Weniger Geld für Therapien, mehr Geld für Verwaltung auf Kosten der Patienten / Selbsthilfeverbände und Logopäden kritisieren das Einzelvertragssystem im Arbeitsentwurf zum GMG
(Frechen) - "Wir erwarten einen riesigen bürokratischen Aufwand bei nur geringem Einsparpotential", kritisiert die Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl), Monika Rausch, die Vorschläge im kürzlich veröffentlichten Arbeitsentwurf zum Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz (GMG). Zukünftig sollen neben den derzeit üblichen Kollektivverträgen auch Einzelverträge zwischen den Krankenkassen und Heilmittelerbringern abgeschlossen werden können - zu Preisen, die unter denen liegen, die die Berufsverbände kollektiv für ihre Mitglieder aushandeln. Die Krankenkassen dürfen dann nur noch den niedrigsten Preis für eine Leistung bezahlen. Die erhofften Einsparungen beschränkt die Politik allerdings auf den Heilmittelbereich, der lediglich 2,5 Prozent des Ausgabenvolumens der GKV ausmacht. Dem stehen aber enorme Mehrausgaben bei den Verwaltungskosten gegenüber.
Das Nebeneinander von Kollektivverträgen und Einzelverträgen, die dabei notwendigen Preisabgleiche und die im Entwurf vorgesehenen Informationen an die Versicherten werden zu einem wesentlichen Anstieg der Verwaltungskosten der Krankenkassen führen. Diese haben aber schon heute ein Rekordniveau von 8,02 Mrd. erreicht. "Gespart wird damit nichts. Vielmehr wird medizinisch notwendigen Therapien Geld entzogen, welches dann in die Verwaltungsfinanzierung für genau diese Kürzungen fließen wird. Ein grotesker Verschiebebahnhof", so Rausch.
Die Selbsthilfeverbände, die mehr als 1,2 Mio. von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen Betroffene vertreten, schließen sich der Kritik an. Die Patienten werden nicht bereit sein, diese versteckten Zuzahlungen hinzunehmen. Sie sollen nämlich künftig, zusätzlich zur generellen Zuzahlung von 10 Prozent für alle Leistungen, auch noch die Differenz zahlen zwischen dem Preis des günstigsten Anbieters und dem Preis des Kollektivvertrages der Logopädin ihres Vertrauens. "Die Patienten finanzieren damit die Verschiebung von der Therapie in die Verwaltung. Das ist absurd!", so Vertreter der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe (BVSS), des Bundesverbandes der Kehlkopflosen, des Bundesverbandes für die Rehabilitation der Aphasiker (BRA) und von ISAAC Deutschland, der Gesellschaft für unterstützte Kommunikation, anlässlich eines gemeinsamen Arbeitstreffens in Frechen. "Mit Ausgabenbegrenzung und Eigenverantwortung hat das nichts mehr zu tun. Diese Maßnahme darf nicht umgesetzt werden", fordern die Verbände.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (DBL)
Augustinusstr. 11 a, 50226 Frechen
Telefon: 02234/691153, Telefax: 02234/965110