Wer macht eigentlich künftig die Arbeit?
(Berlin) - Mit Überwinden der Corona-Krise werden bekannte Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft wieder aktuell. Hierzu gehört vor allem die Fachkräftesicherung. Derzeit sehen laut DIHK-Umfrage bereits 43 Prozent der Unternehmen im Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko - zu Beginn der Pandemie waren es 26 Prozent, kurz davor 55 Prozent. Der demografische Wandel lässt die Erwerbsbevölkerung stark schrumpfen - um 3,7 bis 5 Millionen Menschen in den nächsten fünfzehn Jahren.
Unternehmen brauchen Millionen neuer Fachkräfte
Das ist nicht nur für die Unternehmen bei der Personalsuche ein Problem, es kostet auch die gesamte Wirtschaft Wachstum und macht einen erfolgreichen Strukturwandel hin zu Digitalisierung und Klimaneutralität schwieriger. Daher diskutieren Wirtschaft und Politik über neue Wege, bislang noch nicht ausgereizte Beschäftigungsmöglichkeiten zu steigern. Dies gilt besonders für Frauen, die bislang häufig in Teilzeit arbeiten, Fachkräfte aus der EU und aus Drittstaaten oder Migranten mit Fluchthintergrund.
Nach der Bundestagswahl wird das Thema auch für die neue Bundesregierung relevant. Die Vorschläge sind vielfältig und sehr unterschiedlich: Sie reichen von einem ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebot im Grundschulalter für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis hin zu weiteren Anstrengungen für einen gesteuerten Zuzug ausgebildeter Menschen in den Arbeitsmarkt.
Vereinbarkeit weiter verbessern
Die Pandemie zeigt deutlich: Für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf - und damit für eine breite Erwerbstätigkeit von Eltern - ist eine verlässliche Kinderbetreuung, die zu den Arbeitszeiten der Eltern passt, das A und O. Die Erwerbstätigkeit der Frauen ist in Deutschland in den letzten Jahren enorm gestiegen, mit 73,2 Prozent liegt Deutschland in der europäischen Spitzengruppe nur knapp hinter der Schweiz, den Niederlanden und Schweden. Allerdings ist dabei die Teilzeitquote hierzulande recht hoch (49 Prozent), und die durchschnittlichen Wochenarbeitsstunden bei Teilzeit liegen mit 21,1 unter dem EU-Schnitt (21,6).
Eltern und Betriebe vermissen bei konkreten Nachfragen insbesondere Betreuungskapazitäten an Tagesrandzeiten, Wochenenden und in den Schulferien. Mit Blick auf die Grundschulen ist der Wunsch nach einem verlässlichen Ganztagsangebot groß.
Die Digitalisierung bietet für etliche Tätigkeiten mehr Chancen für mobiles und flexibles Arbeiten. Das kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern - und ist ein gutes Argument für Arbeitgeber beim Werben um Fachkräfte.
Zuwanderung und Integration im Fokus
Die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte nach Deutschland ist eine Stellschraube, um den Fachkräftebedarf in den Betrieben zu meistern. Im letzten Jahr gab es Corona-bedingt hier einen Rückgang: So lag der Wanderungssaldo 2020 nach vorläufigen Ergebnissen bei rund 220.000, während er im Jahr zuvor noch fast 330.000 betragen hatte.
Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz mit Erleichterungen für Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten sollte nun angesichts wieder steigender Personalnachfrage der Betriebe effizient und unbürokratisch umgesetzt werden. Dazu gehört auch die Unterstützung von Betrieben und Fachkräften von der Vermittlung bis zur Integration im Betrieb.
Das Engagement der Unternehmen für die Integration von Geflüchteten auch in der Corona-Krise macht deutlich, dass diese einen Beitrag leisten können, um Fachkräftebedarfe in den Betrieben zu decken. Damit das gelingt, sind ausreichend Sprachlern-Angebote wichtig. Insbesondere die Berufssprachkurse sollten berufsspezifischer und praxisnäher gestaltet werden sowie zeitlich mit den Arbeits- und Ausbildungszeiten kompatibler sein - zum Beispiel mithilfe digitaler Angebote.
Quelle und Kontaktadresse:
(DIHK) Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V.
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