Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Verteilungspolitik: Eingriffe ohne Not

(Köln) - Die Globalisierung hat in den meisten Industrieländern nicht zu einer stärkeren Einkommenskonzentration geführt. Auf einer Skala von 0 (d.h., alle Bürger haben das gleiche Einkommen) bis 1 (d.h., ein Bürger hat alles, alle anderen haben nichts) erreichte der Gini-Koeffizient als Maß für die Einkommensverteilung in den neunziger Jahren in Deutschland im Schnitt einen Wert von weniger als 0,3. In den meisten skandinavischen Staaten lag er sogar nur bei gut 0,2, und selbst in den USA stand er zuletzt nur bei 0,34. Gegenüber den achtziger Jahren blieb der Gini-Koeffizient – und damit die Einkommensverteilung – in den Industriestaaten nahezu unverändert.

Angesichts der recht gleichmäßigen Einkommensstreuung bestünde eigentlich kein Anlass zu größeren staatlichen Umverteilungsaktivitäten. Tatsächlich aber hat die öffentliche Hand in den vergangenen Jahrzehnten in fast allen großen Volkswirtschaften immer stärker in die Märkte eingegriffen. So erreichte etwa in Deutschland der Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2000 gut 47 Prozent – fast 10 Prozentpunkte mehr als 1970. In Japan und Spanien kletterte die Staatsquote jeweils sogar um fast 20 Punkte auf rund 38 bzw. 41 Prozent. Gerade die sozialen Transfers wurden immer großzügiger gewährt: Sie machten in den Industrieländern im Jahr 2000 zwischen 10 und 19 Prozent des BIP aus – 30 Jahre zuvor waren es nur 5 bis 14 Prozent. Zu den wichtigsten Ursachen für die immer größere Umverteilungsmaschinerie gehört eine Politik, die Besitzstände wahrt, den Strukturwandel bremst und kurzfristige Erfolge sucht.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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