Pressemitteilung | Automobilclub von Deutschland e.V. (AvD)

Weniger Unfälle, aber mehr Unfalltote / Unfallstatistik mit verwirrenden Zahlen

(Frankfurt/Main) - Nach den gestern vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Unfallzahlen ist die Zahl der durch Unfälle getöteten Menschen im ersten Halbjahr um 4 Prozente gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Diese Zahlen müssen allerdings genau analysiert werden, fordert der Automobilclub AvD. "Jeder Unfalltote ist einer zuviel", so AvD-Verkehrsexperte Johannes Hübner: "aber auch die jetzige Steigerung darf kein Grund zur Besorgnis sein." Vier wichtige Faktoren sorgen demnach für Schwankungen in der Statistik:

- Schwere Unfälle mit zahlreichen Opfern: Wenn ein Reisebus verunglückt oder, wie in Hessen geschehen, bei einem Zusammenstoß gleich mehrere Menschen ums Leben kommen, so drückt das auf die Statistik des Bundeslandes, in dem dieser Unfall geschieht. Mit einem schweren Reisebus-Unfall wäre z.B. Thüringen nicht unter den "Gewinnern", sondern unter den Verlierern dieser Statistik.

- Das Gefühl der falschen Sicherheit: In jedem modernen Auto sind allerlei elektronische Helferlein eingebaut (ABS, ESP, ASR, Airbags, etc.). Diese sind an sich zwar sehr lobenswert, unterstützen aber den Effekt, dass viele Autofahrer sich selbst und die physikalischen Grenzen überschätzen. Aus Sorglosigkeit werden Gefahren weniger ernst genommen als in älteren Fahrzeugen ohne diese Systeme.

- Hohe Verkehrsdichte durch LKW: Immer mehr Güterverkehr wird über die Straße abgewickelt, Tendenz: stark steigend. Die Enge, die durch die große LKW-Dichte auf den Straßen herrscht, führt zu vermehrten Fehlern, besonders beim Einfädeln oder bei unsicheren Fahrern. Die Folgen von Unfällen mit LKW sind meistens dramatisch und sorgen für starke Ausschläge in den Statistiken.

- Der Trend zum Motorrad: Motorrad-Unfälle enden zumeist mit Schwerverletzten oder Toten. Die Ursache liegt in den meisten Fällen allerdings bei Fahrern von PKW oder LKW, die ein herannahendes Motorrad oft übersehen oder die Geschwindigkeit falsch einschätzen. Erst dann folgen die Unfälle durch zumeist junge Motorradfahrer, die ihr Können überschätzen. Der AvD fordert, die Statistiken nicht nur quantitativ zu führen, sondern auch qualitativ auszuwerten, um die Ursachen für Schwankungen besser nachvollziehen zu können: "Weder Schuldzuweisungen noch Rosinen aus der Statistik herauspicken hilft jetzt weiter", so AvD-Experte Hübner.

Jetzt handeln: AvD fordert neue Fahrkultur für weniger Unfälle Der AvD fordert, die Arbeit für mehr Verkehrssicherheit lokal auszuweiten und doch zentral zu steuern: "Gelder aus der Verkehrsüberwachung dürfen nicht mehr in Haushaltslöchern der Kommunen verschwinden, sondern müssen zielgerichtet für Projekte der Verkehrssicherheit eingesetzt werden!" Gleichzeitig fordert der AvD-Experte für Verkehrssicherheit eine neue Fahrkultur ein, die schon in der Ausbildung für Fahrlehrer beginnen muss: "Wem nützt es, wenn den Fahrschülern zwar beigebracht wird, wann sie bremsen müssen, in der Praxis aber auch nicht eine einzige Vollbremsung auf dem Programm steht? - von Lastwechselreaktionen oder anderen Grenzbereichen ganz zu schweigen."

Traurige Realität ist leider: der sorglose Umgang mit dem Auto ist einer der wichtigsten Faktoren, die zu Unfällen führen. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Verkehrssoziologie im AvD ist ein Hauptgrund dafür das Gefühl der "Ritterrüstung", das ein Auto vermittelt. "Mir wird schon nichts passieren" reden sich viele Menschen ein, die sich ohne Gurt, übermüdet, mit Alkohol oder Drogen hinter das Steuer setzen oder einfach nur in Grenzbereiche der Fahrphysik vordringen, ohne diese überhaupt zu kennen. Forderung des AvD: aufklären statt abstrafen "Gefordert sind jetzt die Autohersteller und die Politik", so AvD-Experte Hübner: "Die Politik muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Verkehrssicherheitsarbeit nicht mehr nur aus Repression besteht.

Was wir jetzt benötigen, sind Kampagnen für eine neue Fahrkultur unter dem Schlagwort: 'Mehr Miteinander statt gegeneinander'. Die Hersteller müssen sich dann an diesen Kampagnen beteiligen, anstatt durch immer mehr Elektronik die Sorglosigkeit noch weiter zu fördern."

Quelle und Kontaktadresse:
Automobilclub von Deutschland e.V. (AvD) Lyoner Str. 16 60528 Frankfurt Telefon: 069/66060 Telefax: 069/6606789

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