Verband Niedersächsischer Lehrkräfte: Zur weiteren Gestaltung der Schule in Zeiten von Corona in Niedersachsen erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR
(Hannover) - "Machen wir uns nichts vor, das aktuelle Schuljahr ist gelaufen. Der Lernzuwachs der Schülerinnen und Schüler wird sich in engen Grenzen halten, wenn überhaupt ein solcher messbar sein sollte. Außergewöhnliche Zeiten brauchen auch außergewöhnliche Maßnahmen. So ist es zu begrüßen, wenn verschiedene gesellschaftliche und politische Gruppierungen sich konkrete Gedanken zur Gestaltung der Schule während der Coronakrise machen. Diese müssen jedoch praktikabel und ideologiefrei sein.
So halten wir Forderungen wie "Durchschnittsnoten statt Prüfungsstress" oder ein pauschales "Kein Sitzenbleiben" für Ideen, die den Schülerinnen und Schülern im Leben nicht helfen werden. Im Gegenteil, Erfolg und Misserfolg gehören zum Erwachsenwerden. "Das Leben ist nicht umsonst zu haben!" heißt es nicht ohne Grund im Volksmund.
Die Notwendigkeit einer Absage der Abschlussprüfungen sehen wir derzeit noch nicht. Der Wert der einzelnen Abschlüsse muss bewahrt bleiben. Daher sollte der Verzicht auf Abschlussprüfungen weiterhin die allerletzte Möglichkeit sein. Grundsätzlich sollte auch im Schulbereich nach dem Prinzip "in dubio pro reo", im Zweifel für den Angeklagten, hier Schüler, verfahren werden. Größere Probleme sehen wir dagegen für die Zeit ab Mitte Mai, wenn weitere Jahrgänge zum Präsenzunterricht in die Schulen zurückkehren werden.
Ein grundsätzliches Problem bleibt jedoch die Umsetzung des "Home Learnings". Nicht alle Schülerinnen und Schüler sind in der komfortablen Lage, einen eigenen Arbeitsplatz und/oder Internetzugang zur Verfügung haben. Das trifft nicht nur auf Familien unter schwierigen sozioökonomischen Bedingungen, sondern auch auf alle Familien zu, deren Erziehungsberichtigte selbst in Homeoffice einen Arbeitsplatz und/oder Computerzugang nutzen müssen. Hier droht weiterhin nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Ungleichheit.
Oberste Priorität müssen auf alle Fälle der Schutz vor Ansteckung und die Sicherheit aller an Schule Beteiligten haben. Sie dürfen keinerlei gesundheitlichen Risiken ausgesetzt werden."
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