Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

Welternährung sichern durch nachhaltige Entwicklung

(Bonn) - Die Deutsche Welthungerhilfe und ihre Mitglieder, unter ihnen auch der Deutsche Bauernverband, plädieren dafür, die Ziele des Welternährungsgipfels in Rom energischer anzustreben als bisher. In Rom wurde vereinbart, die Zahl der chronisch Unterernährten, rund 815 Millionen Menschen weltweit, bis zum Jahr 2015 zu halbieren. ”Das oberste Ziel muss dabei die Entwicklung der ländlichen Räume mit einer Steigerung der Nahrungsmittelproduktion sein”, heißt es in der Berliner Erklärung zum Welternährungstag.

Besondere Bedeutung misst der Berufsstand dabei der Förderung der nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern bei. Ziel müsse die Steigerung der Nahrungsmittelversorgung vor Ort sein, um die Abhängigkeit von Nahrungsmittelhilfe zu verringern, flankiert von Programmen zur Armutsbekämpfung, zum Aufbau von Sozialstrukturen und zur Demokratisierung.

Die Berliner Erklärung im Wortlaut:


Gemeinsam für eine Welt ohne Hunger

”Berliner Erklärung” der Deutschen Welthungerhilfe und ihrer Mitglieder

Seit fast vier Jahrzehnten bemüht sich die Deutsche Welthungerhilfe, Armut und Elend in den Entwicklungsländern zu mindern und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Sie hat in den zurückliegenden vier Jahrzehnten in 70 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika rund 4.500 Entwicklungsprojekte und Projekte der Humanitären Hilfe finanziert und betreut. Sie tat dies mit 860 Millionen DM privaten Spenden und einer Milliarde DM öffentlichen Zuschüssen.

Viel ist erreicht worden, aber viel ist nicht genug. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts leben noch immer 1,3 Milliarden Menschen in absoluter Armut. Das heißt: fast ein Viertel der sechs Milliarden, die unsere Erde bevölkern, muss von weniger als einem Dollar am Tag ihr Leben fristen. Die meisten dieser Ärmsten der Armen sind Kinder und Frauen. Aber auch viele andere in der Dritten Welt leben in Umständen, die der Würde des Menschen Hohn sprechen. Hunger und Armut dort gefährden auf längere Sicht den Frieden auch bei uns. Wir werden uns nicht abschotten können gegenüber den Verwerfungen, die sie auslösen.

Dabei hätten wir heute längst die Möglichkeiten und die Mittel, den Hunger in der Welt zu besiegen. 1996 haben 186 Regierungen auf dem Welternährungsgipfel in Rom vereinbart, die Zahl der Hungernden auf unserem Globus bis zum Jahre 2015 zu halbieren. Den hehren Verpflichtungen sind bisher jedoch nicht genug konkrete Taten gefolgt.

Gemeinsam mit ihren Mitgliedern plädiert die Deutsche Welthungerhilfe nachdrücklich dafür, dass das Ziel des Rom-Gipfels energischer angestrebt wird als bisher. Wir fordern größere Anstrengungen des Nordens, den Hunger zu bekämpfen. Was not tut, ist nicht nur eine globale Allianz gegen den Terror, sondern auch eine Allianz gegen Armut, Hunger und Umweltzerstörung. Dies setzt voraus, dass die Entwicklungshilfe nicht weiter beschnitten wird; dass mit dem Schuldenerlass für die armen Länder Ernst gemacht wird; ferner, dass in der Entwicklungszusammenarbeit die Förderung der nachhaltigen Landwirtschaft in den Entwicklungsländern ein Schwerpunkt bleibt und der Norden seine Märkte noch weiter für Produkte aus dem Süden öffnet.

Zugleich rufen wir die Regierungen des Südens auf, politische und wirtschaftliche Reformen durchzuführen, die Entwicklung fördern und Hunger und Armut bekämpfen. Das oberste Ziel muss dabei die Entwicklung der ländlichen Räume mit einer Steigerung der Nahrungsmittelproduktion sein. Jede erfolgreiche Strategie zur Überwindung des Hungers muss, wenn sie Erfolg versprechen soll, in umfassende Programme zur Armutsbekämpfung, zum Aufbau von Sozialstrukturen und zur Demokratisierung eingebettet werden, in denen auch die besondere Rolle der Frauen beachtet und ihre rechtlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten gestärkt werden.

Wir werden uns dafür einsetzen, dass das Ziel einer Welt ohne Hunger immer wieder auf die politische Tagesordnung kommt. Wir werden dafür sorgen, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung präsent bleibt. Und wir werden noch stärker dafür werben, dass es breite gesellschaftliche Unterstützung findet. In diesem Zusammenhang dankt die Deutsche Welthungerhilfe allen Bürgerinnen und Bürgern für ihre Spenden und bittet sie auch in Zukunft um diesen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen den Hunger.

Auch künftig werden wir uns bemühen, freiwillige Vereinigungen und unabhängige Organisationen zu stärken, die den Menschen helfen, aus dem abstrakten Menschenrecht auf Nahrung alltägliche Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei werden wir uns von dem Grundsatz ”Hilfe zur Selbsthilfe” leiten lassen.

Schließlich werden wir nicht müde werden, die Bundesregierung immer wieder daran zu erinnern, welche Verpflichtungen sie zur Linderung der Not und zur Förderung des Wohlstandes in den armen Ländern eingegangen ist. Wir erwarten, dass sie die Instrumente und die Finanzmittel bereitstellt, um diesen Verpflichtungen ohne Abstriche und Verzug nachkommen zu können. Das wiedervereinigte Deutschland, das zu Recht die humanitäre und ethische Dimension seiner Außenpolitik und seiner Entwicklungspolitik betont, ist sich und der Dritten Welt einen besonderen Beitrag zur Lösung des Weltproblems Nummer 1 schuldig.

Wir werden auch in Zukunft alles tun, was in unseren Kräften liegt, um den Hunger in der Welt zu verringern.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/81980 Telefax: 0228/8198205

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