VME bekräftigt Notwendigkeit der 38-Stunden-Woche / Aufbau Ost hat Vorrang vor Abbau der Arbeitszeit
(Berlin) - Der Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME) hat an die IG Metall appelliert, sich gemeinsam für zusätzliche Arbeitsplätze einzusetzen. Im Anschluss an die zweite Verhandlungsrunde der laufenden Tarifverhandlungen sagte VME-Verhandlungsführer Dr. Roland Fischer: "Es sollte unser gemeinsames und vorrangiges Ziel in der Tarifpolitik sein, in den neuen Bundesländern zusätzliche Arbeitsplätze aufzubauen."
Mit Blick auf die bisherige Position der IG Metall wandte sich der VME gegen eine emotionale Diskussion, in der Zahlen und Fakten nicht berücksichtigt werden. Dr. Fischer: "Es ist ein alter Grundsatz, dass nur gleiches miteinander verglichen werden kann. Leider kann aber von gleicher Arbeit im Osten und im Westen momentan überhaupt keine Rede sein, weshalb diese beiden Wirtschaftsgebiete auch nicht miteinander verglichen werden können."
Die Zahlen aus den Unternehmen belegen, das im Durchschnitt der ostdeutschen M+E-Industrie niedrige Stundenproduktivitäten erwirtschaftet werden als in der westdeutschen. Der Umsatz je Stunde lag 2002 im Osten bei 91 Euro, im Westen bei 139 Euro. Vor diesem Hintergrund den Standortvorteil 38-Stunden-Woche abzuschaffen, wäre unsolidarisch gegenüber den Beschäftigten in den neuen Bundesländern. Solange die Arbeitslosenquote im Osten doppelt so hoch ist wie im Westen und in den M+E-Berufen sogar dreimal so hoch, kann es nicht genug Standortvorteile geben. Nach Überzeugung des VME hat der Aufbau Ost Vorrang vor dem Abbau der Arbeitszeiten.
Dr. Fischer: "Allen ist bekannt, dass wir die Anpassung der tariflichen Einkommen schon seit einigen Jahren vollzogen haben, also keine Unterschiede mehr zwischen Ost und West mehr bestehen. Auf der Basis der Umsätze je Arbeitsstunde in der M+E-Industrie hat sich in den vergangenen vier Jahren bei der Arbeitsproduktivität aber keine erkennbare Annäherung des Ostens an den Westen ergeben. Der Osten liegt unverändert bei etwa 65 Prozent des Westniveaus."
Dennoch bekommen die ostdeutschen M+E-Arbeitnehmer bereits heute höhere Löhne als ihre Kollegen in Belgien, Niederlande, Schweden, Österreich, Irland, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Italien und Portugal. Auch der Vergleich der Arbeitszeiten in Deutschland eröffnet einen neuen Blickwinkel:
- Chemie-West: 37,5 Stunden
- Chemie-Ost: 40 Stunden
- Versicherung, Bahn und Energie- und Versorgungswirtschaft:
38 Stunden
- Öffentlicher Dienst zwischen 38,5 und 40 Stunden
- Bank und Bauhauptgewerbe: 39 Stunden
Der VME erneuert darum sein Angebot aus der ersten Verhandlung, sich auf ein Sachverständigengremium zu verständigen, das Kriterien für einen Anpassungsprozeß entwickeln soll.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg e.V. (VME)
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