VhU Mittelhessen zu den Arbeitsmarktzahlen im April 2023 / Drechsel: Frührente abschaffen, damit reguläre Rente nicht immer mehr zur Ausnahme wird / Jede zweite Erwerbsminderungsrente in Hessen wegen psychischer Leiden
(Wetzlar) - "An der Abschaffung der abschlagfreien Frührente mit 65 und früher führt kein Weg vorbei, wenn wir den Fachkräftemangel abmildern und die Sozialsysteme stabilisieren wollen. Allein bis zum Jahr 2036 verlieren wir rund 30 Prozent aller heute Erwerbstätigen an die Rente. Schuld daran ist auch die ungebrochene Anziehungskraft der Frührente, die heute von jedem Zweiten gewählt wird. Bis zum regulären Rentenalter arbeiten hingegen nur rund 40 Prozent. Diese teure und kontraproduktive Frühverrentungspolitik hat dem Arbeitsmarkt seit 2014 bundesweit schon über 1,7 Millionen Arbeitskräfte vorzeitig entzogen. In Zeiten eines immer stärkeren Fachkräftemangels müssen wir diesen Aderlass am Arbeitsmarkt schnellstmöglich beenden", sagte Sascha Drechsel, mittelhessische Geschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. (VhU).
"Aus der betrieblichen Praxis wissen wir, dass viele ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen ihrer Erfahrung und den im Berufsleben erworbenen Fähigkeiten als Fachkräfte gefragt und geschätzt werden. Durch neue und flexible Arbeitsmodelle können Betriebe zudem viel besser als früher auf die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmerinnen und -nehmer Rücksicht nehmen. Weil wir alle immer älter werden ist es aber schlicht auch eine Frage der Generationengerechtigkeit, die Lasten des demografischen Wandels nicht einseitig der jungen Generation aufzubürden", erklärte Drechsel.
Diskussionswürdig sei auch der hohe Anteil von Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen, insbesondere mit psychischen Erkrankungen, vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausschieden: "Hessenweit wird rund jede zweite Erwerbsminderungsrente wegen psychischer Leiden gewährt, das ist bundesweit ein Spitzenplatz und deutlich mehr als in vergleichbaren Bundesländern wie Rheinland-Pfalz mit rund 41 Prozent oder Baden-Württemberg mit rund 38 Prozent. Die Deutsche Rentenversicherung Hessen muss prüfen, wie es zu diesen beträchtlichen Unterschieden kommt und dann auch die richtigen Maßnahmen ableiten. Ziel muss eine noch bessere Prävention und Rehabilitation sein, damit möglichst wenig Menschen gezwungen sind, den Arbeitsmarkt aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zu verlassen", so Drechsel.
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