Weltfrauentag: Jede Möglichkeit zur Hilfe in Afghanistan nutzen / Bundesregierung muss Projekte für Frauen langfristig sichern
(Köln) - "Die Situation der Menschen in Afghanistan unter dem Regime der Taliban ist desolat. Daher begrüßen wir vorbehaltlos den Beschluss der Bundesregierung von Mitte Februar, die im Dezember 2022 vorübergehend eingestellten Entwicklungsprojekte für strukturelle Verbesserungen mit und für Frauen in Afghanistan wiederaufzunehmen", erklären Vertreterinnen des KDFB und des katholischen Werkes für Entwicklungszusammenarbeit Misereor anlässlich des Weltfrauentages am 8. März. Zudem müssten Nothilfen angesichts der humanitären Krise im Land bedingungslos alle erreichen. Auch wenn es äußerst schwierig sei, der Zivilbevölkerung beizustehen, ohne das Unrechtssystem der Taliban zu unterstützen.
Geschlechtertrennung verstärkt Hungergefahr bei Frauen
Seit Dezember gilt in Afghanistan faktisch ein Beschäftigungsverbot für Frauen in Nichtregierungsorganisationen. Dadurch können Frauen und Mädchen, die nur von Frauen versorgt werden dürfen, nicht mehr adäquat unterstützt werden. "Die strikte Geschlechtertrennung, die in Afghanistan angeordnet wurde, treibt Frauen und ihre Kinder in den Hunger", beschreibt Afghanistan-Expertin Anna Dirksmeier von Misereor die dramatische Situation. "Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Taliban auf Druck der UN das Berufsverbot für Frauen in der humanitären Hilfe inzwischen aufgehoben haben." Wenn Frauen aufs Haus verwiesen werden und sich nur mit einem männlichen Begleiter in der Öffentlichkeit bewegen dürfen, erhöhe das die Gefahr eklatant, dass sie keine medizinische Versorgung, Bildung oder andere Unterstützung erreicht. "Dies verletzt ihre Rechte massiv", so Dirksmeier. Besonders betroffen seien Witwen, Alleinerziehende sowie Frauen und Mädchen, die innerhalb des Landes flüchten mussten.
KDFB-Präsidentin Maria Flachsbarth betont, dass Frauen, die sich durch ihren Einsatz für Frauenrechte und Demokratie exponiert haben, Schutz durch die Bundesregierung gewährt werden müsse. "Solange das Leben und die Menschenrechte der Zivilbevölkerung nicht geschützt werden, muss es Ausreisemöglichkeiten für gefährdete Afghan*innen geben, insbesondere für afghanische Frauenrechtsaktivistinnen." Das Bundesaufnahmeprogramm der Bundesregierung für Menschen in Afghanistan müsse daher konsequent und zügig umgesetzt werden.
Neben kurzfristiger humanitärer Hilfe ist langfristiges Engagement wichtig, um die wirtschaftliche und humanitäre Krise in Afghanistan zu bewältigen. "Dabei sollte ein pragmatischer Ansatz verfolgt werden, ohne aber Zugeständnisse hinsichtlich der Menschenrechte zu machen. Ziel muss es sein, die Taliban zur Rücknahme ihrer frauenfeindlichen Entscheidungen zu bewegen", erklären die Vertreterinnen von KDFB und Misereor. Rote Linien würden überschritten, wenn die Taliban Projektpartner*innen gefährden, Projektmittel abgreifen oder Projekte mit und für Frauen völlig unmöglich machten.
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