen über die Bereitstellung von Konnektivität via Open Access dazu bei, auch die Kunden anderer Marktteilnehmer bestmöglich anzubinden.

In der nun 25-jährigen Geschichte des liberalisierten TK-Marktes hat sich das ordnungspolitische Prinzip des Wettbewerbs als DER Garant für die bestmögliche Versorgung von Kunden, ein Höchstmaß an Investitionen und Innovationen sowie größtmögliche Angebotsvielfalt erwiesen, in dem zudem viele verschiedene Geschäftsmodelle realisiert werden können. Ein "zu viel" an Wettbewerb kann dabei nur der beklagen, der zu Monopolzeiten die Produzentenrente maximiert hat.

Und vielleicht ist in den USA ja gerade die äußerst geringe Anzahl von TK-Anbietern der Grund für die dort deutlich höheren Preise?! Auch die Aussage von Höttges, in Deutschland würde mit negativen Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft wegen der Regulierung jeder das Telekomnetz nutzen, überzeugt nicht: Über viele Jahre hat die (aufgrund des jahrzehntelangen Monopols im Infrastrukturbereich alternativlose) Nutzung des Telekom-Netzes auf der Basis regulierter Vorleistungspreise durch andere Marktteilnehmer dem Incumbent Umsätze in Milliardenhöhe beschert, denen auch nicht ansatzweise entsprechende Kosten gegenübergestanden haben.

Wenn die Telekom künftig ihren Tätigkeitsschwerpunkt in den USA haben möchte, soll sie dies tun. Dann können hierzulande auch die schädlichen Doppelausbauankündigungen unterbleiben und die Kupfer-/Glas-Migration endlich vorangebracht werden. Für den Teil des Restgeschäfts, den die Telekom außerhalb der USA realisiert, braucht in Deutschland die Anzahl der Wettbewerber nicht eingeschränkt zu werden. Und an den Grundfesten einer Regulierung von signifikanter Marktmacht sollte man im Sinne des Wettbewerbs gar nicht rütteln. Good luck abroad, Deutsche Telekom!

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Glasfaseranschluss e.V (BUGLAS) Wolfgang Heer, Geschäftsführer Eduard-Pflüger-Str. 58, 53113 Bonn Telefon: (0228) 909045-10, Fax: (0228) 909045-88

(mw)

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