Wassersportmarkt 2001 mit Umsatzzuwächsen
(Berlin) - Das Jahr 2001 war für die Wassersportwirtschaft ein positives Jahr mit Umsatzsteigerungen von knapp über 3 Prozent. Der Gesamtumsatz der Branche hat sich dadurch auf 3,329 Mrd. DM erhöht. Dennoch beurteilen die Unternehmen der Wassersportwirtschaft nach den positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre mit zum Teil erheblichen Umsatzzuwächsen in einzelnen Bereichen, die derzeitige Situation zurückhaltender: 37Prozent der Betriebe (Vorjahr 58Prozent) rechnen im Jahr 2001 mit Umsatzzuwächsen im Vergleich zum Vorjahr.
Trotzdem kann die Branche mit Optimismus in die Zukunft blicken. Bei keiner Freizeitaktivität ist das Potential höher als im Wassersport: Auf einen Freizeitskipper kommen fünf Personen, die sich dieses Hobby erschließen wollen.
Konjunkturelles Zugpferd ist nach wie vor der Export. Während im Vergleich der Jahre 1999/2000 der Bootsexport wertmäßig um 13Prozent auf 1,064 Mrd. DM zulegte, beträgt in den ersten 6 Monaten 2001 im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr der Zuwachs sogar 53,8Prozent und erreicht mit 0,902 Mrd. DM bereits fast das Niveau des gesamten Vorjahres.
Die außergewöhnlichen Exporterfolge der deutschen Bootsbauer sind einerseits das Resultat des immer noch schwachen Euro. Andererseits zeigen sie aber auch, dass die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz durch rationelle, serielle Fertigungsmethoden verbessert werden konnte.
Sorgenkind bleibt hingegen die Binnennachfrage. Indikator hierfür ist der Import. Bereits im Vergleich der Jahre 1999/2000 sank der Import wertmäßig um 4,5Prozent. Im ersten Halbjahr 2001 war im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut ein Rückgang von 12,3Prozent zu verzeichnen.
Segelbootmarkt
Für die Segelbootwerften waren die vergangenen 3 bis 4 Jahre ausgesprochen erfolgreich. Lieferzeiten von mehreren Monaten waren keine Seltenheit und das, obwohl in dieser Zeit die Produktionskapazitäten erheblich ausgeweitet wurden. Als Konsequenz dieser Entwicklung verfügen die deutschen Segelboothersteller heute über modernste Fertigungsstraßen und sind in der Lage, durch serielle, modular aufgebaute Fertigung ein excellentes Preis-/Leistungsverhältnis zu garantieren.
Entsprechend groß sind die Exporterfolge. Mehr als 2/3 der Produktion werden, unterstützt durch die günstige Währungssituation, auf den Auslandsmärkten abgesetzt. Davon wird wiederum ein großer Teil in Charterflotten eingesetzt. In den ersten 6 Monaten 2001 konnte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum der Export um 153,1Prozent (Stückzahl) bzw. um 118,8Prozent wertmäßig gesteigert werden.
Nach einer Untersuchung* des BWVS soll Segeln neben Spaß (78Prozent) vor allem Erholung (49Prozent) und Geselligkeit (27Prozent) garantieren. Entsprechend gefragt sind leicht zu bedienende Yachten mit komfortablem Raumangebot und umfangreicher Kommunikations- und Navigationselektronik.
Diese Motive spiegeln sich auch im Trend zu Deckshaus-Segelyachten wider. Ehemals eher eine Domäne kleinerer Werften, folgen heute auch die Serienhersteller dem Trend nach mehr Lebens- und Wohngefühl im Hafen und "trockenem" Segeln.
Motorbootmarkt
Der Motorbootmarkt hat von den guten Jahren nicht im gleichen Maße profitieren können. Da größere deutsche Hersteller im Sportbootbereich fehlen, ist der Motorbootmarkt weit überwiegend ein Importmarkt. Rund 85Prozent der importierten Motorboote (nach Wert) stammen aus Ländern, die nicht dem Euro-Bereich angehören; ca. 60Prozent allein aus den USA und Großbritannien. Dies hat zu Preissteigerungen geführt, die nicht in jedem Fall durch die Kunden akzeptiert wurden.
Besonders betroffen ist das preisempfindliche Segment zwischen 7,5 und 12 m Bootslänge. Bereits im Vergleich der Jahre 1999/2000 ist der Import in diesem Bereich wertmäßig um 16,9Prozent gesunken. Im ersten Halbjahr 2001 betrug der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut 42,5Prozent. Erfreulich ist dagegen die Entwicklung in der Bootsklasse über 12 m Länge. Hier haben sich die Importe nach 29Prozent (wertmäßig) im Vergleich 1999/2000 im ersten Halbjahr um 27,9Prozent erhöht.
Von der schwierigen Situation im Segment kleinerer Boote profitieren die wenigen deutschen Hersteller. Nach erheblichen Umsatzsteigerungen im laufenden Jahr rechnen die Hersteller für das kommende Jahr wiederum mit zweistelligen Umsatzsteigerungen. Die Unternehmen profitieren damit sowohl von der Währungssituation als auch vom Trend zu klassischen Linien im Bereich kleinerer Motorboote.
Ungebrochen stark ist die Nachfrage nach Megayachten. Weltweit ist die Nachfrage bedeutend höher als nach Angebot. Lieferfristen von 2 Jahren sind daher keine Seltenheit. Auch für Top-Qualität "Made in Germany" sind die Eigner bereit, viel Geld auszugeben, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen. 85Prozent des wertmäßigen Exportvolumens im Motorbootbereich entfielen im Jahr 2000 auf Megayachten.
Gebrauchtboote
Der Gebrauchtbootmarkt stellt mit ca. 690 Mio. DM ein wichtiges Marktsegment dar. Gerade Einsteiger sammeln auf Yachten aus zweiter Hand erste Erfahrungen auf dem Wasser und investieren in zusätzliche Ausstattung, um ihre Traumyacht auf die eigenen Bedürfnisse umzurüsten.
Von dieser Entwicklung profitieren sowohl die Refit-Werften als auch die Ausrüstungs- und Zubehörindustrie.
Interessenten für gebrauchte Yachten werden sich in Zukunft noch stärker an den kommerziellen Anbietern orientieren. Ab 1.1.2002 tritt das neue Kaufrecht in Kraft und beschert den Kunden mindestens ein Jahr Gewährleistung auf das gebrauchte Boot. Soviel Sicherheit gibt es beim Kauf von Privat an Privat nicht.
Zubehör/ Ausrüstung
In der Konjunkturumfrage des BWVS zur Jahresmitte beurteilten 70Prozent der Unternehmen die Situation gleich oder besser im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt rechnet die Branche mit Umsätzen auf Vorjahresniveau.
Der warme und trockene Sommer hat dazu geführt, dass die Umsätze bei Funktionsbekleidung hinter den Erwartungen zurück blieben. Positiv dagegen verlief die Entwicklung bei den Segelmachern und im Beschlagsbereich. Insbesondere hochwertige Trimmhilfen waren stark nachgefragt und sollen für noch mehr Segelspaß sorgen.
Die Lieferanten von Navigations- und Kommunikationsausrüstung registrierten eine eher verhaltene Nachfrage. Zufriedenstellend waren die Umsätze im hochwertigen Bereich. Bei Yachten der Mittelklasse liegen insbesondere Kombi-Geräte im Trend, die GPS-Kartenplotter mit Echolot und Radar über einen Bildschirm kombinieren. Im Bereich größerer Yachten wird eher auf stand-alone-Lösungen gesetzt, um alle Funktionen parallel im Blick behalten zu können.
Der Umsatz von Außenbordmotoren hat sich im Vergleich der ersten 8 Monate 2001 zum Vorjahr um 22,6Prozent verringert. Zufrieden sind die Hersteller von Benzin- und Diesel-Innenbordmotoren. Besonders die Dieselmotorenhersteller (+41,2Prozent) profitieren vom gestiegenen Bedarf bei Erstausrüstern.
Charter
44,1Prozent der Segler und 31,6Prozent der Motorbootfahrer chartern nach einer Studie* des BWVS Boote und Yachten. Der Gesamtumsatz der Branche wird 2001 auf ca. 264 Mio. DM geschätzt und hat sich im Vergleich zum Vorjahr um ca. 5Prozent erhöht.
Besonders stark nachgefragt waren Charterdestinationen in Kroatien und in der Türkei. Karibik und Südsee haben ihren Marktanteil behauptet. Leichte Rückgänge verzeichnet die Ostsee, mit Ausnahme der Charterbasen in Mecklenburg-Vorpommern. Zwar ist das Potential dort bei weitem noch nicht ausgeschöpft, schnellere Autobahnverbindungen und eine bessere Infrastruktur in den Häfen sorgen aber für einen positiven Trend.
Dies gilt auch für den Bereich der Binnencharter. Hausbootferien in den neuen Bundesländern liegen voll im Trend, zumal wesentliche Gewässerabschnitte auch ohne amtlichen Sportbootführerschein befahren werden dürfen. Insgesamt liegen die Umsätze im Bereich der Binnencharter 5Prozent über dem Vorjahr. Binnenreviere haben mit ca. 126 Mio. DM Umsatz einen Anteil von rund 45Prozent am Gesamtcharteraufkommen.
Ausblick
Der mittelfristige Konjunkturverlauf wird zurückhaltender beurteilt als noch vor einem Jahr. Immerhin 47Prozent der Unternehmen glauben an eine konjunkturelle Verschlechterung. Diesen Trend dokumentieren auch die Auftragsbestände, die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rückläufig sind. Entsprechend gesunken ist die Investitionsneigung: während vor Jahresfrist noch 33Prozent der Unternehmen größere Neuinvestitionen planten, sind dies im Jahr 2002 lediglich 23Prozent.
Allerdings muß bei dieser Einschätzung berücksichtigt werden, daß sich die Branche insgesamt auf einem hohen konjunkturellen Niveau bewegt. Ein wesentlicher Grund für das dünner werdende Auftragspolster ist zweifellos die allgemeine wirtschaftliche Situation. Viele Bürger haben erkannt, dass sie trotz erheblicher Steuerentlastungen kaum einen Pfennig mehr in der Tasche haben. ökosteuer, höhere Preissteigerungsraten und explodierende Sozialkosten haben die guten Gaben längst aufgezehrt. Davon sind vor allem diejenigen Bevölkerungsschichten betroffen, die aus Einkommen kaufen.
Dort wo aus Vermögen gekauft wird, macht sich die Börsensituation bemerkbar. Immerhin haben sich in den letzten 2 Jahren rund 600 Milliarden DM Vermögen in Rauch aufgelöst und stehen für den Konsum nicht mehr zur Verfügung.
Dennoch besteht Anlaß, optimistisch in die Zukunft zu schauen. 9,2Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung betreiben aktiv eine der Wassersportarten. Bei keiner Freizeitaktivität ist zudem das Potential höher als im Wassersport: auf einen Freizeitskipper kommen 5 Personen, die sich dieses Hobby erschließen wollen. Dies ist die Basis für eine auch in Zukunft positive Entwicklung der Branche.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. (BWVS)
Gunther-Plüschow-Str. 5
50829 Köln
Telefon: 0221/595710
Telefax: 0221/5957110