Wachstum schwächt sich in allen Geschäftsfeldern ab / Voigt: Sparkassen bestehen im Wettbewerb
(Berlin) - Der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Rainer Voigt, hat Angriffe einzelner Großbanken an den Sparkassen als fehl am Platz zurückgewiesen. "Sie fordern unverblümt rechtliche Weichenstellungen zur Beseitigung ihrer öffentlich-rechtlichen Wettbewerber und zur Schaffung von Oligopolen. Unsere Antwort auf die aktuellen Markterfordernisse ist dagegen klar geschäfts- und wettbewerbsorientiert", sagte Voigt am 26. August vor Journalisten in Berlin anlässlich der Vorstellung der Halbjahresbilanz der 69 ostdeutschen Sparkassen. Auch die Großbanken hätten sich dem harten deutschen Wettbewerb zu stellen, wenn sie erfolgreich sein wollen.
Die Sparkassen ihrerseits scheuten den Wettbewerb mit den Privatbanken nicht. Sie seien gut aufgestellt. Voigt schloss in diesem Zusammenhang technische Kooperationen, beispielsweise im Back-Office-Bereich nicht aus. "Wir laden die Privatbanken ein, unsere hocheffizienten Zahlungsverkehrszentren oder andere Dienstleister in der Sparkassen-Finanzgruppe zu nutzen".
Die Geschäfte der OSGV-Sparkassen haben sich nach Angaben Voigts seit dem 30. Juni 2002 moderat entwickelt. Während das Kreditvolumen nur um 1,1 Prozent auf 36,6 Mrd. Euro stieg, wuchsen die Einlagen um 0,9 Prozent auf 74,1 Mrd. Euro.
Einlagenzuwachs durch Zinskapitalisierung
Getragen wurde der Einlagenzuwachs zum Großteil durch die Zinskapitalisierung per Jahresende 2002. Besonders gefragt waren Standardspareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist (Wachstum 5,1 Prozent). Dagegen fiel das Wachstum in allen anderen Einlagenpositionen niedriger als vor einem Jahr aus. Beispielsweise ging der Bestand an Termingeldern sogar um mehr als 15 Prozent zurück.
Vorsichtig zeigten sich die Kunden unserer Sparkassen in diesem Zeitraum beim Erwerb von Wertpapieren. Der Nettoabsatz (Käufe minus Verkäufe) von festverzinslichen Wertpapieren war mit 72 Mio. Euro negativ. Einen Anstieg verzeichneten die Sparkassen dagegen beim Nettoabsatz von Investmentfonds, der 678 Mio. Euro betrug.
Im vergangenen Jahr waren die Produkte der Verbundpartner LBS, DekaBank und der öffentlichen Versicherer gefragt. Das vermittelte Bausparguthaben stieg dabei um 347 Mio. Euro auf 2,4 Mrd. Euro an. Trotz der schwachen Börse wuchs der Rücknahmewert der DekaBank-Depots ebenfalls weiter an und erreichte im Dezember über 6,2 Mrd. Euro. Gleiches gilt für die Rückkaufswerte der Lebensversicherungen. Zum Jahresende betrug ihr Wert 1,2 Mrd. Euro, rund 22 Prozent mehr als vor einem Jahr. Neben den Einlagen bei Sparkassen verfügen die Sparkassenkunden damit über weitere 12,4 Mrd. Euro Vermögen bei den Partnern der Finanzgruppe.
Wirtschaftskrise bremst Kreditwachstum
Den entscheidenden Beitrag zu dem moderaten Wachstum des Kreditbestandes leisteten die öffentlichen Haushalte. Ihre Kredite erhöhten sich um mehr als eine halbe Mrd. Euro auf 4,1 Mrd. Euro. Dies waren mehr als 15 Prozent, stellte Voigt klar.
Das Kreditvolumen an Unternehmen und wirtschaftlich Selbstständige lag zur Jahresmitte 2003 mit 16,7 Mrd. Euro um etwa 289 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahresniveau. Der Rückgang betrug damit insgesamt 1,7 Prozent (Vorjahr + 0,1 Prozent). Diese Entwicklung spiegelt sowohl die konjunkturbedingte Investitionszurückhaltung als auch die hohe Zahl von Insolvenzen wieder.
Der Bestand der Kredite an Privatpersonen wuchs dagegen um 141 Mio. Euro auf insgesamt 15,8 Mrd. Euro an. Insbesondere der Wohnungsbaukredit trug zu diesem Ergebnis bei, während sich die klassischen Konsumentenkredite rückläufig entwickelten (-82 Mio. Euro).
Die zusammengefasste Bilanzsumme der Sparkassen lag zur Jahresmitte bei über 94,5 Mrd. Euro. und damit auf Vorjahresniveau.
Leicht rückläufiges Ergebnis erwartet
Gemessen an der Durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) erwarten die OSGV-Mitgliedssparkassen eine leicht rückläufige Zinsspanne (2,53 nach 2,55 Prozent). Der Provisionsüberschuss wird mit 0,61 Prozent der DBS leicht (0,02 Prozentpunkte) über dem Vorjahresergebnis liegen. Auch der ordentliche Aufwand wird durch Steigerungen bei den Sach- und Personalkosten leicht über dem Vorjahr liegen und 2,13 Prozent der DBS erreichen (2,06 Prozent der DBS in 2002).
Insgesamt erwartet der OSGV für 2003 ein geringfügig rückläufiges Ergebnis vor Bewertung, so Voigt. Es wird bei 1,08 Prozent der DBS liegen (2002 1,12 Prozent der DBS).
Die durchschnittliche Cost-Income-Ratio (CIR) wird aufgrund von stagnierenden Erträgen und zusätzlichen Investitionen mit 65,8 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau von 64,4 Prozent liegen.
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Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband für die Sparkassen in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Freistaat Sachsen und Sachsen-Anhalt
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