Von den Nazis enteignete Bilder sollen zurückgegeben werden
(Köln) - Der Deutsche Städtetag hat den Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern seiner Mitgliedsstädte empfohlen, in allen kommunalen Einrichtungen nach Bildern und anderen Kunstgegenständen zu forschen, die im Deutschland des Nationalsozialismus insbesondere jüdischen Familien geraubt worden sind. Diese Kulturgüter sollen ihren ehemaligen Besitzern oder deren Erben zurückgegeben werden, unabhängig von bereits in den 50er Jahren abgewickelten Rückerstattungsverfahren. Eine Liste der vermissten und der gefundenen Kunstgegenstände soll in der Datenbank www.lostart.de publiziert werden, die laufend aktualisiert wird.
Die Städte, in denen die Nationalsozialisten dieses Unrecht verübt haben, tragen eine besondere Verantwortung. Das gilt, auch wenn die Menschen, die heute dort leben und politisch handeln, persönlich nicht an der Enteignung der Kunst beteiligt waren. Durch die jetzt gestartete Initiative werden die Städte außerdem dazu aufgerufen, Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit zu leisten, Lokalforschung zu unterstützen und das Wissen um Geschehenes weiterzugeben, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Dr. Stephan Articus, heute in Berlin.
In Einzelfällen seien bereits Kunstwerke durch die kommunalen Museen und Sammlungen zurückgegeben worden, die zunächst nach dem Zweiten Weltkrieg nicht auffindbar waren. Um nun weiter voranzukommen, seien in einer gemeinsamen Aktion von Bund, Ländern und Städten jetzt alle zugänglichen Quellen in einer Handreichung für die Museen erschlossen und zusammengefasst worden. Sie solle die zum Teil aufwendige Recherche erleichtern. Die Suche solle in den Mitgliedsstädten des Städtetages in fast 3.000 Museen und rund 2.300 kommunalen Bibliotheken stattfinden, sagte Articus.
Der Deutsche Städtetag fordert die Familien auf, die in der Zeit von 1933 bis 1945 verlorene Kunstschätze noch nicht zurückerhalten haben, diese an die Datenbank www.lostart.de zu melden, damit leichter nach den Kulturgütern gesucht werden kann. Herkunftsnachweise sind manchmal schwer zu führen, da die seinerzeit geraubten Kunstschätze im Laufe der Jahrzehnte zum Teil verschlungene Wege gegangen sind.
Der Deutsche Städtetag erwartet auch, dass durch die Transparenz des Verfahrens die Opfer dieser nationalsozialistischen Enteignungen schneller wieder in den Besitz ihrer Kulturgüter gelangen, und zwar ohne die Einschaltung von kostspieligen Kunstfahndern.
Wie viele Objekte aus ehemals jüdischem Besitz in deutschen Museen lagern, wissen wir zwar nicht. Es ist uns aber daran gelegen, dass möglichst vielen Familien Unrecht auf diesem Wege wieder gutgemacht werden könnte. Unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass in vielen Fällen anschließend vertraglich eine Dauerleihgabe an das jeweilige Museum oder ein Rückkauf durch dieses ermöglicht wurde, so Dr. Stephan Articus.
Der Deutsche Städtetag ruft private Museen auf, in gleicher Weise wie die kommunalen Einrichtungen zu verfahren.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Städtetag
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