Vergleichsstudien endlich ernst nehmen Bildungsgerechtigkeit bringt Elite
(Berlin) - Als bizarr charakterisiert der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger die derzeitige Elite-Diskussion. Deutschland kann nur wieder zu einem international geschätzten Bildungsstandort werden, wenn systematisch die sozialen Filter aus dem gesamten System der Bildung und Erziehung herausgenommen werden, betont Ludwig Eckinger. Elitenbildung ohne Breitenbildung würde unser jetziges Problem der Bildungsungerechtigkeit noch einmal zuspitzen. Migrantenkinder, Kinder aus nichtakademischen Haushalten und Kinder von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern haben deutlich geringere Chancen als Kinder aus bildungsnahen Familien, das Abitur und ein Hochschulstudium zu absolvieren. VBE-Vorsitzender Eckinger verlangt, dass die Reform des Föderalismus in Deutschland auch unter diesem Gesichtspunkt entwickelt wird. Bund, Länder und Kommunen müssen dringend eine gemeinsame Strategie gegen Bildungsungerechtigkeit entwickeln und umsetzen.
Die Abhängigkeit von Schulerfolg und sozialer Herkunft deute sich bereits in der Grundschule an, so Eckinger angesichts des vertieften IGLU-Ländervergleichs. Aus dieser Falle kommen wir nur heraus, unterstreicht Vorsitzender Ludwig Eckinger, wenn die Stärken der Grundschule als Ort gemeinsamen Lernens und individueller Förderung ausgebaut werden, und wenn wir allen Kindern eine frühkindliche Bildung und Erziehung und den Besuch eines Kindergartens angedeihen lassen können. Der Mangel an Plätzen in der Elementarphase treffe vor allem die Kinder aus anregungsarmen Haushalten. Damit werde schon in jüngsten Lebensjahren eine mögliche Bildungskarriere erschwert, kritisiert Ludwig Eckinger. Kinder aus bildungsfernen Haushalten würden mit einer drei- bis viermal höheren Wahrscheinlichkeit als Kinder aus sozial besser gestellten Haushalten später schlechte schulische Ergebnisse erreichen.
Die Finanzierung des deutschen Bildungssystems fällt entsprechend ungerecht aus. Der VBE-Vorsitzende verweist auf den OECD-Vergleich. In Deutschland würden für einen Primarschüler 3 818 Dollar aufgewendet, für einen Gymnasiasten aber 10 170 Dollar, fast das Doppelte des OECD-Durchschnitts. Die Bildung der sozial besser gestellten Schichten lassen wir uns deutlich mehr kosten als die Bildung der übrigen Bevölkerung. Die Zukunft der Gesellschaft sichern wir aber nur, wenn Elementar- und Primarphase als festes Fundament der Bildung anerkannt und ausgebaut werden, fordert Eckinger. Die Idee, auf ein selektives Schulsystem noch ein verschärft selektives Hochschulsystem draufzusetzen, beschädigt nicht nur die Demokratie, sondern verwechselt auch Elitenbildung mit Bildungsdünkel.
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