Pressemitteilung | (vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Verbraucherpolitik fehlt theoretisches Fundament / vzbv fordert Institut für Verbraucherforschung

(Berlin) - Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat Politik und Wissenschaft zu einer Belebung der Verbraucherforschung als wichtiges Fundament der Neuausrichtung der Verbraucherpolitik aufgerufen. „Die Zeit ist reif für eine neue Verbraucherforschung und eine neue Theorie der Verbraucherpolitik“, so Prof. Dr. Edda Müller in Berlin. Beim Aufbau des Politikfelds Verbraucherpolitik sei der Bereich der Forschung bisher gänzlich zu kurz gekommen. Das theoretische Fundament müsse durch einen neuen Forschungsschwerpunkt im Bundesbildungsministerium zur Verbraucherforschung entwickelt werden. Darüber hinaus fordert der vzbv ein von Bund und Ländern gefördertes Institut für Verbraucherforschung zum Aufbau einer interdisziplinären Verbraucherforschung.

Den Zustand der verbraucher- und verbraucherpolitisch orientierten Forschung in Deutschland bezeichnete der vzbv als beklagenswert. „Die Verbraucherpolitik hat ein deutliches Theoriedefizit“, so Edda Müller. Dominierend sei eine durch die Marktinteressen der Anbieterseite geprägte Konsumforschung, die sich rein auf das Konsumverhalten der Verbraucher beschränkt. „ In einer Marktwirtschaft brauchen wir nicht nur Studien, die untersuchen, welches Knistergeräusch einer Chipstüte den Absatz besonders fördert, sondern auch dazu, wie Verbraucherschutz die Wirtschaft ankurbeln kann“. Eine solch problemorientierte Forschung als Grundlage für politische und wirtschaftliche Entscheidungen existiere derzeit nicht. Dies sei vor allem wichtig, um Unternehmen von der ökonomischen Notwendigkeit einer aktiven Verbraucherpolitik zu überzeugen. Einige politische Programme aus jüngster Vergangenheit enthielten durchaus positive Ansätze, diese reichten jedoch nicht aus. Anspruch einer neuen Verbraucherforschung müsse es sein, komplexe Zusammenhänge der Konsumgesellschaft aufzuzeigen und zu analysieren, Strategien für die verbraucherpolitischen Instrumente zu konzipieren und Handlungsfelder zu konkretisieren. Von zentraler Bedeutung sei die Fragestellung, wodurch das Konsumverhalten der Verbraucher gesteuert und welche Auswirkungen dies auf regionale und globale Märkte hat.

Für viele bedeute Verbraucherpolitik lediglich, den Anbieterwettbewerb durch Maßnahmen zum Schutz der Verbraucher zu flankieren. In dem Maße jedoch, in dem die nationale Politik zunehmend weniger in der Lage sei, die Qualität des Angebots von Gütern und Dienstleistungen zu regulieren, komme der Verbraucherpolitik eine gesamtgesellschaftliche Gestaltungsfunktion zu. Demnach sei Verbraucherpolitik ein wesentlicher Standortfaktor, ein Motor für eine nachhaltige Zukunft. „Die Wirtschaft sollte daher ein vitales Interesse an mehr Verbraucherschutz und einer aktiven Verbraucherpolitik haben“, so Edda Müller.

Mit der heutigen (8.Oktober 2003) Veranstaltung „Verbraucherforschung in Deutschland“ will der vzbv das derzeitige Theoriedefizit der Verbraucherpolitik thematisieren und im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Wissenschaft Anstöße für eine Neuausrichtung der Verbraucherforschung geben. Präsentiert werden unter anderem Ergebnisse einer Studie zum „Stand der Verbraucherforschung in Deutschland“ vorstellen.

Quelle und Kontaktadresse:
vzbv Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin Telefon: 030/258000, Telefax: 030/25800218

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