Vierte DRV-Ernteschätzung 2023: Trockenheit bewirkt Einbußen von 1,4 Millionen Tonnen
(Berlin) - Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) senkt seine Erwartungen an die Ernte witterungsbedingt spürbar. Aktuell geht der Verband von einer Getreideernte in Höhe von 42,0 Millionen Tonnen und einer Rapsernte von 4,1 Millionen Tonnen aus. Im Vergleich zur Schätzung des Vormonats ist dies ein Rückgang um 1,2 Millionen Tonnen beim Getreide und zirka 200.000 Tonnen beim Raps. "Die Witterung hat sich in den vergangenen vier Wochen komplett gedreht. Waren Mitte Mai teilweise Flächen wegen starken Regenfällen nur eingeschränkt befahrbar, leiden die Kulturen mittlerweile deutschlandweit unter massivem Trockenstress", erläutert Guido Seedler, Getreidemarktexperte des DRV. Um auf den guten Böden weitere Ertragsverluste zu verhindern, muss weiterhin flächendeckend Regen fallen. Auf Sandböden können die Verluste nicht mehr kompensiert werden.
Ostdeutschland und spät zu erntende Kulturen stark betroffen
Besonders betroffen sind die fünf ostdeutschen Bundesländer. Auf sie entfällt rund die Hälfte der Einbußen. Getreidearten wie die Wintergerste, die früh gedroschen werden und daher aktuell kein Wasser mehr benötigen, sind weniger von der Trockenheit betroffen. "Für später zu erntende Getreidearten wie Weizen müssen wir mit weiteren Ertragsrückgängen rechnen, wenn in den kommenden Tagen kein Regen fällt", so der DRV-Getreidemarktexperte weiter. Das gleiche gilt für im Frühjahr ausgesäte Getreidearten wie Mais, die sich noch in der Wachstumsphase befinden.
Trockenheit auch in anderen europäischen Staaten
Auch Polen, das Baltikum und Skandinavien leiden unter Trockenheit. Besonders prekär ist die Situation in Spanien. "Dort wird eine historisch niedrige Ernte von etwa 11,0 Millionen Tonnen Getreide erwartet", ergänzt Seedler. Im langjährigen Mittel wurde doppelt so viel geerntet. Die Erwartungen an die europäische Getreideernte wurden in den vergangenen Wochen gesenkt, liegen aber derzeit noch über denen des Vorjahres. Die Ertragsausfälle im Ostseeraum und auf der iberischen Halbinsel können nach derzeitigem Stand durch höhere Erntemengen in Süd-Ost-Europa kompensiert werden.
Weltweit ausreichende Getreideernte erwartet
Weltweit wird von einer Getreideernte leicht über dem Vorjahresniveau ausgegangen. Grund für dieses positive Ergebnis sind unter anderem eine gute Weizenernte in Kanada und eine gute Maisernte in Brasilien. "Damit gehen wir von einer ausreichenden Versorgung aus. Verbraucherinnen und Verbraucher können beruhigt sein", kommentiert Guido Seedler.
Auch kann vorerst Entwarnung bei den Exporten aus der Ukraine gegeben werden. Selbst wenn das Transportabkommen durch das Schwarze Meer im Juli nicht verlängert werden sollte, können die prognostizierten Exportmengen per Lkw, Bahn und Binnenschiff vollständig auf den Weltmarkt gelangen.
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