Pressemitteilung | Deutscher Journalisten-Verband e.V. (DJV) - Bundesgeschäftsstelle

Wenig Geld für Freie - Weniger Qualität im Journalismus

(Bonn) - „Wenig Geld für Freie – weniger Qualität im Journalismus.“ Auf diese Konsequenz hat der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Dr. Siegfried Weischenberg am Wochenende beim DJV-Kongress „Von Beruf: Frei – Chancen im Unternehmen Journalismus“ in Berlin hingewiesen. „Der Anteil der Freien nimmt im Journalismus mehr als doppelt so schnell zu, wie in anderen Berufsgruppen“, sagte Weischenberg. Mit einem durchschnittlichen Bruttoeinkommen von 3600 Mark im Monat sei die Honorarsituation der freien Journalisten dabei erschreckend. „Diese Zahl ist eine Selbstauskunft über den Anspruch vieler Medien, die Qualität im Journalismus sichern zu wollen“, sagte der DJV-Vorsitzende.

Weischenbergs Kritik spiegelte sich auch in der Podiumsdiskussion am Samstag Abend in der Bundespressekonferenz wider. „Freie Journalisten stehen nicht auf gleicher Augenhöhe mit ihren Auftraggebern. Die Politik muss gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen, um dieses Ungleichgewicht abzubauen“, sagte Michael Roth, Bundestagsabgeordneter der SPD. Ein neues Urhebervertragsrecht müsse die Position der Urheber stärken und damit faire Honorare für die Arbeit freier Journalisten ermöglichen. Der Bundestagsabgeordnete kündigte an, der Referentenentwurf der Bundesregierung für ein reformiertes Urhebervertragsrecht werde noch bis Ende Mai vorliegen.

Nach Auffassung von Hans-Joachim Fuhrmann, Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), sind die bestehenden gesetzlichen Regelungen allerdings ausreichend. Insbesondere einen gesetzlichen Anspruch auf angemessene Vergütung für die Arbeit freiberuflicher Journalisten lehnte Fuhrmann ab. „Ich wehre mich dagegen, mir künftig vom Gesetzgeber vorschreiben zu lassen, was angemessen ist und was nicht“, sagte Fuhrmann. Sylvia Bonitz, Bundestagsabgeordnete der CDU, bestätigte hingegen die Notwendigkeit veränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen. Einen gesetzlichen Anspruch auf den Abschluss von Gesamtverträgen für freie Journalisten lehnte sie allerdings ab. „Die CDU setzt auf individuelle Vergütungsregelungen“, sagte Bonitz.

Joachim Widmann, Geschäftsführer der NetZeitung, bezeichnete den Online-Bereich als Wachstumsmarkt, der derzeit noch kaum Gewinne abwerfe. Für freie Journalisten sei die Situation zweifellos schwierig, denn die Geschwindigkeit des Mediums setze ein teures Equipment voraus, das die Freien selbst anschaffen müssten, sagte Widmann.

Die Podiumsdiskussion unter dem Motto „Die Zukunft des Journalismus – Fragen zu Ethik, Urheberrechten und Neuen Medien“ am Samstag Abend beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Urheberrecht. Die Kongressteilnehmer sorgten durch zahlreiche Zwischenfragen für eine teilweise hitzige Debatte. Moderator der Podiumsdiskussion war Dieter Schnabel, Vorsitzender des DJV-Bundesfachausschusses Freie. Weiterer Teilnehmer der Podiumsrunde war Alexander Kulpok, Vorsitzender des Journalistenverbandes Berlin. „Die Politik hat noch nie Entscheidungen getroffen, die für die Qualität des Journalismus entscheidend gewesen wären,“ sagte Kulpok. Er hoffe aber, dass es diesmal beim Urhebervertragsrecht anders sei.

In acht Einzelveranstaltungen setzten sich die Teilnehmer des Kongresses am Samstag Nachmittag und Sonntag Vormittag überwiegend mit berufspraktischen Aspekten ihres Berufes auseinander. Vertragsfragen, Marketingstrategien, Modelle sozialer und finanzieller Absicherung, die Bildung von Netzwerken und berufliche Perspektiven für freie Journalisten in den Neuen Medien und in der Öffentlichkeitsarbeit waren Themen der Einzelveranstaltungen. Parallel gab es einen „Markt der Möglichkeiten“ mit zahlreichen Informations- und Betratungsständen. Der Kongress endete mit einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung am Sonntag um 14 Uhr. Der Vorsitzende des Bundesfachausschusses, Dieter Schnabel, bezeichnete den Kongress als großen Erfolg. Der Kongress habe bestätigt, wie wichtig eine Vernetzung der Freien untereinander sei. Nur gemeinsam könne die Position der Freien gegenüber den Verlagen und Sendeanstalten in der Zukunft verbessert werden, sagte Schnabel.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Journalisten-Verband e.V. (djv) Bennauerstr. 60 53115 Bonn Telefon: 0228/201720 Telefax: 0228/2017233

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