Wahlkampfthema Insolvenz – Einordnung der aktuellen Situation
(Berlin) - Im Januar 2025 verzeichnete Deutschland einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Diese Entwicklung hat in den letzten Wochen verstärkt die öffentliche Diskussion geprägt, insbesondere im Kontext des Wahlkampfs. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Anstieg ja, Dramatik nein.
Das Statistische Bundesamt hat heute die Zahl der Unternehmensinsolvenzen für November 2024 und die Entwicklung für den zurückliegenden Monat Januar veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen nach vorläufigen Angaben im Januar 2025 um 14,1 Prozent gegenüber Januar 2024 gestiegen.
Trotz des Anstiegs im Januar 2025 erreichen die Unternehmensinsolvenzen nicht die alarmierenden Spitzenwerte der Krisenjahre 2004 oder 2009. Der aktuelle Anstieg ist zwar bedenklich, jedoch nicht mit den dramatischen Zahlen dieser vergangenen Krisen mit in der Spitze von jährlich mehr als 39.000 Unternehmensinsolvenzen vergleichbar.
„Insolvenzen werden zunehmend im Wahlkampf genutzt, um die aktuelle Wirtschaftslage dramatisch auszuleuchten, zuletzt von Friedrich Merz im TV-Duell. Dabei wäre gerade hier eine sachliche Betrachtung der Situation dringend notwendig. Um es auf einen Nenner zu bringen: Anstieg ja, Dramatik nein“, sagt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).
Die Gründe für den Anstieg der Insolvenzen sind vielschichtig. Sie reichen von anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten bis hin zu strukturellen Herausforderungen einzelner Branchen. Oftmals fehlen aber auch schlichtweg tragfähige Geschäftsmodelle. „Bürokratieabbau und gezielte Infrastrukturinvestitionen sind notwendig, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen. Die aktuellen Entwicklungen des Insolvenzgeschehens bleiben weit hinter früheren Krisen zurück. Sie sollten deshalb nicht als Wahlkampfthema, sondern als Anstoß betrachtet werden, um über notwendige Maßnahmen zur Unterstützung von Unternehmensgründungen und zur Stärkung der Wirtschaft nachzudenken“, so der VID-Vorsitzende.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands e.V. (VID), Manuela Doss, Referent(in) Presse und Kommunikation, Am Zirkus 3, 10117 Berlin, Telefon: 030 20455525