Pressemitteilung | Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.

Wenn uns das Internet allergisch macht

(Aachen) - Zahlreiche Menschen mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leben im Glauben, an einer Allergie zu leiden. Auch viele Ratgeberseiten und Portale im Internet werfen beide Begriffe gerne in einen Topf. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Beschwerdebildern erhebliche Unterschiede, die sich auch in der erforderlichen Ernährungsweise wiederspiegeln.

Am 23. Mai veröffentlichte die Techniker Krankenkasse (TK) eine Pressemeldung mit dem Titel "Essen mit Nebenwirkung: Fast jeder Fünfte reagiert allergisch". Darin zitiert die Pressestelle der TK Ergebnisse der bevölkerungsrepräsentativen Forsa-Umfrage "Iss was, Deutschland?" zum Ernährungsverhalten der Deutschen. Zahlreiche Zeitungen, darunter auch namenhafte Tageszeitungen, griffen die Meldung scheinbar ohne genauere Nachrecherche auf ihren Webportalen auf. Allergologen und versierte Ernährungsfachkräfte dürften im Angesicht der verwendeten Formulierungen erstaunt aufhorchen. Epidemiologische Untersuchungen bezifferten die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien bisher mit lediglich 3 bis 4 Prozent.

Kam es in den letzten Jahren wirklich zu einem sprunghaften Anstieg auf 20 Prozent, wie es Schlagzeilen wie "Lebensmittelallergie: Fast jeder Fünfte ist betroffen" dem Leser suggerieren?

Tatsächlich geben in der Umfrage der TK etwa 17 Prozent der Befragten an, bestimmte Nahrungsmittel nicht zu vertragen. Neben Nahrungsmittelallergien beinhaltet diese Zahl auch Beschwerden infolge einer Laktose-, Fruktose-, Histamin- oder Glutenintoleranz. Dies sind jedoch keine Allergien. Für den medizinisch unbedarften Nachrichtenleser ist dieser Unterschied allerdings kaum ersichtlich. Kein Wunder, dass viele Betroffene ihre Beschwerden nach dem Genuss von Nahrungsmitteln fälschlicherweise Allergien zuschreiben. Derartige Missverständnisse sind an zahlreichen Stellen im Internet zu finden. Eine hohe Verwechslungsgefahr besteht beispielsweise zwischen der relativ häufigen Laktoseintoleranz und der selteneren Kuhmilcheiweißallergie. Aufgrund eines Enzymmangels im Darm können Laktoseintolerante den Milchzucker Laktose nur unzureichend spalten. Im Dickdarm führt der unverdaute Zucker dann zu Durchfall, Blähungen und Bauchkrämpfen. Allergische Reaktionen spielen hierbei keine Rolle. Je nach Schwere der Intoleranz vertragen Betroffene bestimmt Milchprodukte oder können auf spezielle laktosefreie Varianten zurückgreifen. Liegt tatsächlich eine Allergie gegen Milcheiweiße vor, ist ein Verzicht auf sämtliche Milchprodukte notwendig.

Ein Allergologe oder eine erfahrene Ernährungsfachkraft können an dieser Stelle schnell für Aufklärung sorgen. Doch viele Menschen suchen lieber Rat im Internet als ihre Symptome ärztlich abklären zu lassen und die Hilfe einer professionellen Ernährungstherapie in Anspruch zu nehmen. Da der Wahrheitsgehalt vieler Webseiten schwer nachvollziehbar ist, besteht die Gefahr, dass Betroffene ein falsches Bild ihrer Unverträglichkeit bekommen und wichtige Nährstoffquellen fälschlich meiden. Treten wiederholt Beschwerden nach dem Genuss von Nahrungsmitteln auf, sind der Besuch beim Arzt und die Beratung durch einen spezialisierten Ernährungstherapeuten in jedem Fall ratsam.

Quelle und Kontaktadresse:
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention e.V. (FET) Pressestelle Kapuzinergraben 18-22, 52062 Aachen Telefon: (0241) 160 35 683, Telefax: (0241) 160 35 684

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