"Vertrauen in die Zukunft ist aufgebraucht!"
(Duisburg) - Die Rezession ist abgeblasen! Oder doch nicht? Der aktuelle Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung rechnet nach großen Befürchtungen im Herbst nun lediglich mit einer Stagnation beziehungsweise einem Miniwachstum der deutschen Wirtschaft von 0,2 Prozent im laufenden Jahr. Die hiesigen Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie sehen das ganz anders: Ihnen setzen die multiplen Krisen der vergangenen Jahre und die schlechten Rahmenbedingungen des Wirtschaftsstandorts D massiv zu. "So massiv, dass langsam, aber sicher, das Vertrauen in die Zukunft aufgebraucht ist", sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes.
Die aktuelle Konjunkturumfrage des Verbandes in Kooperation mit METALL NRW gebe keineswegs Anlass zu Optimismus. Zwar bezeichneten immer noch 44 Prozent der befragten Unternehmen in der Rhein-Ruhr-Region ihre Geschäftslage als "gut" (2021: 24 Prozent) und 31 Prozent als "befriedigend" (2021: 53 Prozent). Für die kommenden sechs Monate rechnen jedoch knapp 40 Prozent mit schlechteren Geschäften - im Vorjahr waren das gerade mal 18 Prozent.
"Besonders die deutlich sinkenden Investitionsabsichten geben Anlass zur Sorge", so Schmitz. Rund ein Drittel der Firmen plane mit geringeren Investitionen im Inland (2021: 13 Prozent). "Ursachen sind nicht allein die aktuellen Krisen, sondern zunehmend strukturelle Probleme wie eine immer stärker überbordende Bürokratie und der kaum noch zu beherrschende Fachkräftemangel. Auch die schon immer hohen und nun absolut nicht mehr konkurrenzfähigen Strompreise spielen hier eine wichtige Rolle."
All das wirkt sich auch auf die Beschäftigungsentwicklung in der M+E-Branche aus: Nur ein Viertel der befragten Unternehmen plant für die kommenden sechs Monate Neueinstellungen (2021: 47 Prozent). 13 Prozent rechnen mit Entlassungen (2021: 12 Prozent) und 25 Prozent mit Kurzarbeit (2021: 12 Prozent).
Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und NRWs als Industriestandort stehe mittel- und langfristig auf dem Spiel, so Schmitz. Die Politik müsse sich noch viel stärker als bislang bewusst werden, dass die Industrie in ihrer gesamten Wertschöpfungsbreite und -tiefe die Basis für Arbeitsplätze und Wohlstand sei - und nicht nur die hübschen Teile, die keine Flächen benötigen, die keinen Dreck und keinen Lärm machen. "Jeder politische Beschluss, jede neue Verordnung und jedes neue Gesetz muss darauf geprüft werden, die Wirtschaft nicht noch mehr zu belasten. Vielmehr brauchen wir im Gegenzug klare Entlastungen und eindeutige Signale und Entscheidungen, die die Industrieakzeptanz in NRW und im Bund untermauern."
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