Verleger missbrauchen publizistische Macht
(Bonn) - Der BDZV versucht, mit verwerflichen Mitteln Stimmung gegen die Gewerkschaften zu machen, erklärte DJV-Verhandlungsführer Hubert Engeroff am 13. Februar. Er reagierte damit auf eine offensichtlich beginnende Anzeigenkampagne des Verbandes, in der es unter anderem heißt: Deutscher Journalisten-Verband und ver.di beharren auf bis zu 35 Tage Urlaub und rund 14 Monatsgehältern für Redakteure. Die Anzeige war den Mitgliedsverlagen des BDZV zur Verbreitung empfohlen worden und erschien heute in der Allgemeinen Zeitung Mainz. Engeroff: Die Verleger missbrauchen ihre publizistische Macht, anstatt mit uns gemeinsam den Tarifkonflikt zu lösen.
Offensichtlich wolle der BDZV mit der Anzeigenkampagne der Versuch unternehmen, die Zerrissenheit auf der Verlegerseite vergessen zu machen. So hatte der Verleger der Nürnberger Nachrichten unlängst die Position des BDZV in einem Kommentar kritisiert: Die vom Verlegerverband zur Disposition gestellten tariflichen Regelungen sind nicht urplötzlich vom Himmel gefallen, sondern wurden über Jahre und Jahrzehnte hinweg von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gemeinsam vereinbart, schrieben Bruno Schnell und Michael Becker im Kommentar der Nürnberger Nachrichten vom 11. Februar. Wer Kernelemente der Tarifpolitik allein von der wirtschaftlichen Schön- oder Schlechtwetterlage abhängig macht, heißt es weiter, zerstört Vertrauen und gefährdet die Spielregeln des sozialen Konsenses.
Kritik gibt es auch aus der Geschäftsführung der Main-Post Würzburg. In einer Besprechung am 12. Februar wurde geäußert, die Forderung nach weniger Urlaubstagen für Redakteure sei Schwachsinn. Weniger Urlaubsgeld sei ebenfalls nicht sinnvoll. Der betriebliche Frieden hingegen sei wichtiger.
Offensichtlich will der BDZV die besonnenen Verleger in den eigenen Reihen mit den Anzeigen mundtot machen, so Engeroff. Es sei unverantwortlich, diese Auseinandersetzung öffentlich auf Kosten der Beschäftigten, der Leser und der Gewerkschaften zu führen. Mit Blick auf die siebte Verhandlungsrunde am kommenden Montag appelliere ich an die Verleger: Setzen Sie Vernunft und Augenmaß an die Stelle leerer Kampagnen, die von den Leserinnen und Lesern ohnehin entlarvt werden!
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