VIER PFOTEN Umfrage eindeutig: Keine Wildtiere im Zirkus!
(Hamburg) - Siebzig Prozent der deutschen Bevölkerung sprechen sich für ein Wildtierverbot im Zirkus aus und stimmen einer Aufnahme des Verbots in das Tierschutzgesetz zu. Das hat eine repräsentative Befragung von Wahlberechtigten des Ipsos Deutschland I Institut für Politik- und Sozialforschung im Auftrag von VIER PFOTEN ergeben. Am 01. Februar 2024 wurde der Entwurf zum neuen Tierschutzgesetz veröffentlicht - mit ernüchterndem Ergebnis: Obwohl sich die Mehrheit der Befragten für die Aufnahme eines vollständigen Wildtierverbots in Zirkussen in das deutsche Tierschutzgesetz ausspricht, ist nur ein Verbot einzelner Tierarten wie Elefanten und Großkatzen Bestandteil der Revision des Tierschutzgesetzes.
Es kommentiert Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland:
"Auch wenn der Entwurf in die richtige Richtung geht und die Regierung mit der archaischen Ausnutzung von einigen Wildtierarten wie Elefanten und Großkatzen endlich Schluss macht, sind die im Entwurf vorgeschlagenen Regelungen zu Wildtieren im Zirkus völlig unzureichend. Ein Verbot einzelner Tierarten, wie es im aktuellen Entwurf vorgelegt wird, reicht nicht aus, um Wildtiere angemessen zu schützen. Dies würde dazu führen, dass die Haltung und Zurschaustellung nur einiger weniger Wildtierarten im Zirkus verboten werden und gleichzeitig die Haltung anderer Arten, die nicht auf der Liste stehen, legitimiert wird. Außerdem könnten Zirkusse einfach auf andere Tierarten ausweichen, die bisher noch nicht im Zirkus auftreten mussten. Das muss verhindert werden, deshalb müssen alle Wildtierarten verboten werden.
Die Mehrheit der Wähler:innen aller Parteien zeichnet ein klares Bild: Das vollständige Wildtierverbot im Zirkus im deutsche Tierschutzgesetz findet breite Unterstützung. Unsere Regierung muss jetzt handeln und ein umfassendes Verbot aller Wildtiere im Zirkus im Gesetz regeln!"
Eine art- und verhaltensgerechte Haltung von Wildtieren in Zirkussen ist grundsätzlich nicht möglich und verstößt damit gegen § 2 TierSchG und das Staatsziel Tierschutz im Grundgesetz. Während Zoos bei der Haltung von Tieren Mindestanforderungen erfüllen müssen, gelten für die gleichen Tierarten in Zirkussen Ausnahmeregelungen, die sogenannten Zirkusleitlinien, die hinter den Haltungsstandards von Zoos um ein Vielfaches zurückfallen und nicht verpflichtend sind. Die Sonderstellung der Zirkusse wird damit gerechtfertigt, dass die im Zirkus gehaltenen Tiere täglich beschäftigt werden sollen. Dressur und Auftritte sind jedoch kein Ersatz für artgemäße Unterbringung, verhaltensgerechte Beschäftigung und Sozialstrukturen.
Deutschland ist in der EU das Schlusslicht und hat als einziges EU-Land bisher keine Regelungen zu Wildtieren in Zirkussen erlassen. Es ist dringend notwendig, dass der Gesetzgeber ein komplettes Haltungsverbot aller Wildtiere in Zirkussen, Varietés und ähnlichen Einrichtungen, die an wechselnden Standorten tätig sind, erlässt. Darüber hinaus muss auch ein Nachstell- und Nachzuchtverbot im Tierschutzgesetz verankert werden, das mit Inkrafttreten des novellierten Tierschutzgesetzes gilt."
Österreich geht hier mit gutem Beispiel voran: Im neuen Tierschutzgesetz soll dort zusätzlich zu dem bereits seit 2005 existierenden Wildtierverbot im Zirkus nun auch der Einsatz von Kamelen und Büffeln in Zirkussen verboten werden. Dies wird mit den besonderen Haltungsanforderungen der Tiere begründet.
Analyse von Ipsos Deutschland I Institut für Politik- und Sozialforschung im Auftrag von VIER PFOTEN
- Repräsentativ quotierte Online-Befragung von Wahlberechtigten in Deutschland zwischen 18 und 75 Jahren
- 70 Prozent der Deutschen sprechen sich laut Umfrage für ein Wildtierverbot im Zirkus im Tierschutzgesetz aus
- Die Wähler:innen (letzte Bundestagswahl) aller Parteien sind mehrheitlich für die Aufnahme eines Verbots: Wähler:innen der Grünen (84%), sonstiger Parteien (76%), der Linken (76%), der SPD (75%), der FDP (69%) und der CDU/CSU (64%)
- Die Anhänger:innen (aktuelle Parteipräferenz) aller Parteien sind mehrheitlich für ein Verbot: Anhänger:innen der Grünen (87%), der SPD (79%), der Linken (78%), Sonstiger Parteien (74%), der FDP (67%) und der CDU/CSU (66%)
Quelle und Kontaktadresse:
VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz
Susanne von Pölnitz, Pressesprecherin
Lübecker Str. 128, 22087 Hamburg
Telefon: (040) 399249-0, Fax: (040) 399249-99