Verpackungsabfallmengen in Zeiten von Corona und zu Weihnachten / BDE präsentiert Umfrageergebnisse
(Berlin) - Auch im zu Ende gehenden Jahr hat das Pandemiegeschehen einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Abfallmengen in Haushalten in Deutschland. Zudem sind auch diesmal regionale Unterschiede beim Abfallaufkommen festzustellen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. unter seinen Mitgliedsunternehmen.
Demnach haben die Entsorger bei dem von November 2020 bis Mai 2021 andauernden "Lockdown light" eine Zunahme der Abfallmenge insbesondere bei Glas und Leichtverpackungen registriert. Das Ergebnis bestätigt den Trend aus dem Vorjahr: Das durch die Kontaktbeschränkungen ausgelöste intensivere häusliche Leben - im privaten, aber auch beruflichen Bereich - spiegelt sich auch in einer Mengenverschiebung der Abfallströme bei Glas, Altpapier und Kunststoffabfällen wider.
Insgesamt stellten die Unternehmen auch in diesem Jahr regionale Schwankungen fest. So ermittelten sie in den ersten Monaten des "Lockdown light" vereinzelt einen Zuwachs von 20 Prozent und mehr bei Altglas. Im Verlauf des zu Ende gehenden Jahres hat sich dieser Wert dann eingependelt. So ist festzustellen, dass die Altglas-Menge insgesamt seit Beginn der Pandemie um durchschnittlich knapp 7 Prozent zugenommen hat.
Papier, Pappe, Karton und Leichtverpackung: gestiegene Abfallmengen
Ein Anstieg der Abfallmenge ist auch bei Papier, Pappe und Karton festzustellen. Obwohl hier die Menge nach Gewicht zurückgegangen ist, hat es eine Volumensteigerung von bis zu 20 Prozent gegeben. Im Schnitt lag die Zunahme bei knapp 6 Prozent. Die Gründe sind hier im pandemiebedingen Zuwachs des Onlinehandels zu sehen, der zu mehr Verpackungsabfällen aus Karton führte. Die Volumensteigerung erklärt sich dadurch, dass die Verbraucher die Kartons beim Wegwerfen oft nicht falten und so das Volumen nicht wie nötig reduzieren.
Zuwächse sind in Zeiten der Pandemie auch bei den Leichtverpackungsabfällen zu verzeichnen. So stieg der Anteil der Leichtverpackungen aus Kunststoffen, Metallen und Verbundmaterialien regional unterschiedlich zwischen 5 und 10 Prozent. Deutschlandweit lag der Zuwachs im Schnitt bei 6,5 Prozent.
Mülltrennung wurde spürbar vernachlässigt
Mit Sorge sehen die deutschen Entsorger seit Beginn der Pandemie zudem eine spürbare Nachlässigkeit in Sachen Mülltrennung im zu Ende gehenden Jahr. So werde quer durch alle Abfallarten nicht optimal getrennt und Abfälle teilweise illegal entsorgt.
Traditionell rechnen die Entsorgungsunternehmen zu Weihnachten und zum Jahreswechsel mit einer weiteren Zunahme der Mengen beim Verpackungsabfall. Je nach Abfallart liegt die erwartete Steigerung im Dezember im Vergleich zum Vormonat bei bis zu 15 Prozent. Auch hier sind regionale Unterschiede zu verzeichnen.
Gründe für den Anstieg sind die üblichen saisonalen Entwicklungen zu Weihnachten, aber auch weiterhin das veränderte Einkaufsverhalten der Verbraucher im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Demnach rechnet ein Großteil der befragten Unternehmen auch bei den Leichtverpackungsmengen mit einem Zuwachs von durchschnittlich 8 Prozent.
Größter Mengenstrom: Papier, Pappe, Karton
Das Jahresaufkommen bei Leichtverpackungsabfall liegt nach aktuellen Destatis-Zahlen bei 35 Kilogramm pro Person im Jahr 2020. Pro Jahr sammeln die Unternehmen ca. 2,9 Millionen Tonnen Leichtverpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterialen bei den privaten Haushalten.
Auch der Anteil von Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton wird über die Feiertage erwartungsgemäß zunehmen. Hier prognostizieren die Statistiker des Verbandes einen ähnlichen Zuwachs wie im vergangenen Jahr um durchschnittlich 6,5 Prozent. Pro Kopf sind laut Destatis bei dieser Abfallart in 2020 im Schnitt 66 Kilogramm in Deutschland angefallen. Dies ist der größte Mengenstrom pro Kopf bei den untersuchten Abfallarten.
Einen Mengenzuwachs erwarten die Unternehmen auch beim Altglas. Dieser wird durchschnittlich mit einem Zuwachs von 8,5 Prozent gerechnet, jedoch mit starken regionalen Schwankungen von bis zu 15 Prozent mehr in Ballungsräumen. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 25 Kilogramm Altglas pro Kopf in Deutschland angefallen.
BDE-Präsident Peter Kurth erklärte zur Umfrageauswertung:
"Das Ergebnis unserer Umfrage bestätigt unsere über die Dauer der Pandemie gewonnene Einschätzung bei der Abfallmengenentwicklung. Die Verschiebung der Abfallmengenströme in den privaten Bereich verstetigt sich. Die Zahlen belegen, dass sich die Lebensführung in Zeiten von Corona weiterhin auf das private Umfeld konzentriert. Das Arbeitsleben findet immer noch verstärkt im Homeoffice statt. Besuche in Restaurants und Cafés sind weiterhin seltener. Das Privatleben spielt sich derzeit noch stärker in den heimischen vier Wänden ab. Dies macht sich auch in der Verteilung der Abfallmengen bemerkbar.
Die Umfrageergebnisse zeigen erneut, dass in Zeiten von Corona die Abfallvermeidung keine Priorität hat. Zur konkreten Abfallreduzierung bleibt den Verbrauchern im Moment vielfach nur die Möglichkeit genau zu überlegen, welche Artikel sie zu Weihnachten im Onlineshop oder im stationären Einzelhandel kaufen wollen."
Auch auf die Notwendigkeit der Abfalltrennung wies Kurth hin:
"Eine möglichst optimale Abfalltrennung ist die Voraussetzung für bestmögliches Recycling. Deshalb kommt es darauf an, Abfälle nach Abfallarten möglichst genau zu trennen. Sie sind die Basis für den Wiedereinsatz in neuen Produkten und Voraussetzung für eine Kreislaufwirtschaft, die diesen Namen auch verdient. Die Unternehmen unseres Wirtschaftszweigs leisten mit ihrer Tätigkeit auch in Zeiten von Corona und gerade zu Weihnachten einen unverzichtbaren Beitrag für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Unsere Mitgliedsunternehmen werden auch weiterhin ihre Aufgabe als Teil der kritischen Infrastruktur unseres Landes professionell erfüllen. Ich hoffe, dass sich die Ministerpräsidentenkonferenz bei ihrem morgigen Treffen mit Bundeskanzler Scholz zur Corona-Lage darauf verständigt, die Entsorgungswirtschaft erneut als systemrelevant anzuerkennen und sie der kritischen Infrastruktur zuzuordnen."
Quelle und Kontaktadresse:
BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V.
Bernhard Schodrowski, Leiter Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
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