Vom Ausland gelobt, zu Hause auf dem Prüfstand / Deutscher Prüfingenieur Modell für ganz Europa?

(Berlin) - Immer mehr Länder zeigen Interesse am deutschen Prüfwesen auf dem Bau. Darauf wies der neu gewählte Präsident der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik, Dr.-Ing. Hans-Peter Andrä (Berlin/Stuttgart) am Dienstag in Berlin hin. Der Prüfingenieur in Deutschland könne ein Modell für die Europäische Union werden. Das Interesse am deutschen Prüfwesen sei vor allem seit der Zunahme spektakulärer Bauschäden, wie zum Beispiel nach Erdbeben in der Türkei, dem Einsturz des Daches eines Moskauer Schwimmbades und der Katastrophe auf dem Pariser Flughafen gestiegen.

Während die bautechnische Prüfung, vorgenommen durch einen vom Bauvorhaben völlig unabhängigen Sachverständigen, im Ausland große Anerkennung findet, steht das Modell in Deutschland auf dem Prüfstand. Dr. Andrä warnte den Gesetzgeber davor, den international angesehenen Sicherheitsstandard im deutschen Bauwesen aufs Spiel zu setzen. „Es hat skurrile Züge, dass im Zuge politischer Ideenlosigkeit mit den Zauberworten Bürokratieabbau und Deregulierung wichtige bautechnische Prüfungen in Frage gestellt werden, während das Ausland sich zunehmend an unserem System orientiert“, sagte er. Deutschland habe die weltweit am besten aus- und weitergebildeten Ingenieure. Im Vergleich zu anderen Ländern habe es hier bislang erheblich weniger Schadensfälle gegeben. Durch weniger Bauschäden sei automatisch auch der juristische und versicherungstechnische Aufwand geringer, was wiederum privatwirtschaftliche und volkswirtschaftliche Vorteile gegenüber anderen Ländern bedeute.

Als wichtigstes Instrument in der Schadensabwehr habe sich in der Vergangenheit die bautechnische Prüfung mit dem sogenannten Vier-Augen-Prinzip bewährt. Die Prüfingenieure fordern, dass es nicht von der Größe eines Gebäudes sondern allein vom Schwierigkeitsgrad der Statik abhängig gemacht werden müsse, ob ein Projekt nach dem Vier-Augen-Prinzip überwacht werden soll oder nicht.

Der Geschäftsführende Gesellschafter des Ingenieurbüros Leonhardt, Andrä und Partner (56) wurde während der Jahrestagung zum Nachfolger von Dr.-Ing. Günter Timm (66) gewählt. Der Partner des Hamburger Ingenieurbüros Windels, Timm und Morgen hatte nach 14 Jahren sein Amt zur Verfügung gestellt.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik e.V. Ferdinandstr. 47, 20095 Hamburg Telefon: 040/30379500, Telefax: 040/353565