Vertrauen in die Wirtschaftspolitik anhaltend schlecht - BDS-Stimmungsbarometer Frühjahr 2024
(Fellbach) - Der Bund der Selbständigen Baden-Württemberg e.V. (BDS) hat sein halbjährliches Stimmungsbarometer veröffentlicht, das die anhaltend schlechte Stimmung unter den Mitgliedsunternehmen bestätigt. Die jüngste Umfrage zeigt: Unzufriedenheit und Zukunftsängste nehmen weiter zu, während das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik dramatisch fehlt.
Wirtschaftliche Lage trostlos
Die Ergebnisse des BDS-Stimmungsbarometers zeichnen ein eher stagnierendes bis pessimistisches Bild der aktuellen Geschäftslage der BDS-Mitglieder. Während andere Umfragen wie das aktuelle KFW-Ifo-Mittelstandsbarometer (1) eine leichte Verbesserung des Geschäftsklimas verzeichnen, beurteilen lediglich 32 Prozent (vs. 39 Prozent im Jahr 2023) der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Hinsichtlich der Erwartungen für die kommenden sechs Monate zeigt die Umfrage, dass mehr als die Hälfte der Befragten (60 Prozent) keine Veränderung erwarten. Allerdings rechnen 24 Prozent mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Dies deutet auf eine deutliche Unsicherheit und Vorsicht innerhalb der Unternehmen hin.
Investitionsbereitschaft auf Tiefpunkt
Die Bereitschaft zu investieren ist alarmierend niedrig. Nur 12 Prozent der teilnehmenden Unternehmen planen, ihre Investitionen zu steigern (vs.16 Prozent im Vorjahr), während 40 Prozent eine Absenkung der Investitionsausgaben vorsehen. Dies könnte auf eine Zurückhaltung bei neuen Investitionen aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten hinweisen.
Bürokratieabbau - eine unerfüllte Hoffnung
Bei den Top 3 der größten Herausforderungen für die Unternehmen hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert: Die größte Belastung bleibt der Bürokratieabbau (66 Prozent), gefolgt vom anhaltenden Fachkräftemangel (36 Prozent) und den steigenden Lohnkosten (36 Prozent). Generell wird eine zu hohe Abgabenlast (31 Prozent) angegeben, was sich auch in der Fragen nach den dringendsten politischen Themen widerspiegelt. Hier geben mehr als 43 Prozent an, dass die Unternehmenssteuer bzw. -abgaben mehr Beachtung finden müssen.
"Wo bleibt die realitätsnahe Unterstützung und Entlastung gerade der kleinen und mittleren Unternehmen", fragt Bettina Schmauder, Präsidentin des BDS Baden-Württemberg e.V. "Die aktuellen Wahlergebnisse zeigen, dass es fünf vor zwölf ist - das Vertrauen in eine zukunftsfähige Wirtschaftspolitik muss dringend wieder hergestellt werden."
Mindestlohndebatte spaltet: Kleine Unternehmen unter Druck
Die politisch diskutierte Erhöhung des Mindestlohns wird von über 40 Prozent der BDS-Mitglieder als (sehr) relevantes Problem betrachtet. Viele befürchten, dass ein höherer Mindestlohn das Lohngefüge zerstören könnte. Kommentare wie "Bei weiterem Anstieg keine Möglichkeiten, z. B. Arbeitnehmer über sechs Monate zu einem Trainee-Gehalt einzustellen" und "Unmut der Fachkräfte, dass der finanzielle Abstand der Löhne zu klein wird" verdeutlichen die Sorgen. So sehen sich die Unternehmen gezwungen, die Lohnkostensteigerungen durch Preiserhöhungen oder Stellenabbau zu kompensieren.
Politik in der Kritik: Vertrauen auf Tiefststand
Die Arbeit der Landes- und Bundesregierung erhält von den BDS-Mitgliedern ein vernichtendes Urteil. Die Bundesregierung wird mit einer Durchschnittsnote von 5,1 bewertet, was eine Verschlechterung gegenüber dem Sommer (5,0) darstellt. Die Landesregierung kommt auf eine Note von 4,1 (gegenüber 4,2 im Sommer). Diese Ergebnisse zeigen, dass die Politik in den Augen der kleinen und mittleren Unternehmen versagt.
Fazit
Die Umfrageergebnisse zeigen eine verhaltene bis pessimistische Stimmung unter den Befragten. Während die aktuelle Geschäftslage überwiegend als befriedigend angesehen wird, herrscht Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung. Besonders besorgniserregend sind die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage Deutschlands, die von einer deutlichen Mehrheit als schlecht eingeschätzt wird. Zudem stellen Bürokratismus und der Fachkräftemangel erhebliche Herausforderungen für die Unternehmen dar. Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt und die kleinen und mittleren Unternehmen wirksam unterstützt.
Zudem lässt das mangelnde Vertrauen in die Fähigkeit der Regierung, die Herausforderungen lösungsorientiert zu bewältigen gefährliche Entwicklungen zu - nicht nur für Unternehmen, sondern auch in der gesamten Gesellschaft.
* BDS-Stimmungsbarometer: Zeitraum vom 29.05. - 06.06.2024, 307 Teilnehmer
1 KFW-Ifo-Mittelstandsbarometer Mai 2024: https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Newsroom/Aktuelles/Pressemitteilungen-Details_809408.html
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