Pressemitteilung | Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Verlage und Autoren leisten wichtigen Beitrag zur auswärtigen Kulturpolitik

(Frankfurt) - Die Lizenzvergabe durch deutsche Verlage für Übersetzungen in Fremdsprachen nannte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Roland Ulmer, als „einen der wichtigsten Beiträge zur auswärtigen Kulturpolitik und Vorzeigebeispiel für Kooperation zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor“.

Im Jahr 2000 vergaben die an der Lizenzumfrage des Börsenvereins beteiligten deutschen Verlage insgesamt 4.759 Lizenzen in 65 Länder. Nach China, Tschechien und Russland werden die meisten Lizenzen vergeben. Roland Ulmer: „Hier leisten die deutschen Verlage und die Autoren einen bedeutenden kulturpolitischen Beitrag, in dem sie es Verlagen in ehemaligen Comecon-Ländern durch Verminderung der üblichen Lizenzgebühren um mehr als 50 Prozent überhaupt erst ermöglichen, einen Lizenzvertrag abzuschließen“.

Ulmer wies darauf hin, dass die Übersetzungsförderung in Deutschland in Höhe von ca. 1,2 Mio. DM längst nicht ausreiche, um auch nur einen Teil der aus devisenschwachen Ländern an deutsche Verlage herangetragenen Lizenzwünsche zu befriedigen. Während die bevölkerungsmäßig wesentlich kleineren Niederlande 3,9 Mio. DM oder Frankreich 2,6 Mio. DM im Jahr für Übersetzungsförderung aufwenden, stagniert die vom Auswärtigen Amt vergebene und über Goethe-Institut Inter Nationes in Deutschland organisierte Übersetzungshilfe seit Jahre bei 1,2 Mio. DM.

Auf die Bedeutung des Lizenzexports und der Übersetzung in Fremdsprachen in Zeiten der Globalisierung wies der Vorsitzende des Außenhandels-Ausschusses im Börsenverein, der Weinheimer Verleger Dr. Manfred Antoni, hin. Die kulturpolitische Bedeutung der Übersetzung deutscher Bücher in andere Sprachen sei gar nicht zu überschätzen. So entfielen im Jahr 2000 auf die osteuropäischen Sprachen insgesamt 36,4 Prozent aller Lizenzen. Gegenüber 1999 hat sich deren Anteil um 2,8 Prozentpunkte erhöht. Seit Mitte der 90er Jahre leisten die deutschen Verlage und Autoren in Richtung Mittel- und Osteuropa damit die in der Breite wohl bedeutendsten kulturelle Vermittlungsarbeit.

Kulturpolitische Förderung und wirtschaftliche Verwertung sind im Bereich der Lizenzvergabe nicht scharf voneinander zu trennen. Über die kulturpolitische Bedeutung der Lizenz eines Werks von Habermas nach Persien - wie beispielsweise 1998 von Suhrkamp an den Teheraner Verlag Nashre Nei vergeben - oder die Vergabe von Bloch-Lizenzen nach Vietnam, die Vergabe von Lizenzen der Werke Luhmanns oder Adornos nach China besteht kein Zweifel. Dass Verlage hier auch wirtschaftlich tätig sind - in vielen Fällen devisenschwacher Länder unter Verzicht auf die Berechnung der Weltmarktpreise - ist selbstverständlich.

Die Globalisierung der Wirtschaft und der Information hat dazu geführt, dass neben dem Englischen die mittleren und kleinen Sprachen noch größere Schwierigkeiten haben, international akzeptiert zu werden. Auch im Verlagswesen wird immer öfter das Vorliegen einer englischsprachigen Übersetzung zur Grundlage für die weitere Vermittlung von Lizenzen in andere Sprachräume. Amerikanische und englische Verlage scheuen jedoch in vielen Fällen die Übernahme der Übersetzungskosten. Deshalb ist die Zusammenarbeit von Goethe-Institut Inter Nationes mit den Verlagen so bedeutsam, durch die eine größere Präsenz von Übersetzungen aus dem Deutschen im englischen Sprachraum gefördert wird.

Roland Ulmer: „Die Übersetzungsförderung durch den Bund sollte wesentlich ernster genommen werden als bisher. In Zeiten der Globalisierung stehen wir in Konkurrenz mit anderen Nationen, die mit Vehemenz und erheblichen finanziellen Anstrengungen Übersetzungen aus ihren Sprachen fördern. Übersetzungsförderung ist eine der günstigsten Möglichkeiten sowohl kultur- als auch wirtschaftspolitisch mit relativ geringem Aufwand eine erhebliche Breitenwirkung zu erzielen.“

Quelle und Kontaktadresse:
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