VIER PFOTEN Ranking zur Fleischreduktion in Supermärkten: "Es fehlen verbindliche Strategien"
(Hamburg) - Neuer Bericht zum Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz und im Vereinigten Königreich / Kein Unternehmen schneidet beim Ranking "sehr gut" ab / Lidl führt Liste an
Die globale Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN hat für ein neues Ranking untersucht, welche Strategien 38 der führenden Supermarktketten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und im Vereinigten Königreich nutzen, um das Angebot von Fleischprodukten zu reduzieren. Das Ergebnis der Studie aus dem ersten Halbjahr 2022: Keine der untersuchten Ketten hat entsprechende Pläne und konnte im Ranking die Bestnote "sehr gut" erreichen. Zwar setzen immer mehr Anbieter auf ein größeres Angebot an pflanzlichen Produkten und Fleischalternativen - das Sortiment an Fleischprodukten wird damit aber nicht kleiner. Auch wurden in den Nachhaltigkeitsberichten der untersuchten Unternehmen keine Strategien zur Fleischreduktion festgehalten. Insgesamt erreichte die Kette Lidl im Ranking ein "gut" und damit den ersten Platz im Mitbewerberfeld. In Deutschland folgt auf Platz zwei Aldi Süd. Aldi Nord und Penny teilen sich den dritten Platz.
"Während wir in den Supermarktregalen zwar insgesamt eine Zunahme an pflanzlichen Produkten sehen, fehlen aber Anzeichen, das Angebot an Fleisch- und Milchprodukten zu reduzieren. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Verantwortung dabei allein auf die Konsumentinnen und Konsumenten oder Landwirtinnen und Landwirte abgewälzt wird, während der Lebensmitteleinzelhandel erst zum Überkonsum von Fleisch und zur Überproduktion von tierischen Produkten beiträgt. Wir fordern deshalb klare Strategien zur Verringerung der Tierhaltung", sagt Sonja Svensek, Leiterin der Abteilung Ernährung bei VIER PFOTEN.
Aldi Nord und Aldi Süd erkennen Mitverantwortung an der Klimakrise
In Deutschland untersuchte und befragte VIER PFOTEN Lidl, Aldi Süd, Aldi Nord, Penny, Rewe, Kaufland, Edeka, Netto Marken-Discount, Marktkauf, Globus und Norma. Der Trend: Die Supermärkte setzen bei der Verbesserung der Haltung und des Tierwohls auf höhere Haltungsformstufen. Zeitgleich bewerben Unternehmen bei ihrer Strategie zur nachhaltigen Ernährung vermehrt pflanzliche Produkte, bieten teils vegane Eigenmarken an und bauen dieses Sortiment weiter aus. Auch der Einfluss tierischer Produkte auf das Klima wird teils von Supermärkten bestätigt. Penny informiert Kund:innen in einem Berliner Erlebnismarkt sogar mit Preisschildern über die wahren Kosten der tierischen Produkte. Aldi Nord und Aldi Süd erkennen offiziell ihre Mitverantwortung an der Klimakrise an, aber senkten Anfang Juli die Preise für zahlreiche Frischfleischprodukte, nachdem die Preise zuletzt angestiegen waren. Das dürfte den Abverkauf der reduzierten Produkte eher ankurbeln.
"In vielen Corporate Social Responsibility-Berichten wird zwar der Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Tierhaltung und den negativen Auswirkungen auf das Klima reflektiert, es fehlt aber an einer strategischen Ausrichtung, um dem entgegenzuwirken und eine klare Aussage zu einer verbindlichen Fleischreduktionsstrategie zu treffen. Zwar werden Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung und Klimafaktoren berücksichtigt, der direkte Zusammenhang zwischen industrieller Landwirtschaft und dem Klima wird jedoch nicht typischerweise hervorgehoben", sagt Sonja Svensek.
Sowohl im internationalen Gesamtranking als auch in Deutschland sicherte sich Lidl mit 73 Prozent der erreichten Punktzahl und einem "gut" den ersten Platz. Für den deutschen Markt folgte Aldi Süd (66 Prozent) auf dem zweiten Platz. Aldi Nord teilte sich mit 63 Prozent gemeinsam mit Penny (63 Prozent) den dritten Platz. Auf den Rängen vier und fünf folgten Rewe (61 Prozent) und Kaufland (59 Prozent ). Mit 53 Prozent belegt Edeka zusammen mit Netto Marken-Discount den sechsten Platz. Schlusslichter auf den Rängen acht und neun waren Globus (33 Prozent) und Norma mit 23 Prozent.
Methodik
Das Atlas Challenge Ranking zeigt den Grad der Bemühungen und Leistungen einiger der führenden Supermarktketten in Österreich, Deutschland, der Schweiz und im Vereinigten Königreich in Bezug auf ihre Strategien zur Fleischreduktion und nachhaltiger pflanzlicher Ernährung auf. VIER PFOTEN führte dazu die Recherche auf Grundlage öffentlich zugänglicher Online-Informationen zwischen Januar und Juni 2022 durch und versendete zusätzlich einen Fragebogen an die Supermärkte. Alle Unternehmen, die den Fragebogen nicht ausfüllten - in Deutschland Globus, Marktkauf und Norma -, wurden ausschließlich auf Grundlage der Eigenrecherche bewertet. Der Fragebogen enthielt Fragen zu vier Kategorien: CSR-Berichte, Marketingstrategien, Produktportfolio und langfristige Strategien -, anschließend wurde anhand eines Notensystems bewertet: niedrig (0-25 Prozent), durchschnittlich (26-50 Prozent), gut (51-75 Prozent) und sehr gut (76-100 Prozent).
Quelle und Kontaktadresse:
VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz
Oliver Windhorst, Pressesprecher
Schomburgstr. 120, 22767 Hamburg
Telefon: (040) 399249-0, Fax: (040) 399249-99