Weltweit nur ein Hersteller und jetzt dramatische Preissteigerung bei Krebsmedikament
(Berlin) - Anfang des Jahres ist der Preis für Carmustin, einem unersetzbaren Medikament bei der Vorbereitung von Patienten für eine Stammzelltransplantation, unangekündigt auf mehr als das Dreifache gestiegen. Der Vorgang zeigt die weiterhin bestehende Anfälligkeit der medikamentösen Versorgung von Krebspatienten, vor allem bei älteren Substanzen außerhalb des Patentschutzes.
Seit mehreren Jahren gibt es wiederholt Lieferengpässe bei Medikamenten gegen Krebs und andere Erkrankungen. Die Gründe sind vielfältig. Sie reichen von Problemen bei der Herstellung bis zu Rückgaben von Zulassungen aus wirtschaftlichen Gründen. Das Krebsmedikament Carmustin wird seit mehr als 40 Jahren in der Behandlung von bösartigen Tumoren eingesetzt. Es ist heute ein fester und unersetzbarer Bestandteil bei der Vorbereitung von Patienten zur Blutstammzelltransplantation. Vor allem Kinder und Erwachsene mit aggressivem Lymphknotenkrebs sind betroffen. Der frühere Inhaber des Medikamentes hatte die Lizenz für Carmustin 2013 an eine indische Firma verkauft. Sie ist jetzt der weltweit einzige Hersteller.
Im Februar 2014 wurde Carmustin in Deutschland vom Markt genommen. Seitdem wird es über eine englische Vertriebsfirma importiert.
Ohne Vorankündigung stieg nun der Preis am 2. Januar 2015 auf mehr als das Dreifache, von etwa 300 Euro auf über 900 Euro pro Ampulle. Für Transplantationszentren bedeutet das eine finanzielle Mehrbelastung von bis zu 300.000 Euro pro Jahr und mehr. Prof. Dr. Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V.: "Eine solche kurzfristige, finanzielle Belastung ist durch die Vergütungen im DRG-System nicht aufzufangen. Diese Risiken können nicht von den Krankenhäusern getragen werden. Medikamente dieser Art müssen über Zusatzentgelte finanziert werden und über Pauschalen."
Die Ursachen der Probleme bei Carmustin sind identisch mit denen, die in der Vergangenheit zu Lieferengpässen von Medikamenten geführt haben. Die DGHO fordert von der Politik Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit mit Krebsmedikamenten. Die Verengung des Weltmarkts bei Carmustin auf nur einen Hersteller ist ein weiteres Warnsignal, das zum Handeln auffordert.
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