Weichen für die Zukunft des Weinbaus richtig stellen
(Mainz) - Bei der Jahreshauptversammlung des Weinbauverbandes Pfalz im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. am 14. Januar in Neustadt an der Weinstraße standen das Agrarpaket der Bundesregierung und die anstehende Reform des Weingesetzes im Mittelpunkt der politischen Diskussion.
Der Präsident des Weinbauverbandes Pfalz, Reinhold Hörner, sieht durch aktuelle politische Entscheidungen die Wettbewerbsfähigkeit des Weinbaus gefährdet. Er hofft, dass die Proteste der vergangenen Monate die Verantwortlichen endlich wachrüttelt und die Sorgen des Berufsstandes ernst genommen werden.
Zu großer Kritik in der Region führe insbesondere das Aktionsprogramm Insektenschutz, das in bestimmten Schutzgebieten massive Einschränkungen beim Pflanzenschutz vorsieht. Von den geplanten Verboten wären mehr als 3.000 Hektar Rebfläche im Anbaugebiet betroffen. Hörner sprach sich deutlich gegen die angekündigten Maßnahmen aus. Er appellierte an die anwesende Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner, die Kooperationsbereitschaft der Winzer im Hinblick auf den Erhalt der Artenvielfalt anzuerkennen und von pauschalen Verboten abzurücken.
Mit artenreichen Begrünungen, biotechnischem Pflanzenschutz oder der Teilnahme an Biodiversitätsprojekten zeigten die Winzer, dass sie Verantwortung übernehmen und sich bereits vielfältig engagieren. Viele Berufskollegen fühlten sich daher von Naturschutzverbänden und Teilen der Politik zu Unrecht an den Pranger gestellt, was zu großer Frustration führe, gerade bei der jungen Generation. Dies sei auch mit Blick auf die erneute Überarbeitung der Düngeverordnung der Fall. Hier nahm der Weinbaupräsident die Landesregierung in die Pflicht und forderte eine einheitliche Überprüfung des Messnetzes das die Grundlage für die Ausweisung der sogenannten Roten Gebiete bildet, in denen zusätzliche Verschärfungen bei der Düngung vorgesehen sind.
Eine weitere Herausforderung ist die anstehende Reform des Weingesetzes mit einer Überarbeitung des Weinbezeichnungsrechtes. Hörner dankte Klöckner, dass sie sich dieser großen Aufgabe annimmt, auch wenn es noch einige Punkte gibt, die von der Pfälzer Winzerschaft in der aktuellen Form nicht mitgetragen werden können. Eine solch umfassende Reform sei ein intensiver Abstimmungsprozess, in dem unterschiedliche Interessen innerhalb der Weinbranche zusammengebracht werden müssten. Für Hörner ist unabhängig davon aber entscheidend, dass das Bezeichnungsrecht mit Blick auf den Verbraucher weiterentwickelt wird. "Wir brauchen eine transparente, nachvollziehbare Bezeichnung unserer Weine, die dem Kunden beim Einkauf eine verlässliche Orientierung bietet." Bezüglich der Ausgestaltung auf regionaler Ebene sei man mit dem rheinland-pfälzischen Weinbauminister Dr. Wissing, der ebenfalls in den Neustadter Saalbau gekommen war, in guten Gesprächen.
Der Weinbaupräsident betonte, dass der Erfolg der Winzer von ihrem handwerklichen Können in Weinberg bzw. Keller und der Kreativität in der Vermarktung abhängen sollte und nicht von politischen Rahmenbedingungen. Vor diesem Hintergrund sprach er auch die von den Vereinigten Staaten verhängten Strafzölle auf Wein an. Es könne nicht sein, dass deutsche Winzer die Leidtragenden eines Rechtsstreites in der Luftfahrtindustrie seien. Er forderte die Bundesregierung deshalb auf, sich auf europäischer Ebene für eine schnellstmögliche Beendigung des Handelskonfliktes einzusetzen.
Abseits aller politischer Diskussionen hätten die Winzer laut Hörner aber ein zufriedenstellendes Jahr hinter sich. Zwar sei der Jahrgang 2019 mengenmäßig deutlich kleiner ausgefallen als im Vorjahr, aber qualitativ sei er diesem mindestens gleichzusetzen. Die Ergebnisse der täglichen Arbeit der Winzer entwickelten sich auf hohem Niveau immer weiter und seien national wie international anerkannt. Er blicke deshalb trotz aller Unwägbarkeiten optimistisch ins neue Jahr.
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