Wachsende Risiken nehmen immer mehr Einfluss auf Standortentscheidungen
(München) - Internationale Risiken steigen aus Sicht der bayerischen Unternehmen immer weiter an und haben ein erschreckend hohes Niveau erreicht. Besonders besorgniserregend sind die Antworten der Unternehmen zur Relevanz der Risikofaktoren für Standort- und Investitionsentscheidungen. So sehen 22 Prozent der Unternehmen Kostensteigerungen, etwa bei den Arbeitskosten, als Gefahr für das Geschäftsmodell und ebenso viele als Investitionshemmnis an. "Die Standortbedingungen sind mittlerweile für 21 Prozent der Unternehmen ein genauso großes Investitionshemmnis wie Kostensteigerungen. Das ist ein Armutszeugnis für die Industriepolitik in unserem Land. Wir müssen unseren Standort wieder fit machen und die Kosten in den Griff bekommen. Hier ist auch der Sozialpartner gefragt, ansonsten nimmt die De-Industrialisierung weiter an Fahrt auf", fürchtet Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Das zeigt die vbw Studie "Internationale Risiken für bayerische Unternehmen", die vom IW Köln erstellt wurde. Sie beleuchtet die Risikowahrnehmung, daraus resultierende Standortprobleme und Gegenmaßnahmen der Unternehmen.
Auch die Möglichkeit einer Auslandsverlagerung als Reaktion auf gestiegene Risiken spielt eine beachtliche Rolle. Fast jedes fünfte bayerische Großunternehmen und gut jedes siebte stark internationalisierte Unternehmen verfolgt entsprechende Überlegungen. "Beunruhigend ist vor allem der Trend im verarbeitenden Gewerbe: Hier ist der Anteil der Unternehmen, die aufgrund von schlechten Standortbedingungen und struktureller Kostensteigerungen eine Auslandsverlagerung in Erwägung ziehen müssen, im Vergleich zum Vorjahr um 37 Prozent gestiegen. Wenn wir nicht umgehend die Notbremse ziehen, nimmt unser Standort irreparablen Schaden", so Brossardt.
"Fachkräfteengpässe belegen wie im Vorjahr den ersten Platz der Risikoskala. 47 Prozent der befragten Unternehmen sehen darin ein hohes Risiko für ihre Geschäftsabläufe; im verarbeitenden Gewerbe wird das Risiko etwas geringer eingeschätzt", erklärt Brossardt und mahnt: "Wir dürfen bei den Entgeltforderungen nicht übertreiben, ansonsten werden wir trotz Fachkräftemangel einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben." Auf Platz zwei folgen nämlich bereits strukturelle Kostensteigerungen, etwa für Energie, Vorleistungen, Lagerhaltung oder Personal, die für 42 Prozent der Unternehmen ein hohes Risiko darstellen und im verarbeitenden Gewerbe als größter Risikofaktor gesehen werden. Auf den Plätzen drei und vier der aktuellen Skala hoher Risiken stehen die Cyber-Kriminalität (41 Prozent) und die allgemeinen Standortbedingungen (39 Prozent). "Mit einem Anstieg um 15 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr rücken die verschlechterten Standortbedingungen in den Fokus der Risikowahrnehmung der Unternehmen. In Zeiten zunehmender geopolitischer Verwerfungen sind schlechte Standortbedingungen am Heimatmarkt ein besonders großes Problem", urteilt Brossardt und fügt abschließend hinzu: "Im Inland verantwortete Probleme verschärfen die negativen Effekte des Russland-Ukraine-Krieges und der geopolitischen Spannungen mit China weiter."
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