VKU fordert Neustart für die Energiewende und stellt Handlungsvorschläge zur Diskussion
(Berlin) - Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordert einen Neustart für die Energiewende in Deutschland. „Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, die Akzeptanz für die Energiewende zu erhalten und die Klimaziele erreichen zu können, ist eine Nachjustierung mit Fokus auf Kosteneffizienz notwendig“, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Liebing. An die künftige Bundesregierung gerichtet, macht der Verband in einem Papier konkrete Handlungsvorschläge. Es soll eine lösungsorientierte Diskussion zur Reduzierung der Kosten der Energiewende anstoßen.
„Zur Energiewende gibt es keine vertretbare Alternative“, betonte Liebing. „Wir sind es nachkommenden Generationen und auch unserem Wirtschaftsstandort schuldig, klimaneutral zu werden und die Abkehr von fossilen Brennstoffen zu schaffen.“ Aktuell befinde sich die Energiewende an einem kritischen Punkt: Ohne entschlossenes und strikt auf die System- und Kosteneffizienz orientiertes politisches Handeln seien die Transformationskosten volkswirtschaftlich nicht aufzubringen. „In Summe sehen wir viel Optimierungsbedarf, der die Kosten der Energiewende für alle senken kann“, so Liebing.
So drängt der VKU zum Beispiel auf eine Reform der Netzentgelte, um Bürger und Wirtschaft vor weiteren Kostensteigerungen zu schützen. Durch immer mehr Eigenerzeugung sinkt die Stromentnahme aus dem Netz. „Steigende Netzentgelte sind die Folge, vor allem für Kundengruppen mit schmalem Geldbeutel und mittelständische Unternehmen“, warnte Liebing. Deshalb sollten Netzentgelte mit den Einnahmen aus dem CO2-Preis abgefedert, auf Verursachungsgerechtigkeit ausgerichtet und der Fokus stärker auf den Grundpreis gerichtet werden. Zudem sollte die Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum für alle gesenkt werden.
„Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, brauchen wir auch in Zukunft Kraftwerke, die kurzfristig einspringen können“, so Liebing. Für die notwendigen Investitionen sei es wichtig, dass auch die Vorhaltung von Leistungen auskömmlich vergütet werde. Zukünftig müsse der systemische Nutzen der Kraft-Wärme-Kopplung für Strom- und Wärmewende stärker zum Tragen kommen und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) grundlegend überarbeitet und bis 2035 verlängert werden.
Bei der Wärmewende spiele der Ausbau der Fernwärme eine zentrale Rolle. „Indem sie die Erschließung zusätzlicher erneuerbarer und klimaneutraler Wärmequellen wie Geothermie oder unvermeidbare Abwärme ermöglicht, ist Fernwärme volkswirtschaftlich sehr kosteneffizient. Auch müssen Gebäude bei Anschluss an Wärmenetze nicht mehr auf höchste energetische Standards saniert und können trotzdem klimaneutral gestellt werden“, so Liebing. Damit die Wärmewende finanzierbar ist, müsse die Bundesförderung effiziente Wärmenetze auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr aufgestockt werden.
Mit Blick auf die Stromnetze könne der Ausbaubedarf durch eine bessere Netzausnutzung deutlich reduziert werden. Windenergie- und Solaranlagen an Land sollten hinter dem Netzverknüpfungspunkt mit Stromspeicheranlagen kombiniert werden, um ihre volatile Energie besser nutzen und teures Abregeln vermeiden zu können.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien solle systemdienlich erfolgen und Überproduktionen dürften nicht mehr gefördert werden. „Solarstrom in der Mittagsspitze ist schon jetzt oft wertlos oder hat sogar einen negativen Wert“, sagte Liebing. Die sogenannten Mittagsspitzen belasten immer häufiger die Stromnetze. Deshalb sollten Solaranlagen, die ihren Strom nicht direkt an der Energiebörse vermarkten, keine staatliche Förderung mehr erhalten. Neue Photovoltaikanlagen auf Dächern seien bereits jetzt ohne garantierte Einspeisevergütung und in Kombination mit Batteriespeichern wirtschaftlich.
Das anvisierte Ausbauziel für Offshore-Windenergie sei aufgrund des sogenannten Abschattungseffekts zu hoch, kritisiert der VKU. Die Turbinen würden zu dicht beieinanderstehen. Statt 70 Gigawatt installierter elektrischer Leistung würden 50 Gigawatt reichen. Zudem sollten vor allem Windenergieanlagen mit niedrigerer Nennleistung und höheren Volllaststunden gebaut werden. Beim Übertragungsnetzausbau könnten durch diese Maßnahmen Milliardenbeträge eingespart werden. Zudem sollten Erdkabel keinen generellen Vorrang mehr bei den großen Gleichstromleitungen haben.
Zur Finanzierung der Energiewende setzt sich der VKU für die Errichtung eines Energiewendefonds ein, der privates Kapital mobilisiert. „Um das Chancen- und Risikoprofil für mögliche Investoren zu verbessern, sind staatliche Garantien und Bürgschaften geboten. Der Fonds würde privates Kapital für die Energiewende mobilisieren“, sagte Liebing.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) - Hauptgeschäftsstelle, Alexander Hauk, Pressesprecher(in), Invalidenstr. 91, 10115 Berlin, Telefon: 030 58580-0