Weichenstellung für intelligente Netze nicht verpassen
(Hannover) - "In den Stromnetzen besteht ein erheblicher Investitionsbedarf. Was die Übertragungsnetze angeht, ist das allgemein bekannt. Dasselbe gilt aber auch für die Verteilnetze. Auch dort haben wir massive Aufgaben vor uns", sagt Ralf Christian, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Energietechnik.
Neben den ohnehin notwendigen Investitionen für den Ersatz der Anlagen aus den 60er und 70er Jahren, erhöht die Energiewende den Handlungsbedarf. Heute haben erneuerbare Energien einen Anteil von mehr als einem Viertel an der Stromerzeugung, damit lagen sie 2014 erstmals vor der Braunkohle. Über 90 Prozent der Stromerzeugungsanlagen sind in den Verteilnetzen angeschlossen. Bis 2050 sollen die Erneuerbaren aber 80 Prozent des Stroms liefern. Ohne einen Ausbau der Stromnetze und vor allem auch mehr Intelligenz in den Verteilnetzen sind die Ziele der Energiewende nicht umsetzbar. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mehr und mehr von einer zuverlässigen Stromversorgung und damit von modernen Netzen abhängen. Wir benötigen Daten, Kommunikations- und Steuerungsmöglichkeiten und damit eine weitgehende Digitalisierung der Stromnetze", so Christian weiter.
Die Investitionsbedingungen für die Netzbetreiber müssen verbessert werden
"Die vom Bundeswirtschaftsministerium im März vorgelegten Eckpunkte für eine Novelle der Anreizregulierungsverordnung lösen die Probleme im deutschen Regulierungsrahmen nicht. Im Gegenteil, mit den angedachten Überlegungen wird gegebenenfalls sogar eine Verschlechterung des Investitionsklimas erreicht. Ob genügend in den Aufbau intelligenter Netze investiert werden kann, ist fraglich", stellt Dr. Martin Schumacher, stellvertretender Vorsitzender des Fachverbands fest.
Auch bei der Einführung von intelligenten Zählen und Messsystemen plädiert der Verband für mehr Tempo und Wirtschaftlichkeit. Deren Nutzen ist durch eine Ernst & Young-Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium umfassend analysiert worden. Die derzeit diskutierten Einbaugrenzen und die zeitliche Streckung des Smart Meter-Rollouts weichen jedoch von den Empfehlungen für ein volkswirtschaftlich optimales Vorgehen ab und senken den Nutzen.
Smart Metering ist jedoch der wichtige Einstieg in die flächendeckende Digitalisierung des Energiesystems unter Einbindung der Stromkunden. "Beide Vorhaben entscheiden, ob wir die industriepolitische Chance, weltweite Leitanbieter für Smart Grid- und Energieeffizienztechnologien zu sein, auch nutzen können. Das geht natürlich einher mit mehr Beschäftigung und Wachstum. Wir wünschen uns daher etwas mehr Mut und Geschwindigkeit von Seiten der Politik", resümiert Christian.
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