Verzerrtes Seniorenbild: Statistiken differenzieren zu wenig
(Bonn) - Wie gesund sind die Menschen in Deutschland? Wie verteilt sich das Vermögen? Welche Altersgruppe nutzt welche technischen Geräte? Statistiken sind in vielerlei Hinsicht hilfreich, um Mängel, Bedürfnisse oder Konsumverhalten einzuschätzen. Das Bild, das von Menschen ab dem Rentenalter gezeichnet wird, ist jedoch oftmals verzerrt.
Eine aktuelle Studie zur Digitalisierung in Deutschland, zusammengefasst im D21 Digital Index 2020/2021 (1), zeigt: 52 Prozent der über 70 Jährigen nutzen das Internet. Wer sich auf solche Daten stützt, um zum Beispiel das Marktpotenzial einer digitalen Geschäftsidee für Senioren zu prüfen, sollte jedoch genauer hinschauen. Denn wenn man die Daten weiter aufschlüsselt, findet man unter den 70- bis 74-Jährigen 70 Prozent Internetnutzer. Bei den 75- bis 79-Jährigen sind es noch 48 Prozent, unter den 90- bis 99-Jährigen sind 25 Prozent digital dabei. Im Digital Index gelangt der interessierte Leser über einen QR-Code auf diese detailliertere Datenanalyse. In vielen Statistiken gibt es diese Möglichkeit jedoch nicht. Erhard Hackler, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Seniorenliga, hält das für problematisch: "Wer alle Älteren pauschal zusammenfasst, wird ihrer Vielfältigkeit nicht gerecht. Zwischen 65- und 100-Jährigen liegen fast zwei Generationen mit völlig unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten."
Nicht das Alter entscheidet, sondern die Lebenssituation
Ohnehin ist das kalendarische Alter kein guter Maßstab für Interessen, Einstellungen und Konsumverhalten. Viel entscheidender ist die persönliche Lebenssituation: Besteht der Wunsch, sich noch einmal zu verändern? Brauchen die betagten Eltern Unterstützung? Lässt die persönliche Mobilität nach? "Das sind die Fragen, die sich Unternehmen, Interessenverbände und nicht zuletzt die Politik stellen müssen, wenn sie die Situation der Älteren verstehen und verbessern wollen", fordert Hackler.
Preis für seniorenfreundliche Geschäftsideen
Aus dieser Motivation heraus unterstützt die Deutsche Seniorenliga seit 2018 den SENovation-Award, den ersten Gründerwettbewerb für seniorenfreundliche Innovationen. Ausgezeichnet werden digitale oder handfeste Geschäftsideen, die Lösungen für die Bedürfnisse älterer Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen anbieten. "Wir sind immer wieder überrascht, wie bunt die Palette der eingereichten Konzepte ist", sagt Frank Leyhausen, Initiator des SENovation-Awards. "Die Ideen reichen von alltagspraktischen Produkten wie dem Rauchmelder-Adapter oder der kippsicheren Teekanne über VR-Erlebnisse bis zu digitalen Lösungen zur Verbesserung der Pflege." Auch in diesem Jahr wird der SENovation-Award verliehen. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 30. Juni. Nähere Informationen unter www.senovation-award.de.
(1) D21 DIGITAL INDEX 2020/2021, Jährliches Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, eine Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Seniorenliga e.V.
Dr. Heike Behrbohm
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