Pressemitteilung | Bund der Freien Waldorfschulen e.V.

"Weltoffen, kreativ und einladend" / Waldorfschulen schärfen ihr Profil

(Berlin) - Mehr Offenheit, mehr Dialog und mehr Transparenz in den Schulgemeinschaften - so lautete das wichtigste Fazit der diesjährigen Delegiertenkonferenz des Bundes der Freien Waldorfschulen Ende Januar in Berlin.

Vorstandssprecherin Nele Auschra sieht in der Selbstreflexion eine Notwendigkeit für die Zukunftsfähigkeit der Waldorfschulen: "Abwertung der Wissenschaft, unlebendige, wortwörtliche Auslegung von Rudolf Steiner, dem Gründer der ersten Waldorfschule 1919, und der Waldorfklassenraum als Blackbox - das alles passt nicht zu einer zeitgemäßen Pädagogik, für die wir in der Welt stehen und wirken wollen."

Die Konferenz fand ganz im Zeichen der Auseinandersetzung mit den kritischen Berichten statt, die in den vergangenen Wochen und Monaten in verschiedenen Medien zu den Waldorfschulen und zum Werk von Rudolf Steiner als Grundlage der Waldorfpädagogik veröffentlicht worden waren.

"Anthroposophie ist keine Glaubenslehre und kein Bekenntnis", unterstrich Prof. Jost Schieren, Dekan des Fachbereichs Erziehungswissenschaft an der Alanus Hochschule, Alfter. Waldorfschule heute stehe für eine humanistische Pädagogik, ihre stärkste Qualität liege darin, "die Kinder ernst zu nehmen", betonte Schieren. An der Qualität dieser Arbeit müssten sich die Waldorfschulen messen lassen, der pädagogische Prozess sei immer zu hinterfragen, ob seine Inhalte noch zeitgemäß seien. "Kritik ist dabei willkommen". Diese müsse aber auch die selbstkritischen Diskussionen im Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) mit einbeziehen.

Ein Beispiel dafür lieferte Prof. Michael Zech, Geschichtsdidaktiker an der Alanus Hochschule, mit seiner Darstellung der Kulturgeschichte im Lehrplan der Waldorfschulen. Durch den Progressionsgedanken, wie er von Steiner vertreten wurde, entstünden problematische Narrative, da er zu einer Hierarchisierung der Kulturen führe und Hochkultur vor allem eurozentristisch verortete, betonte er. Von der Kritik werde zurecht hier "der Finger in die Wunde" gelegt. Zur Modernisierung des Geschichtslehrplans wird zurzeit ein umfassendes Projekt mit der Pädagogischen Forschungsstelle des BdFWS durchgeführt.

Prof. Tomáš Zdražil von der Freien Hochschule Stuttgart sah in der Internationalität der Waldorfschulbewegung ein wichtiges Korrektiv. Die Feierlichkeiten zum Jubiläum Waldorf100 im Jahr 2019 hätten Zeichen gesetzt: so "weltoffen, kreativ, einladend" müsse die Ausstrahlung der Waldorfschule sein, betonte Zdražil. Er forderte auch, sich mehr auf die Notwendigkeiten der Gegenwart zu beziehen, dies entspräche dem Gründungsimpuls der Waldorfschule in der Krisenzeit nach dem 1.Weltkrieg. Hier habe die Waldorfbewegung vieles zu bieten, z. B. mit ihrer interkulturellen und inklusiven Pädagogik, der Salutogenese oder der Traumapädagogik. Auch der transdisziplinäre Gedanke, das Zusammenwirken der Pädagogik mit Medizin und ökologischer Landwirtschaft sei zukunftsweisend. "Diese Zusammenarbeit wäre eigentlich in der ganzen Gesellschaft notwendig", betonte Zdražil.

Arbeitsgruppen und Podiumsdiskussionen der Konferenz befassten sich ebenfalls mit dem Thema, u.a. mit der Rezeption des Werks von Rudolf Steiner. Auch hier wurde vor allem eine differenzierte, historisierende Behandlung angemahnt.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Freien Waldorfschulen e.V. Nele Auschra, Leiterin Kommunikation Potsdamer Str. 86, 10785 Berlin Telefon: (030) 57711334-0, Fax: ()

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