Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

Vorsitzende Stange fordert: "Bildungskampf beenden"

(Frankfurt/Main) - Die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange hat dazu aufgerufen, "den jahrzehntealten Bildungskampf in Deutschland zu beenden". Das deutsche Bildungssystem sei nur durch "eine grundsätzliche Reform mit gemeinsamer Kraftanstrengung des Bundes und der Länder zu retten", stellte Stange fest. Dazu gehöre auch die "Bereitschaft aller Beteiligten, heilige Kühe" zu opfern.

Die nationale PISA-Studie habe die Krise des föderalen Bildungswesens schonungslos offen gelegt. Wörtlich sagte Stange: "Der so genannte föderale Wettbewerb ist unter Ausblendung der Realität zum parteipolitischen Glaubenskrieg verkommen. Die Quittung liegt jetzt auf dem Tisch und die Rechnung zahlen die Schüler." Es sei ein Widerspruch, "einerseits die europäische Bildungslandschaft zu bauen und gleichzeitig in Deutschland die bildungspolitische Kleinstaaterei zu pflegen."

In diesem Zusammenhang begrüßte die GEW-Vorsitzende die Bemühungen der Wissenschaftsminister aus Rheinland-Pfalz und Bayern, Zöllner (SPD) und Zehetmair (CSU), "das Thema PISA und die Folgen nicht den Wahlkampfstrategen zu überlassen, sondern zu einer sachlichen Diskussion" zu kommen.

Die Detailanalyse der PISA-Ergebnisse erlaube keinem Land "einen selbstzufriedenen Fingerzeig auf andere". Das gelte auch für Bayern und Baden-Württemberg.

Gerade Bayern müsse bildungspolitisch umsteuern, weil sich das Land mit seiner Abiturientenquote noch in einer "anderen Epoche" befinde. Zudem "erkaufe" es sich die Spitzenposition durch die schärfste Auslese unter den 16 Bundesländern. In Bayern seien die Chancen eines Kindes einer Akademikerfamilie 10,5 mal höher ein Gymnasium zu besuchen als die eines Kindes einer Facharbeiterfamilie. Die Auslesequote anderer Länder sei dagegen nur etwa halb so groß.

Insgesamt schrumpfe die vermeintliche Dominanz der unionsgeführten Länder, wenn man die sozialen, kulturellen und ethnischen Unterschiede der Länder berücksichtigte. Faktoren wie die demographische Entwicklung eines Landes, die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung, die Sozialstruktur, der Urbanisierungsgrad, die Wirtschaftskraft, die Arbeitsmarktlage und Vieles mehr beeinflussten Leistungspotenziale im Bildungssystem.

Vor diesem Hintergrund sei es "absurd, von einer leistungsorientierten Unionspädagogik und einer sozialdemokratischen Kuschelpädagogik zu reden", stellte die GEW-Vorsitzende fest.

Auch die sozialdemokratisch geführten Ländern hätten keine Mühe, ihre leistungsstarken Gymnasiasten zu fördern.

Ebenso gäbe der Streit um zentrale Abiturprüfungen gegenüber dezentralen nichts her. In allen Kompetenzbereichen gebe es jeweils ein Land mit und eines ohne zentraler Abiturprüfung auf den ersten beiden Plätzen (Leseverständnis und Mathematik: jeweils Bayern vor Schleswig-Holstein; Naturwissenschaften: Schleswig-Holstein vor Baden-Württemberg).

All dies zeige, dass der wahltaktische Länderstreit über PISA der bildungspolitischen Entwicklung des Landes nur schade. Damit sei den betroffenen Kindern, Eltern und Lehrern nicht geholfen.

Die Länder müssten jetzt zusammen kommen und "gemeinsam mit dem Bund eine neue Basis für Bildungsreformen in Deutschland" schaffen. Dabei müsse man voneinander lernen und positive Erfahrungen der internationalen Spitzenländer einbeziehen. Immerhin dürfe nicht übersehen werden, dass Deutschland im internationalen Vergleich - abgesehen von ein paar guten Ergebnissen - nur "Mittelmaß und schlechter" sei.

Quelle und Kontaktadresse:
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