VÖB-Chefvolkswirte warnen vor forcierten Zinsanhebungen
(Frankfurt / Berlin) - Die in der Kommission Wirtschaft und Finanzen des Bundesverbandes Öffentlicher Banken, VÖB, zusammenarbeitenden Chefvolkswirte öffentlicher Banken haben die heutige Entscheidung der Europäischen Zentralbank begrüßt, die Notenbankzinssätze unverändert zu lassen. Vor dem Hintergrund der zu erwartenden Konjunktur- und Inflationsperspektiven sei eine deutliche Straffung der Geldpolitik im Euroraum nicht erforderlich. Insgesamt rechnen die Chefvolkswirte nur mit einem moderaten Anstieg der Notenbankzinsen im Euroraum auf drei Prozent zur Jahresmitte und keinen weiteren Erhöhungen in der zweiten Jahreshälfte. Damit stellen sie sich gegen Marktbefürchtungen, nach denen die Zinsen wegen Inflationsgefahren auf breiter Front nachhaltig ansteigen könnten.
Nach einer etwa fünfjährigen Phase extrem expansiver Geldpolitik in den großen Währungsräumen werde nun ein neues Kapitel an den Weltfinanzmärkten aufgeschlagen. Die meisten wichtigen Zentralbanken hätten bereits eine Straffung ihrer Geldpolitik eingeleitet. Dies werde ausreichen, um die Inflationserwartungen an den Märkten im Zaum zu halten. Für den Euroraum sehen die Volkswirte einen leichten Rückgang der Inflationsraten für die Jahresmitte voraus, wenn die Rohstoffpreissteigerungen des Vorjahres aus dem Vorjahresvergleichszeitraum herausfallen (Basiseffekt). Insgesamt ist für den Euroraum in diesem Jahr eine Inflationsrate von knapp über zwei Prozent zu erwarten.
Stabile Inflationserwartungen sowie eine weiterhin hohe weltweite Sparneigung seien die Hauptursachen für ein weiterhin relativ niedriges Zinsniveau an den Kapitalmärkten. Der jüngste kräftige Renditeanstieg bei festverzinslichen Wertpapieren lasse sich auf überraschend positive Stimmungsindikatoren aus dem Euroraum zurückführen. Mit leicht nachlassender konjunktureller Dynamik im Jahresverlauf komme jedoch dieser Renditeanstieg wieder zum Stillstand. Zum Jahresende erwarten die Öffentlichen Banken Renditen von unter vier Prozent im Euroraum sowie unter fünf Prozent in den Vereinigten Staaten für die 10-jährigen Staatsanleihen.
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