Pressemitteilung |

Verbraucher haben Recht(e) / Aufruf zum Weltverbrauchertag

(Bonn) - Anlässlich des diesjährigen Weltverbrauchertags fordern Verbraucher-, Umwelt- und Tierschützer in einem gemeinsamen Appell, dem Gemeinnutz Vorrang vor dem Eigennutz zu geben. Angesichts globaler Märkte und weltweiter Warenströme kommt es mehr denn je darauf an, wertorientierte Produktions- und Kaufentscheidungen zu treffen. Der Deutsche Tierschutzbund und die Stiftung Europäisches Naturerbe nehmen darum gemeinsam mit dem Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände (BVZV) den Weltverbrauchertag zum Anlass, einen Aufruf an Politik, Wirtschaft und Verbraucher zu richten und ein Positionspapier vorzulegen. "Verbraucher sollten ihre Macht entdecken und sie verantwortlich ausüben" betont Prof. Dr. Edda Müller, Vorstand des BVZV. "Verbraucherinteressen sind untrennbar auch verbunden mit Umwelt- und Tierschutz, denn es ist nicht im Sinne des Verbrauchers, dass auf Kosten des Gemeinwohls, der Umwelt, der Tiere und sozialer Gerechtigkeit produziert und konsumiert wird."

Die aktuelle BSE-Krise hat uns gelehrt, dass eine Orientierung an eigennützigen kurzsichtigen Anbieter- und Verbraucherinteressen weder den Produzenten noch den Konsumenten dient. Die Reparaturkosten tragen alle. Sie belasten vor allem die Verbraucher als Steuerzahler und engen den finanziellen Spielraum ein, rasch und wirkungsvoll die Agrarpolitik im Interesse von Landwirten und Verbrauchern in Richtung eines nachhaltigen, qualitativen Konsums um zu steuern.
Vom Kindergarten bis zur Kantine muss vermittelt werden, dass sich nachhaltiger Konsum lohnt und dass es zu "billig essen" die Alternative "besser essen" gibt. "Verbraucher müssen die Möglichkeit haben, ihre Macht zu nutzen und als mündige Bürger ihre Kaufentscheidung zu treffen", erklärt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Der Verbraucher muss erkennen können, ob er mit dem Kauf eines Produktes Tierversuche oder Tierquälerei in der sogenannten Nutztierhaltung unterstützt. Dafür brauchen wir klare Kennzeichnungen und entsprechende Kontrollen. Die "Bauernhofidylle" auf der Verpackung von Käfigeiern ist Betrug. Eine tiergerechte Landwirtschaft ist der Grundsockel für den Verbraucherschutz."

Freier Handel und der internationale Standortwettbewerb dürfen den Schutz von Menschenrechten, Umwelt und Natur nicht ausgrenzen. Raubbau an der Natur, Zerstörung von Ressourcen und Ausbeutung von Arbeitskräften findet heute jenseits unserer eigenen Haustür in Entwicklungs- und Schwellenländern statt. "Die Produktion darf nicht - wie bisher - die Natur massiv manipulieren, sondern muss natürliche Prozesse zum Wohle von Mensch, Umwelt und Tier nutzen", fordert Lutz Ribbe, Umweltpolitischer Direktor von Euronatur.

Die derzeitige Absatzkrise bei Rindfleisch signalisiert, dass es Verbrauchern nicht gleichgültig ist, wie ihre Lebensmittel erzeugt werden. Dieser Lernprozess muss verstärkt und offensiv vorangetrieben werden durch:
Aufklärungs- und Informationskampagnen, unabhängige Verbraucher- und Betroffenenberatung und Verbraucherbildung.

Im Sinne eines vorsorgenden Verbraucherschutzes, der die Verantwortung für risikobehaftete Produktion nicht der Allgemeinheit auflastet, muss es verbesserte Instrumente geben. Hierzu gehören:

Risikofonds bei den Unternehmen für Produkte und Techniken, für die ein Schaden an Gesundheit und Umwelt nicht ausgeschlossen werden kann.

Gruppenklage, um die Verbraucher bei der Durchsetzung von Schadensersatzansprüche zu stärken.

Beweiserleichterung im Bereich von Arzthaftung und Umweltschäden, die den Klageweg für Verbraucher erleichtern würden.

Beschwerdesysteme im grenzüberschreitenden Handel, die verbraucherfreundlich und transparent sind.

Die Lobby der Verbraucher muss gestärkt werden, indem Verbände mit effektiven Rechten und Mitteln ausgestattet werden, um sich an der Arbeit nationaler und internationaler Gremien (z.B.. WTO, WHO, ISO, CEN) wirksam beteiligen zu können.

Ein Verbraucher-Informationsgesetz sollte den öffentlichen Zugang zu staatlichen Prüfergebnissen und Bewertungen sicher stellen und Unternehmen verpflichten, öffentlich zugängliche Transparenz-Datenbanken aufzubauen.
Der Staat sollte mit gutem Beispiel vorangehen und die Vergabe von Aufträgen und Beschaffungen an die Erfüllungen von Nachhaltigkeits- und Qualitätskriterien binden, ob beim Speisenangebot in der Kantine oder bei Neu- und Umbaumaßnahmen.

Unternehmen dürfen sich nicht allein dem shareholder-value verpflichten, sondern müssen auch soziale Verantwortung übernehmen und nachhaltigen Konsum fördern. Der Lebensmitteleinzelhandel sollte sich freiwillig verpflichten, zum Beispiel eine bestimmte Menge ökologisch erzeugter Nahrungsmittel und tierversuchsfreier Kosmetika anzubieten.

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. (AGV) Heilsbachstr. 20 53123 Bonn Telefon: 0228/64890 Telefax: 0228/644258

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