Pressemitteilung | k.A.

Verordnungsverantwortung vollständig beim Arzt belassen

(Berlin) – Die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) e.V. lehnt die aut-idem-Lösung ab und kritisiert den diskutierten Millionen-Deal mit der Pharmaindustrie.

In einer Stellungnahme warnt die Versicherten- und Patientenvertretung vor der erheblichen Verunsicherung gerade älterer Menschen und chronisch Kranker, denen auf die Verordnung ihres Arztes unterschiedliche Medikamente mit unterschiedlichen Hilfs- und Zusatzstoffen ausgehändigt würden.

Unverträglichkeiten in folge von Medikamentenwechseln sind ein bekanntes Problem, das durchaus schwerwiegender Art sein könne, berichtete DGVP-Präsident Ekkehard Bahlo. Zudem würden die Patienten bei diesem Verfahren ohne Wunsch und Wissen zu Versuchskaninchen und ihre Bereitschaft zur Mitwirkung an der Therapie untergraben. Die DGVP sieht weiter haftungsrechtliche Probleme. Sie fordert daher, dass der Arzt als Therapieverantwortlicher weiterhin allein über die Auswahl des Medikamentes bestimmt. Die Versichertenvertretung bezweifelt darüber hinaus, dass sich das von der Bundesgesundheitsministerin geplante Sparziel mit der "aut-idem-Lösung" erreichen lässt.

Deutliche Kritik übte die DGVP ferner an den laufenden Verhandlungen der Bundesregierung mit der Pharmaindustrie. Gegen Zahlung einer Summe von 900 Millionen Mark über einen Zeitraum von zwei Jahren will die Pharmaindustrie von Ministerin Schmidt vorgesehene Sparmaßnahmen abwenden.

Ein solcher Handel ist für die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten nicht mehr nachvollziehbar. "Wir sind inzwischen schon allerhand hilflose Manöver mit dem Ziel der Kostensenkung gewöhnt - siehe aut-idem", stellte DGVP-Präsident Bahlo fest, "dass man der Bundesregierung jedoch politische Entscheidungen offen 'abkaufen' kann, ist unglaublich!" Ein solcher Loskauf wäre erstmalig. Er werfe nicht nur rechtliche Probleme, sondern auch eine Reihe grundsätzlicher Fragen zur Klarheit und zur Verantwortlichkeit politischer Entscheidungen insgesamt auf.

Es sehe sehr danach aus, als solle Politik jetzt durch modernen Ablasshandel ersetzt werden, sagte Bahlo und unterstrich, dass ein solcher Deal keinesfalls an die Stelle von grundlegenden Strukturreformen in der Gesundheitspolitik treten könne.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten e.V. (DGVP) Postfach 12 41 64630 Heppenheim Telefon: 06252/910744 Telefax: 06252/910745

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