VW-Skandal: Gesundheitsgefahr von Wirtschaftspolitik ignoriert
(Berlin) - "Der VW-Skandal fördert zutage, dass die Wirtschaftsförderung der Automobilindustrie noch immer stärker wirkt als der Kampf gegen die Gesundheitsbelastung der Bevölkerung", erklärt der stellvertretende Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, der Hausarzt Dr. Veit Wambach.
Nach Studien der Deutschen Umwelthilfe sind in Deutschland 64 Prozent der Belastung durch giftiges Stickstoffdioxid (NO2) auf den motorisierten Straßenverkehr zurückzuführen. 80 Prozent des Verkehrsbeitrages stammen von Dieselfahrzeugen, davon etwa die Hälfte von Pkw. Insgesamt sind Diesel-Pkw demnach für 26 Prozent der NO2-Belastung in Städten verantwortlich.
Nach einer neuen Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz ist allein der der Feinstaub für jährlich 35.000 Todesfälle verantwortlich. Hauptversursacher von Feinstaub sind Dieselmotoren.
"Leider wird die aktuelle Debatte um manipulierte Abgasmessungen bei Dieselmotoren von VW und Audi überwiegend unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt", kritisiert Dr. Wambach.
"Die gesundheitlichen Gefahren, die von Stickstoffoxiden (NOx) ausgehen, nehmen in der öffentlichen Diskussion viel zu wenig Raum ein", rügt Dr. Wambach. Stickstoffoxide, insbesondere Stickstoffdioxidkonzentrationen, können zu Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Allergien führen. Bei Asthmatikern können sie eine Verschlimmerung der Symptome auslösen. Zudem kann Stickstoffdioxid Pflanzen schädigen und trägt zur Überdüngung und Versauerung von Böden bei.
"Die Folgen der Stickstoffbelastung für Umwelt und Gesundheit sind gravierend. Hier muss auch endlich die Bundesärztekammer aktiv werden und in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit das Gefahrenbewusstsein schärfen", fordert Dr. Wambach. Darüber hinaus appelliert er an das Bundesumweltministerium und andere verantwortliche Stellen, gesundheitlich unbedenkliche Grenzwerte vorzugeben und auf deren Einhaltung zu pochen. "Falsche Rücksichtnahme auf wirtschaftliche Interessen wäre ein fatales Signal", so der stellvertretende Bundesvorsitzende. "Die Gesundheit der Bevölkerung darf nicht zum Spielball einer Industrie werden, die Profit über Verantwortung stellt."
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